„Hail To The King“ ist das sechste Studioalbum der charterprobten Amerikaner AVENGED SEVENFOLD – und das erste, auf dem Originaldrummer James „The Rev“ Sullivan (RIP!) nicht mehr zu hören ist.
Düstere Fanfaren leiten den ersten Track „Shepherd Of Fire“ ein. Danach geht es in ein SLAYER-artiges Riff über, gefolgt von einem Stakkato-Riff in der Strophe. Der Refrain ist nicht ganz so ausladend und auffällig, wie ich es bei einem AVENGED SEVENFOLD-Opener erwartet hätte (man höre den ersten Songs des letztens Albums „Nightmare“). In der Songmitte lässt dann eine Sprachpassage aufhorchen, die sehr an „Enter Sandman“ von Metallica erinnert. Die Grundpfeiler des AVENGED SEVENFOLD-Sounds scheinen noch zu stehen: das Riffing, der melodische Gesang und die gewisse Eingängigkeit, die in den Songs steckt.
Der Titeltrack, der als erster Vorgeschmack auf das Album veröffentlicht wurde und auf den amerikanischen Radiosendern auf und ab lief, ist dagegen eine kleine Enttäuschung. Das Riffing ist ziemlich simpel, wird aber zum Glück durch ein schönes Solo aufgelockert. Dennoch kann man nicht anders, als kaltes Kalkül zu wittern: „Hey!“-Gegröle im Hintergrund, einfacher und extrem eingängiger Chorus, simple Struktur – der Song scheint für die Radiosender geschrieben worden zu sein. Die Band ist eindeutig zu mehr fähig!
Während „Doing Time“ etwas unfertig wirkt, bilden „Requiem“ und „Crimson Day“ den emotionalen Kern des Albums und verleihen dem ganzen Tiefe. Bei letzterem und auch bei „This Means War“ wird jedoch überdeutlich, dass das selbstbetitelte METALLICA-Album mehr als nur einmal in den CD-Playern der Band rotiert haben muss. Am Ende des Albums wartet dann mit „Acid Rain“ eine sehr starke Ballade, die neben einem Piano auch mit Streichern und Perkussion-Elementen überzeugt.
AVENGED SEVENFOLD vermischen die muskalischen Aspekte legendärer Metalbands wie METALLICA, SLAYER und PANTERA gekonnt und verbinden diese mit massenkompatiblen Strukturen – eine Mischung, die wirkt: Das Album ist rifflastig genug für echte Metaller und eingängig genug, um auch jüngeren Hörern und Freunden von poppigerem Material zu gefallen. Auch wenn es an manchen Stellen leicht konstruiert wird, ist „Hail To The King“ ein Album, das man gehört haben sollte – auch wenn es leider nicht an das starke „Nightmare“ von 2010 heranreicht.
Den stark riffenden und eingängigen „Nightmare“ und „Welcome To The Family“ kann „Hail To The King“ leider genau so wenig Ebenbürtiges entgegensetzen, wie dem treibenden „Danger Line“ oder dem todtraurigen, sehr berührenden „So Far Away“. Das 2010er Werk war einfach um einiges inspirierter, abwechslungsreicher und dynamischer – aber da AVENGED SEVENFOLD ein hohes Grundlevel haben, ist das Jammern auf hohem Niveau. Den zahlreichen Fans wird die Scheibe sowieso gefallen und der Band nochmal einen zusätzlichen Wachstumsschub verpassen.