Wenn DIE APOKALYPTISCHEN REITER ein neues Album ankündigen, muss der REITER-Fan auf alles gefasst sein, immerhin haben DIE REITER schon so ziemlich jedes musikalische Element in ihren Alben verbaut, mit Erfolg. Insbesondere wenn sie ein Doppelalbum wie „Tief.Tiefer“ ankündigen, weiß wohl kaum jemand, worauf er sich vorbereiten soll.
Mit viel Elektrosound startet der Opener „Freiheit Gleichheit Brüderlichkeit“ auf der Scheibe "Tief". Ganz im Stil von „Moral & Wahnsinn“ setzen die Jungs hier ein Zeichen und zeigen wieder einmal, dass es ihnen rein gar nichts ausmacht, Stile zu vermischen und einfach das zu tun, worauf sie gerade Lust haben. Ganz anders geht es mit „Wir“ weiter, das mit überraschender Härte aufwartet. Der nächste Stilbruch lässt nicht lange auf sich warten und so beginnt „Wo es dich gibt“ mit einem entspannten Piano-Part.
Der Hörer wird durch die Musikstile geschickt wie Asterix und Obelix im Haus der Verrückten, um den Passierschein A38 zu finden. Stilbrüche kommen hier beinahe im Minutentakt, sodass alte REITER-Fans wieder die Hass-Keule schwingen können, wie sie es schon bei „Moral & Wahnsinn“ taten, um zu sagen: „Das sind ja gar nicht mehr die echten Reiter, die haben sich ja total verändert!“ Was durch die Tatsache, dass die zweite Scheibe „Tiefer“ akustisch anfängt, zwar nicht abzustreiten ist, doch eine Verschlechterung ist dies nicht.
DIE APOKALYPTISCHEN REITER stehen nicht nur für das Vermischen vieler Stile, sondern auch für Neuinterpretationen alter eigener Songs. So wird "Friede sei mit dir", welches zuerst auf „Riders On The Storm“ zu hören war, kurzerhand mit Trompeten neu aufgelegt, um ganz neue Facetten des Stücks aufzuzeigen. „Der Wahnsinn“ wirkt wie ein altes Jazz-Stück und zeigt dem Hörer deutlich, dass die Thüringer mit jedem Stil arbeiten können. Dass die Band auf großer Reise war, während sie die Stücke schrieb, mag ein weiterer Grund für die enorme Vielfalt sein – sie scheinen von überall her ein wenig Atmosphäre eingefangen zu haben.
Wie bei allen ihren Alben wird man bei jedem Lied überrascht und kann, wenn ein Song beginnt, nie sagen, wie er ausgeht. Die REITER stehen für Abwechslung und das Kontroverse. Entweder liebt man diese Band und dieses Album, oder man hasst es, ein gesundes Mittelmaß scheint es nicht zu geben. Die REITER haben häufig ihr Talent und ihr Können bewiesen, so auch mit „Tief.Tiefer“, das sich zwar noch mehr von den "alten" REITERN entfernt hat, sich aber keineswegs hinter den vorangegangenen Alben verstecken muss. „Tief.Tiefer“ ist eine Scheibe der besonderen Art, mit ein wenig von allem.