Mit der Veröffentlichungspolitik ihres letzten Albums "The Lord Of Steel" haben sich MANOWAR keinen Gefallen getan. Krankte die Hammer Edition an einem fies knarzenden Bass, der das Hörvergnügen stark trübte, ließ die Retail Edition mit neuem, nicht unbedingt besserem Mix der Songs die Höhen und jegliche Dynamik vermissen. Mit der EP "The Lord Of Steel Live" lässt das True Metal-Gespann sein aktuelles Album nochmals Revue passieren und auf einen besseren Sound der Live-Tracks hoffen.
Die Trackliste beschränkt sich bis auf “Thunder In The Sky” von der gleichnamigen EP auf Material des letzten Studioalbums. Aufgenommen wurden die Songs in Italien, Tschechien, Finnland, Deutschland, Russland und Schweden; um den Live-Klang kümmerte sich Joey DeMaio persönlich. Vermutlich ist genau das der Knackpunkt an dieser EP: Zwar klingt der Bass live deutlich besser als auf den Studioversionen der "The Lord Of Steel"-Nummern, doch der Mix ist - zumindest im Vergleich mit vergangenen MANOWAR Live-Releases - ungewöhnlich dünn und drucklos. Das könnte daran liegen, dass Joey DeMaio seinem eigenen Instrument zu viel Beachtung schenkt, worunter besonders Karl Logan leidet. Würde sein Instrument noch leiser gedreht, bräuchten MANOWAR gar keinen Gitarristen mehr. Auch die Drums kamen auf "Hell On Stage" oder "Gods Of War" deutlich fetter rüber und haben zudem einen künstlichen Touch, wenn Effekte aus den Boxen tönen, die man von den Studioversionen kennt (z.B. das Zischen im Drum-Intro von "The Lord Of Steel"). Eric Adams ist wie eh und je der Fels in der Brandung, auch wenn seine Screams immer seltener werden. Aber auch ein Ausnahmesänger wird schließlich nicht jünger.
Das Publikum auf dieser Veröffentlichung ist seltsam abgemischt. Man nimmt Reaktionen wie Pfiffe und Klatschen wahr, sie tauchen aber urplötzlich auf und verschwinden genauso schnell wieder. Richtige Fangesänge wie in "Hail, Kill And Die" sind leider die Ausnahme. Die Songauswahl geht in Ordnung, es ist allerdings schade, dass "Touch The Sky" und "Righteous Glory" nicht aufgenommen wurden. Wenigstens wurden mit der Trackliste Dopplungen mit vorherigen Live-Releases vermieden.
MANOWAR-Fans kommen um diese EP, die es in digitaler Form bereits bei iTunes zu kaufen gibt, wohl kaum herum und werden sich vermutlich nicht am extrem laschen Sound stören, dem es wie auch dem Album an Dynamik fehlt. Neueinsteigern oder Interessierten, die noch kein Livealbum von MANOWAR besitzen, rate ich allerdings zu "Hell On Wheels", "Hell On Stage" oder "Gods Of War" - nicht nur wegen des Sounds, sondern auch wegen der Songs.
Chrischi
Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten
Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...