Für den erneut vorbildlichen Klang zeichnet wie schon beim Vorgänger „Pandemonium" VOLBEAT Haus und Hof Produzent Jacob Hansen verantwortlich.
Warum Gitarrist Ken Hammer oft und gerne das Riffmonster genannt wird, kann man auch auf „Motherland" eindrucksvoll erleben. Egal, ob heftige Rocknummern wie „To Fool A Nation", "The Iceman" oder „Who What Where When Why", ruhigere Songs wie "Sad To See You Suffer" oder "Wasted", der Mann scheint fette Riffs nur so aus dem Ärmel zu schütteln, als wäre es das Einfachste auf der Welt. Da spielt es auch keine Rolle, dass Morton Sandager seine Keyboards im Vergleich zu den letzten Alben etwas mehr nach vorne schieben konnte. Ohne die Gitarrenarbeit von Ken oder der genial rauchige Stimme von Ronnie würde es die PRETTY MAIDS nicht mehr geben.
„Motherland" ist das zwölfte reguläre Studioalbum der Band, und weder die Spielfreude noch die Kreativität beim Songwriting haben darunter gelitten. Der Einstieg mit „Mother Of All Lies", durch treibende Beats und gelungene Lyrics veredelt, ist mehr als gelungen. Auch „To Fool A Nation" zeigt die Dänen textlich eher von ihrer nachdenklicheren und kritischen Seite. PRETTY MAIDS als politisch zu bezeichnen, wäre wohl etwas zu weit hergeholt, aber bereits in der Vergangenheit hat Atkins in seine Lyrics gelegentlich seine Meinung zu aktuellen Themen Kund getan.
„Confession", das mich etwas an die Einleitung zu „Sankes Of Eden" erinnert, dient als Intro zum megastarken „The Iceman", das nach dem eher verträumten Prelude fast schon brachial loslegt und Ohrwurmqualitäten besitzt. „Sad To See You Suffer" fällt für mich etwas ab, da hab ich von PRETTY MAIDS andere Balladen im Ohr, die mich über Jahre verfolgt haben. Auch das folgende, zwar mächtig und voluminös klingende „Hooligan" hat mich nicht wirklich vom Hocker. Natürlich muss sich auch diese Band an ihrem Backkatalog messen lassen, und da geht die Nummer zwar als nett aber auch nicht mehr durch. „Infinity" ist wieder ein ruhigerer Song im Midtempobereich, irgendwo zwischen Ballade und Rock angesiedelt. Vor allem im Refrain zeigt der Titel die Trademarks, die ich bei PRETTY MAIDS so liebe.
„Why So Serious" ist dann auch wieder so ein typisch treibender Kracher, bei dem live mit Sicherheit der Mob toben wird, auch wenn der Song für mich eher etwas konfus wirkt. Mit dem Titelsong setzen sich PRETTY MAIDS dann mal wieder die Krone auf. So kennt man die Band und so will ich sie hören. Treibende Rhythmen, fette Riffs, ein mehr als eingängiger Melodiebogen und eine unglaubliche Dynamik. „I See Ghosts" ist für PM Verhältnisse ein eher mittelmäßiger Rocker, jede andere Band hätte damit wahrscheinlich einen dicken Hit. So kann es eben gehen, wenn man so viele starke Alben am Start hat und die Erwartungshaltung dementsprechend hoch ist.
Neben „Motherland" ist „Bullet For You" mein absoluter Fave auf dem Album. Ich kann jetzt gar sagen, warum mich der Song so anfixt, aber er läuft seitdem ich die Scheibe habe in Dauerrotation. Das gilt auch für „Who What Where When Why", das neben den musikalischen Qualitäten auch durch die spannenden Lyrics gefällt. Treibend, brachial, melodiös, mit etwas Bombast garniert, so kann man dann den Rausschmeißer „Wasted" bezeichnen. Hier wird der Spannungsbogen durch zahlreiche Tempiwechsel hochgehalten und bildet einen würdigen Abschluss für ein starkes PRETTY MAIDS Album.
Fazit: Wenn man „Motherland" etwas vorwerfen kann, dann das Fehlen eines wirklichen Smashhits der Marke „Little Drops Of Heaven", „Savage Heart", „Yellow Rain" oder „Future World". Es sind zwar einige Highlights dabei, aber ich bin mir nicht sicher ob sie das Zeug dazu haben, sich so ausdauernd in den persönlichen Highlightlisten zu halten wie viele andere Songs der Dänen.
Ansonsten machen PRETTY MAIDS das, was sie am besten können und womit sie ihre treuen Fans seit Jahrzehnten bei der Stange halten: Sie rocken mit einem unglaublichen Gespür für eingängige Melodien was das Zeug hält und halten dabei die Qualität fast aller Songs bemerkenswert hoch. Die Liveshows der „Mädels" sind immer ihr Geld wert, und auch wenn es wohl nicht alle Songs von „Motherland" auf die Live Setlist schaffen, werden Ken und Co. nicht daran vorbei kommen, Songs wie „The Iceman", „To Fool A Nation", „Why So Serious" oder „Motherland" einzubauen. Thumbs up again!
Es gibt nicht viele Bands, die über mehrere Dekaden mit einer beachtlichen Regelmäßigkeit starke Alben auf den Markt bringt. Die Dänen PRETTY MAIDS gehören definitiv dazu. Dabei konnten auch diverse Line Up Wechsel die beiden Macher Ken Hammer (guitars) und Ronnie Atkins (vocals) nicht von ihrem Weg abbringen. In der aktuellen Besetzung rocken die Unermüdlichen jetzt bereits schon einige Jahre durch die Welt, was man der Langrille „Motherland" auch anhören kann.
Dirk
Musik: Hard Rock, Heavy Metal, Power Metal, Blues
Bands: Thin Lizzy, Gary Moore, Dio, Savatage, Bloodbound, Y&T, Edguy, Iron Maiden, Judas Priest, W.A.S.P.
Aktueller Dauerrotierer: Herman Frank - The Devil Rides Out