EPICRENEL aus Finnland versuchen sich an Power Metal und das gelingt ihnen richtig gut, denn obendrauf gibt es noch irgendwas zwischen „Burgfräulein-Sound" und „Weihnachtsähnlichen Kling Klang", zumindest beim instrumentalen Intro „The Calling". Klingt komisch, aber sehr interessant, denn stellenweise werden EPICRENEL richtig crazy, dass man meinen könnte SIGHT meets Power Metal.
Ein Blick auf die Webpräsenz der Band zeigt, dass deren Ursprung deutlich im Mittelalter liegt und Schwert, Amboss und Co. gerne gesehene Accessoires sind. Der Gesang ist kräftig und offen, stoppt aber treffsicher vor der Schmalzgrenze ab. Die Hooks stoppen dafür erst, wenn sie sich erbarmungslos im Ohr des Hörers festgesetzt haben. Eingängigkeit trifft Können, EPICRENEL überzeugen selbst sich mich, die nur gelegentlich zu Power Metal greift. Der symphonische Teil wird relativ gering gehalten und so geschickt in das Riffing eingebaut, dass er nicht zu dick klingt sondern einfach mit dem Rest der Musik harmoniert. „The Crystal Throne" geht konstant nach vorne und fast jedes Stück liegt über vier Minuten. Teilweise dreschen EPICRENEL derbe in die Saiten und belasten die Nacken wie bei „Wall Of The Cave", verlieren sich dann aber leider von Zeit zu Zeit in Tastenwahnsinn und Gitarrenfrickelei, die in dieser sinnfreien Intensität nicht notwendig gewesen wären („Guardian Fellhound").
Dass EPICRENEL auf den Punkt und ganz besonders rasant spielen können, als ob es kein Morgen gäbe, hört man auch so. EPICRENEL klingen nach weitschweifigen Gefechten und verbinden phantastische Atmosphäre vorbildlich mit harten Klängen. Dabei achten die Finnen zu gleichen Teilen auf Melodie und qualitative Gitarrenarbeit. Fans des Genres werden begeistert sein, von „The Crystal Throne" und selbst ich als Gelegenheitskonsumentin muss sagen: Eine verdammt gute Platte und ich würde eine Wette eingehen, dass EPICRENEL auf dieser Platte jeden Ton gespielt haben, den es gibt.