Vielleicht ist Rick Rubin an den kleinen kopierten Einwürfen schuld, der den Mittsechzigern als Hausaufgabe das Hören ihrer alten Platten aufgab. Der Weihnachtsmann auf Urlaub hat den SABBATH-70er-Sound in die Neuzeit transportiert. OK. Eine Spur „schlampiger" hätte der Band vielleicht besser zu Gesicht gestanden. Der Sound ist erdig und glasklar – und sehr wuchtig. Man hat manchmal schon das Gefühl, es bleibt kaum mehr Luft zum Atmen. Andererseits macht diese „Wand" süchtig.
Die alte Magie ist wieder da. Iommi rifft wie Gott, Geezer wummert und Ozzy wimmert immer noch genauso charmant nasal und etwas daneben wie damals. Eben genau das Zeug, dem wir alle entgegenhechelten. BLACK SABBATH müssen nicht innovativ sein. Sie haben den Heavy Metal erfunden. Das reicht mir für tausend Jahre.
Bill Ward? Sehr schade, dass er nicht dabei ist – aus welchem Grund auch immer. Er hätte dem Ganzen seinen jazzigen Off-Beat-Stempel aufgedrückt und das Reunionalbum perfekt gemacht. Wer kann schon, noch dazu in der kurzen Zeit, Bill Ward ersetzen? Brad Wilk spielt straighter, songdienlicher, findet dennoch diesen virtuosen 70er-Groove.
Zum Ausklang des Albums passiert’s dann: Prasselnder Regen, unheilvolles Donnern und dünnes Kirchenglockenläuten ist zu hören. Genauso wurde das legendäre Debütalbum eröffnet. Der Kreis hat sich gespenstisch wie genial geschlossen. BLACK SABBATH haben sich mit diesem Album ihr eigenes Denkmal gesetzt.
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BYE Rewind ist unsere Rückschau, eine lose Serie, in der wir für uns relevante Klassiker und Highlights (oder Lowlights) der Musikgeschichte hervorkramen, zurückspulen und in aktuellen Bezug setzen. → Hier geht's zur Übersicht