Stil (Spielzeit): Metal/Heavy Rock (72:04)
Label/Vertrieb (VÖ): Burnside Records (03.03.06)
Bewertung: 6/10
Link: www.boon.at
Auf zu neuen Ufern? Die Ösis BOON legen mit ihrem Full Length „Beauty Is A Sign Of Weakness" ein dreckig-laut-gemeines Brett vor, das mit ihrem letzten Release „Romantic 42" kaum mehr zu vergleichen ist. - Mehr Schlamm spritzt im Sound, dafür wurde ein wenig an hookigen Melodien gespart, jedoch die doppelte Portion Headbanger-Riffs ausgeschenkt. Unter'm Strich bedeutet das eine Weiterentwicklung für den Vierer in vielen Bereichen, und die von mir einst etwas vermisste Eigenständigkeit hat ebenfalls Einzug erhalten, auch wenn es hier und dort noch etwas an Spritzigkeit mangelt.
BOON scheinen ihre Experimentierfreude entdeckt und ein Ohr dem aktuellen Geschehen im Noise-Core und Sludge -Sektor geliehen zu haben, denn die Songs rumpeln teilweise recht verschroben und düster-rotzig durch die Pampa, sind meist im Midtempo-Bereich angesiedelt und hin und wieder leicht dissonant. Das klingt teilweise interessant und inspiriert („Used To Live A Lie"), aufgrund von etwas lähmenden Längen und Ideenlosigkeit über kürzere Strecken hin und wieder aber auch einfach nur langweilig. „Neon Horizon" wäre dafür ein gutes Beispiel: hier finden sich die besten Momente der Platte - unter anderem sorgt hier variables Schreien für Achtungsmomente - und mit drögen Längen leider auch die schlechtesten. Man hätte das Ende ja nicht auf drei Minuten ausdehnen und dem Song somit sämtliche Energie rauben müssen, zumal die Melodien am Schluss nicht die originellsten sind und Sänger Wolfgang keine wirklich tragende Stimme hat, die in ihrer rauen Limitiertheit ansonsten aber gut zu den insgesamt vergleichsweise eher überschaubar strukturierten Songs passt. - Denn schielt man soundtechnisch schon ein klein wenig auf Bands wie THE OCEAN oder MASTODON, so gibt es songwriterisch doch nach wie vor eher die gute Hausmannskost.
Abschließend bleibt zu sagen, dass BOON es geschafft haben, eigene Akzente zu setzen, sich aber ein wenig zwischen zwei Stühle platziert haben - einerseits will man straight rocken, andererseits packen die Vier leicht vertrackte Spielereien aus, die zwar für interessante Songstrukturen sorgen, denen es jedoch größtenteils ein wenig an Originalität mangelt. Der Sound kommt mächtig und druckvoll, aber Vieles klingt sehr ähnlich und kann über 72 Minuten Spielzeitlänge nicht ganz überzeugen. Dennoch ist „Beauty Is A Sign Of Weakness" ein amtliches Album, das mächtig Arsch tritt (Songs wie "Thirteen" oder "Bloodstained" rocken auf die 12) und insbesondere live ein intensives Erlebnis sein wird.
Chris
Als Kind der 90er liebe ich Grunge und Alternative Rock – meine bevorzugten Genres sind aber Death, Groove, Dark und Thrash Metal. Ich kann Musik und Künstler schwer voneinander trennen und halte Szene-Polizisten für das Letzte, was Musik braucht. Cool, dass Du vorbeischaust!