Ich schiebe mein bisheriges Desinteresse an den Italienern einfach mal darauf, dass das selbst im direkten Vergleich noch kitschige Cover "Heaven Is A Place On Earth" das Erste war, was mir – trotz mittlerweile 20 jähriger Bandgeschichte – von ihnen zu Ohren gekommen ist. Durch das neue Album "Secrets Of The Magick Grimoire" motiviert, kann ich aber jetzt erleichtert festhalten, dass die Band ansonsten Aufmerksamkeit auch ganz ohne akustischen Autounfall binden kann.
Die gute Form gehalten
Beim schnellen Querhören der bisherigen ELVENKING-Veröffentlichungen – immer ärgerlich, gute Bands zu lange ignoriert zu haben – stellt sich "The Pagan Manifesto" als Referenz und Wendepunkt heraus. Nach drei Jahren Pause ist "Secrets Of The Magick Grimoire" also die Antwort auf die Frage, ob ELVENKING zufällig aus der Mittelmäßigkeit ausgebrochen sind ... oder ob das ganze System hat.
Um das festzustellen, reicht eigentlich schon der Opener "Invoking The Woodland Spirit", in dem bereits ein guter Teil der ELVENKING-Zutaten verkocht werden. Eine fast filmische, orchestrale Einleitung, welche angemessen von treibenden und doch symphonischen Gitarren, Elyghens Geige und der markanten Stimme von Sänger Damna weiter getragen werden.
Gelegentlich durchbrochen wird das Konstrukt von Growls, epischen Chören und kurzen Soli. "Draugens Maelstorm" baut das Ganze dann mit mehr Growls und einem gitarrenlastigeren, weniger orchestralen Sound aus. "The One We Shall Follow" kontert mit einem soliden Folkeinschlag. Nach den ersten drei Titeln hat man damit alle Elemente, die ELVENKING verbauen, einmal angerissen. Wer bis hier hin glücklich geblieben ist, wird das Album lieben – für alle anderen lohnt sich das Weiterhören vermutlich nicht. Im Verlauf des Albums werden die Bausteine fröhlich neu gemischt, auf die Spitze getrieben oder als kleine Prise am Rand eingestreut.
Starkes Album
ELVENKING wissen durchaus mit ihrem Stil umzugehen, sodass es mir schwer fällt, einzelne Titel als auffällig gut oder schlecht aus dem Album zu ziehen, was nochmal für die Stärke des Albums spricht. Die Produktion ist hochwertig und auf den Punkt und auch bei den einzelnen Instrumenten gibt es über das gesamte Album ausschließlich positive Ausreißer in der Qualität.
Einzig Sänger Damna schafft es gelegentlich, mir negativ aufzufallen. Nicht, dass der Gesang nicht gut wäre oder ich mit seiner recht einmaligen Stimme nicht klar käme. Es geht eher um das Power-Metal-Problem der unpassenden Stimmlage. Der kraftvolle, starke Gesang in den tieferen Registern wird beim Umschalten in den üblichen Eunuchenmodus gelegentlich recht dünn und gefühlt ein bisschen weinerlich, sodass man fast Angst hat, ihm wäre von den Bandkollegen operative Unterstützung angeboten worden, falls es mit dem hohen Klischeegesang nicht klappt.
Allerdings ist auch das Geschmackssache, ein starkes Album bleibt ein starkes Album.
Tracklist
- Invoking The Woodland Spirit
- Draugen’s Maelstrom
- The One We Shall Follow
- The Horned Ghost And The Sorcerer
- A Grain Of Truth
- The Wolves Will Be Howling Your Name
- 3 Ways To Magick
- Straight Inside Your Winter
- The Voynich Manuscript
- Summon The Dawn Light
- At The Court Of The Wild Hunt
- A Cloak Of Dusk