Als ich zum ersten Mal "Livealbum" und "TIEFLADER" in einem Atemzug vernahm, musste ich kurz nachdenken, ob die Jungs denn schon genug Alben herausgebracht haben, um ein Live-Album zu veröffentlichen. Ich musste feststellen dass die Stuttgarter das sehr wohl haben. Ich bin ja nicht so der Freund von Livemitschnitten.
Doch dann kamen immer mehr Einzelheiten über das neue Werk von TIEFLADER ans Licht. Es sollte sich bei „Schreit nach Vergeltung“ nicht um ein klassisches Livealbum mit bekannten Songs der Band handeln, sondern um ein komplett neues Werk, das jedoch live als Konzert an drei verschiedenen Abenden aufgenommen wurde. Das klang dann durchaus interessant und dazu noch recht gewagt.
"Schreit nach Vergeltung" klingt nicht unbedingt wie ein Livealbum, sondern druckvoller, frisch und sehr klar. Alle Instrumente sind technisch perfekt aufeinander abgestimmt. Auch der Gesang enttäuscht an keiner Stelle. Wenn man nach einigen Songs den Applaus nicht mit aufgenommen hätte, würde man gar nicht so sehr merken, dass es sich um eine Art Livealbum handelt, denn es gibt keine Ansagen.
Davon abgesehen grooven die neuen Songs wieder einmal wie Sau. TIEFLADER haben für sich eine ganz eigene Lücke gefunden, irgendwo zwischen PANTERA, FARMER BOYS, DIE ALLERGIE oder alten SCHWEISSER. Gleich der Opener des Albums „Bringt das Opfer“ drückt einen ordentlich gegen die Wand. Und dieses Niveau wird gehalten, bis mit „Dämmerung“ eine Art Ballade folgt, die dann in einem wüsten Gitarrensolo explodiert. Direkt danach wird es mit „Ende der Welt“ beinah punkig und der Groove weicht der Geschwindigkeit. „Steh auf“ erinnert sogar teilweise an alte DOG EAT DOG und klingt dann trotzdem auch wieder nach den FARMER BOYS.
Das Quartett hat sich einige illustre Gäste mit ins Boot geholt. Zum Beispiel Hansmartin Ebhardt, einen international erfahrenen Saxophonisten, Hans-Peter Ockert, einen Jazztrompeter und Bigbandliebhaber, The Wolfman, eine Legende an der Hammondorgel und den Bekanntesten im Bunde, Max Lilja, Cellospieler und Gründungsmitglied von APOCALYPTICA.
TIEFLADER sind und bleiben ein Phänomen in der deutschen Musikszene, das haben die Stuttgarter ganz klar mit ihrem neuen Album „Schreit nach Vergeltung“ unter Beweis gestellt. Mut wird eben belohnt.
10 Songs, 46:32 Min.
Arne
Stile: Postcore, Deathmetal, Sludge, Hardcore
Bands: Machine Head, Kylesa, Ryker's, Lionheart, Johnny Cash, Cult of Luna, The Ocean, Deserted Fear, TLUF