Elina Siirala hat einen enormen Aufstieg hingelegt. 2011 gründete sie mit ENKELINATION ihre erste Band und konnte mit dem Debütalbum "Tears Of Lust“ bei den Kritikern sofort für höher schlagende Herzen sorgen. Die Lobeshymnen auf den Gesang der ausgebildeten Sopranistin blieben auch der deutschen Band LEAVES EYES nicht verborgen, die nach der Trennung von Liv Kristine nicht zögerten, zum Hörer zu greifen und die Cousine des NIGHTWISH-Keyboarders Tuomas Holopainen an Bord des Wikingerschiffes zu holen. Ein Jahr später kehrt Siirala nach Konzerten auf der ganzen Welt zurück zu ihren Ursprüngen und legt mit ihrer eigenen, nun ANGEL NATION genannten Band das Zweitwerk "Aeon“ nach.
Stimme hui, ...
Und dass ANGEL NATION die Band von Elina Siirala ist, merkt man dem Album bei jedem Song an. Ihre Stimme ist der unantastbare Star der Platte, welcher eigenständig für alle Highlights verantwortlich zeichnet. Von denen gibt es einige, wie zum Beispiel der Ohrwurm-Opener "Burn The Witch“, welcher sicher nicht von ungefähr an die glorreichen Tarja-Jahre von NIGHTWISH erinnert. Siirala weist eine sehr ähnliche Stimmfarbe wie ihre finnischen Mitbürgerin auf, was wunderbar in der Orchester-Ballade "Music Plays“ zur Geltung kommt. Der Song, der ohne jegliche Metalelemente auskommt, zählt zu den stärksten Songs der Scheibe und begeistert durch seine gewaltige Orchestrierung und Siiralas erhabene Stimme. Die Reihe an hörenswerten Songs auf "Aeon“ ist lang und reicht von der Single "Breathe Again“ und "Farewell“ bis hin zum tollen "Fierflies“.
Allerdings profitiert "Aeon“ nicht nur von Elina Siirala, sondern leidet auch stark unter ihrer Omnipräsenz. Sie ist der leuchtende Stern, der alles überstrahlt, dessen Licht alle Blicke auf sich zieht. Da ist es nur bezeichnend, dass OMNIUM-GATHERIUM-Gurgelmaschine Jukka Pelkonen im Duett "Free“ völlig belanglos wirkt, als hätte man ihn nur engagiert, um endlich etwas Abwechslung auf die Scheibe zu bekommen. Dass der Rest der Band längst nicht an das Niveau der Finnin heranreicht, mag so zu Beginn noch durchrutschen, wird einem aber mit wachsender Laufzeit schmerzhaft bewusst.
... Band ... ach, da war eine Band?
Keine einzige Instrumentalpassage will über das Laufzeitende im Kopf bleiben, kein fetziges Riff noch Stunden später durch die Gehörgänge geistern. ANGEL NATION liefern nichts weiteres als Durchschnittsware ab, der jegliche instrumentale Brillianz abhanden geht. Die Finnen sind auf eine Art und Weise abhängig von ihrer Sängerin, wie es Bands wie NIGHTWISH oder XANDRIA nie waren.
Letztlich ist "Aeon“ also nichts anderes, als die durchschnittliche Symphonic-Metal-Scheibe von nebenan, welche aber durch Elina Siiralas Gesang und Melodien enorm aufgewertet wird. Die Fronterin trägt das ganze Album allein auf ihren Stimmbändern und empfiehlt sich endgültig für höhere Aufgaben. Denn was die Gesangslehrerin allein in Songs wie "Free“ oder "Music Plays“ aus ihrer Kehle holt, ist bewundernswert und nicht alltäglich im Genre.
Somit retten ANGEL NATION dank ihrer Frontfrau eine gerade noch gute Platte über die Ziellinie, welche hiermit allen Genre-Fans zur eigenen Meinungsbildung ans Herz gelegt ist. Der Rest kann "Aeon“ ruhig übersehen.
Anspieltipps: "Burn The Witch", "Music Plays"
Tracklist
01. Burn The Witch
02. Blood Is On Your Hands
03. Breathe Again
04. Wonder Who You Are
05. Farewell
06. Free
07. Enough Is Enough
08. Music Plays
09. Fireflies
10. Destination