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Oh mein Gott, oh mein Gott. Sie trällert nicht, sie jodelt nicht, sie grunzt nicht, sie singt. Dass ich das auf meine alten Tage noch einmal erleben darf!
Den Grund für diesen ekstatischen Ausbruch stellt WHITE SKULLs mittlerweile achtes Studioalbum „Forever fight“ dar. Die aus Italien stammende Kapelle, die immerhin schon seit 1991 aktiv ist, meldet sich mit einem wirklich nicht zu verachtenden Stück Musik zurück, das sich im weiten Feld zwischen klassischem Heavy und Power Metal einordnen lässt. Nach einigen Jahren, in denen man mit Gustavo „Gus“ Gabarro einen männliche Stimme ins Konzept eingebunden hatte, kehrt WHITE SKULL jetzt mit der Sängerin Elisa „Over“ De Palma zurück zu den eigenen Wurzeln. Alles andere als eine schlechte Entscheidung wie ich finde, denn deren Stimme hat etwas angenehm Sonores an sich, das mich von der leicht gepressten Art zu singen ein wenig an Doro erinnert, obwohl das Timbre mit Sicherheit nicht miteinander zu vergleichen ist.
„Forever Fight“ beginnt mit einem atmosphärischen Intro, das direkt in der ersten Song übergeht und von dort an gibt es die volle Packung: dem Genre entsprechende Gitarrenläufe, einen mächtigen, aber nicht zu pompösen Keyboard-Teppich, die unvermeidliche Double Bass vermischt mit den oben erwähnten Vocals. Dieses Erfolgsrezept bewahrt sich WHITE SKULL über die gesamte Länge der Scheibe, wobei man gerne mal in Sachen Tempo und Sounds variiert, so dass keine Langeweile aufkommt. Ein Song nach dem anderen reiht sich aneinander, ohne sich einen Ausreißer zu leisten und schon nach dem ersten Durchlauf habe ich das dumme Gefühl, dass ich der Band vielleicht in der Vergangenheit mehr Aufmerksamkeit hätte schenken sollen. Zwar finde ich (fast) keine klassischen Ohrwürmer zum Mitsingen auf „Forever Fight“, aber doch einfach eine Menge Songs, die schlicht danach schreien, im Auto gehört zu werden, während man über die Landstraße flitzt oder wo auch immer man sich mit Material beschäftigt, für das man nicht gerade einen gedankliches Skalpell zwecks Sezierung braucht.
Nein, WHITE SKULL hat mit dieser Scheibe den Metal nicht neu erfunden, aber gerade deswegen dürften die Jungs und das Mädel vielen bodenständigen Menschen, die einfach ein paar geile Riffs und mächtige Soli hören wollen, aber nicht gerade allergisch gegen Keyboards sind, eine große Freude machen.
Was mir an der ein oder anderen Stelle allerdings so gar nicht schmecken will, ist die Produktion, die in meinen Augen teilweise die Stimme von Elisa zu verschlucken droht und zu viel Gewicht auf die Gitarren legt.
Ein Titel, der unbedingt erwähnt sein muss, weil er einfach aus dem Konzept hervorsticht wie ein langhaariger, tätowierter Metalhead aus dem Vorstand der Deutschen Bank, ist der abschließende Track „Beer, Cheers“. Die behandelte Thematik lässt sich unschwer am Titel entnehmen, denke ich, allerdings ist zumindest mir nach diesem Song eher nach Zuckerwatte zumute als nach Bier. Ein bisschen FAIRYLAND, ein bisschen finnischer Humppa-Metal, ein paar Folk-Einflüsse, ein Text, den man sich fix merken kann und schon ist mein neuer Sommerhit fertig. Vermutlich ist nichts an diesem Track besonders ernst gemeint, aber er macht Spaß und wenn man eine CD mit einem Grinsen von vorne starten kann, ist das meiner Meinung nach eine wirklich gute Sache.
Anspieltipps: das eben erwähnte „Beer, Cheers“, „Spy“, „Forever Fight“, sowie die Halbballade „Boudicca's Speech“. Aber um mal mit dem Zaunpfahl zu winken: man bringt sich wirklich nicht um, wenn man sich das ganze Album gönnt.