Einst frönten die Italiener von STORMLORD noch dem Death Metal, doch dies war nur eine kurze Phase vor gut zwanzig Jahren. Die Drehung zu symphonischem Black Metal gelang, manchem waren die Keyboads etwas zu dominant. Doch trotz mehrerer Scheiben kam die Band wenig aus ihrem Schattendasein heraus, vielleicht war der Schatten norwegischer Symphoniker zu groß. Auf „Mare Nostrum" ging es noch melodisch-schwarz zur Sache, zu dem fünften Longplayer „Hesperia" passt eventuell die obige Genrebezeichnung besser – zumindest für die Schubladen-Orientierung.
Episch ist auch der Einstieg, während das Schlagwerk ein großes Orchester zum Aufbau des ersten Monuments antreibt. Untermalt von eben jenen Streichern zeichnen auch die Sechssaiter hübsche Melodiebögen in den Himmel, der von den harten Vocals zerschnitten wird. Variable Screams und Growls bis hin zu Sprechgesang wird geboten, der unterdessen in einer filmisch anmutenden Sequenz mit Pferdegewieher konkurriert.
Mit „Motherland" folgt ein orientalisch angehauchter Track, in welchem tänzerische Drums und Harmonien die Beine zucken lassen. Obwohl die Songs manchmal recht komplex strukturiert sind, lassen sich immer wieder Tonfolgen finden, die einem Halt geben und auf die man sich freuen kann.
Gelungen ist auch der Einsatz weiblicher Vocals, der in einigen Songs den symphonischen Charakter noch weiter unterstreicht. Im Titeltrack wird jedoch mehr auf schwermütige Langsamkeit gesetzt, während sowohl die rohe Stimmbandarbeit als auch sanfte Zwischenspiele zum Einsatz kommen. „Hesperia", die „Abendliche" aus der griechischen Mythologie, wird mit melancholischem Trübsinn erzählt, wodurch die Stimmung ins nächtliche Dunkel abdriftet.
Als die STORMLORDs nach Rom wandern, wird der Knüppel wieder ausgepackt. „Onward To Roma" geizt natürlich ebenso nicht mit Streicherelementen, und der tiefe Männerchor verkörpert prima im Marschrhythmus diese Wanderung.
Nach einem elegischen Klavierzwischenspiel wird für die letzten beiden Tracks nochmals der Dampfhammer angeschmissen. Harte Riffs und nette Töne werden zu Melo-Death, der mit fiesem Gesang an Aggressivität gewinnt. Über neun Minuten dauert schließlich das Abschluss-Epos, welches nochmals alle Stärken vereint, von spielerischem Klimpern über orchestralen Bombast mit Gitarrensolo hin zu metallischem Sound, der hier jedoch selten Vollgas gibt. Klasse wirkt gegen Ende der düstere Klargesang, auch kombiniert mit schwarzem Kreischen, bevor das Album (fast zu) abrupt vorbei ist.
Deutlich mehr epische Orchestrierung als KEEP OF KALESSIN fahren die Italiener von STORMLORD auf. Christiano Borchi meinte einst in einem Interview, dass Melodien im italienischen Blut lägen. Da mag er Recht haben, und das ist auch kein schlimmes Merkmal.
STORMLORD gelingt es, extremen Metal mit symphonischen Elementen anzureichern, so dass die Balance stimmt. Die Melodien machen Spaß und die Härte knallt trotzdem aus den Boxen. Eingefleischte Schwarzmetaller wird diese Scheibe kaum interessieren. Doch wer sich in den Bereichen von DIMMU BORGIR und Konsorten zu Hause fühlt, sollte sich das Album der zu Unrecht so wenig beachteten Südländer zulegen.
Manuel
"Größtenteils harmlos."