Saxon - Thunderbolt Tipp

Saxon - Thunderbolt
    Heavy Metal

    Label: Silver Lining/Militia Guard Music
    VÖ: 02.02.2018
    Bewertung:8/10

    SAXON im Web


SAXON legen mit "Thunderbolt" bereits das 22. Album ihrer Bandgeschichte vor. Kann das neue Werk der britischen Metal-Institution um den charismatischen Sänger Biff Byford einem Donnerschlag gleich mit den letzten starken Werken mithalten? Erinnert es gar an die Blütezeit der extrem erfolreichen Frühachtziger?

Nach dem Intro "Olympus Rising" erfreut der traditionelle Titelsong schon mal das Herz jedes SAXON-Fans: Stampfende Doublebass-Drums und ein packender Ohrwurm-Chorus, der auch zu GRAVE DIGGER passen würde, zeigen direkt, dass die Briten auch auf ihrem neuen Album kompromisslos-klassischen Metal leben. "The Secret Of Flight" ist mit sehr dezenten Chören in den Strophen und verspielten Gitarren episch angehaucht; Bridge, der packende Chorus und knackige Gitarrensoli machen den Song über Ikarus und das Geheimnis des Fliegens zu einem frühen Höhepunkt - auch oder gerade deshalb, weil die Nummer ungewohnt progressiv und sehr frisch klingt. Die markanten Leads und der packende Chorus jedenfalls nisten sich schnell ganz tief im Ohr ein.

SAXON ergänzen traditionellen Metal mit frischen Ideen

Mit Keyboard- und Orgelsounds und Biff Byfords eindringlichen Vocals vor packenden Riffs in den Strophen setzen SAXON die Vampirthematik in "Nosferatu (The Vampires Waltz)" dramatisch und sehr gekonnt um. "The Played Rock And Roll" ist textlich wie musikalisch eine unüberhörbare Verbeugung vor MOTÖRHEAD, in der Byford eine gemeinsame Tour Anfang der Achtziger besingt. Auch danach waren beide Bands gut befreundet und oft gemeinsam unterwegs, zuletzt noch im Winter 2015 nur wenige Wochen, bevor Lemmy starb. Die Hommage ist nett, kommt vom Feeling her aber nicht an METALLICAs Lemmy-Verbeugung "Murder One" heran.

Überraschend heftig wird's in "Predator": Hier grunzt Johann Hegg von AMON AMARTH ins Mikro. Seine tiefen Growls bilden einen dämonischen Kontrast zu Byfords Vocals. Das schleppende, durch einen pumpenden Bass vorangetriebene "Sons Of Odin" könnte sowohl auf einer MANOWAR- wie JUDAS PRIEST-Platte stehen und weiß mit epischem Flair und eingängigen Gitarren zu begeistern.

Schwacher Abschluss nach famosem Beginn

Das flotte "Sniper" braucht etwas Zeit und wirkt anfangs sehr unscheinbar, macht mit erstklassigem Gitarrensolo und treibendem Songaufbau aber ordentlich Spaß. Auch "A Wizard's Tale" tönt kraftvoll und mitreißend, obwohl die verspielten, an IRON MAIDEN erinnernden Leads frappierend an die in "The Secret Of Flight" erinnern.

Erstmals schwach wird es mit "Speed Merchants": Während SAXON in Strophen und Bridge ordentlich aufs Gas drücken, ziehen sie im erschreckend blassen Refrain die Handbremse an und machen einen U-Turn von "Geil" in Richtung "Furchtbar". Auch "Roadie's Song" ist musikalisch sehr ansprechend, bis der Chorus kommt. Nach einem solch spannenden Aufbau in Strophe und Bridge etwas so Unspektakuläres abzuliefern, macht den ganzen Song kaputt. Textlich ist die Nummer etwas zu plakativ, das Thema haben MOTÖRHEAD mit ihrem Classic "(We Are The) Road Crew" deutlich ansprechender umgesetzt. 

Bis auf das Ende ist "Thunderbolt" eine bockstarke Scheibe

Schon der Beginn sorgt für ein mächtiges Donnergrollen, das im Laufe der Zeit weiter anschwillt. Statt mit einem ausgewachsenen Orkan inklusive Gewitter-Rumms entlassen uns SAXON dann aber mit einem lauen Lüftchen aus "Thunderbolt".

An der musikalischen Leistung des Quintetts gibt's indes nichts zu meckern, ebenso wenig an der Produktion von Andy Sneap. Insbesondere dem Duo Paul Quinn/Doug Scarratt gebührt ein ganz dickes Lob: Die beiden Gitarristen überraschen mit richtig geilen Soli, Leads und Riffs, die mächtig Dampf machen. Und was Biff Byford in seinem Alter für eine Gesangsleistung abliefert, ist ebenfalls aller Ehren wert.

Bis auf das leichtfertig verschenkte Potenzial am Ende der knappen Dreiviertelstunde auf Album 22 kann ich nur sagen: Well done, boys!

Trackliste

1. Olympus Rising
2. Thunderbolt
3. The Secret Of Flight
4. Nosferatu (The Vampires Waltz)
5. They Played Rock And Roll
6. Predator
7. Sons Of Odin
8. Sniper
9. A Wizard’s Tale
10. Speed Merchants
11. Roadie’s Song

Band

Biff Byford – lead vocals
Paul Quinn – guitar
Doug Scarratt – guitar
Nibbs Carter – bass
Nigel Glockler – drums

Chrischi

Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten

Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...