AEONS CONFER machen keine halben Sachen. Rund sieben Jahre nahmen die Hamburger sich Zeit, um nach zwei EPs und einer Video-Mini ihr Albumdebüt „Symphonies Of Saturnus" aus der Taufe zu heben. Die Mühe hat sich gelohnt: Die sechs Musiker lassen auf der komplett in Eigenregie entstandenen Scheibe derart versiert ihre Muskeln spielen, dass niemand daran vorbeikommt, der sich für modernen Symphonic Dark Metal interessiert.
„Symphonies Of Saturnus" ist ein Konzeptalbum und erzählt in rund 80 Minuten die Geschichte eines Protagonisten, der sich unter dem Einfluss saturnischer Macht von einem menschlichen zu einem extraterrestrischen Wesen wandelt. "Der Saturn spiegelt Sinn, kehrt ihn ins Gegenteil und führt zu einer Verschmelzung von Widersprüchen zu einem Ganzen", erklärt Sänger Bernhard. "Auf seiner dystopischen, verstörenden und Selbstverständlichkeiten in Frage stellenden Reise löst sich der Auserwählte immer mehr von einer durch Lügen und Heuchelei geprägten Welt. Diese führt die erwachsende Lebensform in aller Konsequenz und Vehemenz ihrem unvermeidlichen Schicksal zu. Das apokalyptische Szenario verbindet die Einsicht der Selbstentfaltung durch das Leid als eines der zentralen Einflussgrößen mit einer Aussicht des Niedergangs als Aufstieg."
Wie viel Mühe die Band auch in die musikalische Ausarbeitung der 14 Tracks gesteckt hat, wird bereits im düster-spacigen Auftakt „Signals" deutlich. Wie ein Filmsoundtrack eröffnet das Spoken-Word Intro den apokalyptischen Reigen und leitet nahtlos in das pechschwarze Blastgewitter „ESP" über. Hier regiert Black Metal mit Industrial-Schlagseite und kraftvollen Growls, im Chorus legen Synthies atmosphärische Flächen unter einen hymnischen, clean gesungenen Chorus.
„Colossal Void" knüppelt mit ungebremster Energie nach vorne und überrascht neben ideenreichem Riffing und Death/Thrash-Salven mit einem rhythmisch vertrackteren Part inklusive Grunt-Gesang, bevor es hymnisch endet. „Probe" toppt diesen Ritt: Black Metal trifft auf Death Metal, im Chorus entspinnt sich ein Duett aus männlichem und weiblichem Cleangesang (klasse Leistung sowohl von Sänger Bernhard als auch von Gastsängerin Nina Jiers), im hinteren Teil glänzen Flitzefingersoli und Keyflächen unterfüttern die majestätische Epik der Melodien – fett! Im sechsminütigen „Alienate" zeigen AEONS CONFER ihre symphonische Seite, wenn Black Metal Raserei gekonnt auf Ambientsounds, weiblichen Soprangesang und Orchesterbombast trifft.
Beeindruckend, welche Ideenvielfalt und Komplexität in den Songs steckt – und wie beinahe selbstverständlich sich die verschiedenen Parts und Stile, die Raserei und die majestätische Melodik zu einem homogenen Ganzen formen, während der Spannungsbogen stets erhalten bleibt. Dabei ziehe ich meinen Hut vor den technischen Fähigkeiten der sechs Musiker – sei es der stets überzeugende Growl- oder Cleangesang, die präzisen Schlagzeugteppiche oder ganz allgemein die kompositorische Klasse im Zusammenspiel von Gitarren, Keys und Vocals (... ich liebe die hin und wieder eigestreuten DYING FETUS-Gedächtnis-Arpeggios ...).
Weitere Beispiele für das hohe Niveau von „Symphonies Of Saturnus" finden sich mit dem in drei Parts aufgeteilten Titeltrack sowie dem zwölfminütigen „Renaissance", das durch viele Rhythmuswechsel und ruhige Passagen aufgelockert wird und einige kitschig-schöne Melodien bereithält, die mich teilweise an AMORPHIS erinnern. Generell kann ich aber kaum Vergleichsbands nennen, denn AEONS CONFER haben ihren eigenen Sound, oder besser: ihren eigenen Mix gefunden – als grobe Orientierung fallen mir noch DIMMU BORGIR, HYPOCRISY oder die extremeren Sachen von Devin Townsend ein. Die Band selbst nennt als frühe Einflüsse zudem EMPEROR, SEPTICFLESH, ARCTURUS, DIVINE HERESY, ABIGAIL WILLIAMS und MARTRIDEN.
Ich wünsche AEONS CONFER, dass sie mit „Symphonies Of Saturnus" ihren Undergroundstatus verlieren – die Scheibe fährt jedenfalls alles auf, was das Genre Symphonic Dark Metal in Kombination mit Black und Death Metal so abwechslungsreich und spannend macht. Ich habe selten ein Debütalbum gehört, das in allen Belangen derart überzeugend klingt; das kann man nicht viel besser machen. Unbedingt antesten!
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Chris
Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!