Stil (Spielzeit): (melodiöser Power- ) Metal ( 49:32)
Label/Vertrieb (VÖ): Black Lodge / Rough Trade (25.01.08)
Bewertung: 4,5 / 10
Link: http://www.faceshift.se
FACESHIFT ist zunächst mal ein „Nameshift“; auferstanden aus Ruinen, denen von Eternal Oath, einer schwedischen Death Metal Combo mit Goth-Einschlag. Ich mochte deren 2005 erschienenes „Whither“-Album ganz gern: recht melodisch und mit gutem Gespür für schmissiges Riffing. Neben Growls gab’s netten Klargesang, der mich ein bisschen an Kärtsy Hatakka von WALTARI erinnerte. Unterm Strich nichts Herausragendes, aber definitiv kein Fehlkauf. Mit dem Einstieg von Sänger Timo Hovinen, der den geschassten Joni Mäensivu ersetzt (dessen deathiger Gesang nicht mehr zur musikalischen Entwicklung passt) beginnt die Ära FACESHIFT.
Dennoch bereite ich mich innerlich auf Ähnliches vor. Denn in unserm Verteiler wurde das Ding als atmosphärischer Schweden-Death angekündigt ist und das Promo-Sheet erzählt was von Mucke für Leute, die „the darkness of Paradise Lost, the riff artistry from Killswitch Engage, the choruses of Linkin Park (…) and the sheer force of Soilwork“ lieben. Zitat Ende. Bis auf die irritierende Nennung von Linkin Park schraubte das die Erwartung bei mir in die Höhe.
Aber Faceshift sind auch ein Soundshift. Von dem Goth-Death alter Tage ist wenig übriggeblieben. Mag sein, dass sich besagte Elemente mit viel Phantasie wiederfinden lassen. Riff-Kunst von KILLSWITCH ENGAGE. Sinister wie PARADISE LOST. Die reine Kraft von SOILWORK (Bands übrigens, die ich gut vertrage)… Tendenziell aber neutralisieren sich die Einflüsse hier wechselseitig. Das Ergebnis klingt eigentlich nur nach melodischem Powermetal amerikanischer Prägung mit dezenten Anleihen bei 69EYES und derlei Luftpumpen. Und eben viel Linkin Park. Eindeutig für’s Radio geschrieben. Und damit nicht für mich.
Tendenziell könnte auch ich so etwas phantastisch finden: bittersüße Leads, harte Riffs, gut angedunkelt, Doublebase versus kühle Pianolinien … wie zum Beispiel bei „Burning: A Wish“ von LACRIMAS PROFUNDERE (welches bekanntlich eine der größten Platten überhaupt ist…).
Aus denselben Elementen ward „Reconcile“ zusammengeschraubt, und doch beschränkt sich meine Freude vielmehr darauf, mal wieder mein Lieblingsattribut einsetzen zu können: belanglos. Belanglos vor sich hinzirpendes Keyboard, das nahezu jedes auch nur andeutungsweise harte Riff weichspült, wovon es eh zu wenig gibt; belanglose Melodiechen und Refrains im amerikanischen Zuckerbäckerstil. (Tatsächlich, das klingt wie die Langweiler von Linkin Park!); belanglos das Ganze.
Dabei hat Timo Hovinen wirklich ein gute Stimme und singt streckenweise recht gekonnt. Und tatsächlich habe ich dazu auch zwei nette Pianolinien und das ein oder andere passable Riff ausmachen können, aber die kamen mir dann doch recht vertraut vor…
Die Absicht ist erkennbar und der Titel „Reconcile“ programmatisch zu fassen: Neinnein, nicht die Möglichkeit, ausdifferenzierte Spielarten der Metals unter einen Hut zu bringen, um so etwas wie den perfekten Metal zu schaffen, sondern allen metallischen Käuferschichten gleichzeitig in die Tasche zu fassen.
Mehr als 4,5 Punkte für einige gelungene Passagen kann ich weder mit meinem ideologisch vernagelten Gewissen noch mit meinen offenen Ohren vereinbaren.