Als archetypische Undergroundband waren TORIAN seit ihrer Gründung im Jahre 2002 mit mittlerweile vier Studioalben, einer EP und diversen Konzerten mit Genregrößen wie den schon genannten ORDEN OGAN, DRAGONFORCE, SABATON und ANNIHILATOR zwar immer fleißig, aber gerade außerhalb der ostwestfälischen Metalszene doch eher ein Geheimtipp. Gleiches gilt für das aktuelle Album "Gods Of Storm", auf dem die Band mit ihrem herrlich nostalgisch-powermetallischen Sound überzeugt.
Musikalische Zeitreise zurück in das Jahr 2000
Bereits das Intro des Openers "Old Friend Failure" weckt wohlige Erinnerungen an die Jahrtausendwende, als Bands wie HAMMERFALL und GAMMA RAY ihre Hochphase hatten und Pre-AVANTASIA Tobias Sammet noch als Hoffnungsträger eines ganzen Genres galt. Der Song startet ohne große Umschweife mit einem sehr traditionell klingenden Riff - im Mittelpart wird man an frühe EDGUY-Werke erinnert und bei den epischen Chören im Refrain lassen sich auch gewisse BLIND GUARDIAN-Anleihen nicht von der Hand weisen.
Mit "Evil vs. Evil" werden direkt im Anschluss die Riffs ein wenig härter und auch Hohlwegs Gesang ein wenig aggressiver, ehe TORIAN bei "Far From Midian Sky" wieder eher melodisch-epische Töne anschlagen und Gitarrist und Haupt-Songschreiber Carl Delius sein Gespür für hymnenhafte Refrains erneut unter Beweis stellt.
Auf in den Kampf – aber bitte recht fröhlich
Bei einem Titel wie "Unbowed, Unbent, Unbroken" kommt dem geneigten Serien- und Fantasyfan natürlich direkt die HBO-Erfolgsserie "Game of Thrones" in den Sinn und insbesondere das Eingangsriff lässt vor dem inneren Auge die eine oder andere Fantasy-Szene ablaufen. Der wieder einmal extrem ohrwurmtaugliche Refrain kommt dann allerdings ein bisschen zu fröhlich daher, als dass er sich als inoffizielle Hymne der doch eher grimmig dreinschauenden Familie Greyjoy eignen würde. Aber auch wenn die Kombination aus Titel und zugehörigem Klang im ersten Moment noch etwas unstimmig wirkt, stellt man sich doch unweigerlich die Frage, ob das den Feind nicht eigentlich auch viel eher nervt, wenn man ihm fröhlich vor der Nase herumhüpft und "Ällabätsch" singt, statt ihn auf wackeligen Knien böse anzugrunzen.
"Saint Of The Fallen" kommt dafür im Nachgang dann wieder deutlich düsterer und epischer daher - beim Hauptriff könnten durchaus die Lendenschurzträger von MANOWAR Pate gestanden haben. Auch der wieder eher zornig-kernige Gesang steht dem Song gut zu Gesicht. Die noch etwas fröhlichere Fortsetzung von "Unbowed, Unbent, Unbroken" gibt es dann im darauf folgenden "Crimson Born" - einer weiteren klassischen Uptempo-Powermetal-Nummer mit unbändig treibender Doublebass und überraschendem Humppa-Ausflug im Mittelteil.
Bunter Stilmix zum Abschluss
Im letzten Drittel des Albums strecken TORIAN noch einmal den großen Zeh und manchmal sogar den ganzen Fuß in benachbarte Genres. So hat "Blackened Soul" einen ausgeprägten Achtzigerjahre-Hardrock-Vibe, während die Paderborner mit "A Thousand Storms" gerade in den Strophen eher in Richtung Thrash Metal wandern. Insbesondere Drummer Manuel Gonstalla darf sich über fehlende Auslastung nicht beklagen - und habe ich da an einer Stelle sogar so etwas wie einen Blastbeat gehört?
Bei "Stonehearted Nation" lassen sowohl der Titel als auch das getragene Klavierintro die obligatorische Ballade des Albums vermuten, aber falsch gedacht: Der Song mausert sich stattdessen zur riffgetriebenen Midtemponummer.
Getreu dem Motto "Das Beste kommt zum Schluss" heben TORIAN sich den Magnum Opus des Albums "A Glorious Downfall" für das große Finale auf - ein getragenes Klavierintro, bedrohlich schleppende Riffs, hymnischer Gesang, epische Chöre, bombastische Orchestrierung und einen balladesken Mittelteil mit Gitarrensolo. Hier gibt es noch einmal ein TORIAN-Best-Of, das nach knapp 9 Minuten mit einer sanften Klaviermelodie langsam verklingt.
God Of Storm – oldschool, aber alles andere als altbacken
TORIANs "God Of Storm" hat alles, was damals vor fast 20 Jahren meine Liebe zum Powermetal geweckt hat, auch wenn Frontmann Marc Hohlweg nicht unbedingt der klassische Powermetal-Sänger ist. Die Treffsicherheit bei den hohen Tönen ist uneingeschränkt vorhanden, aber es fehlt die (in vielen Fällen übertriebene oder künstlich aufgesetzte) Theatralik in der Stimme, die mit den meisten Vokalisten dieses Genres einhergeht. Stattdessen klingt er irgendwie eher wie der nette Metaller von Nebenan und damit ironischerweise wieder einzigartig.
Die Gitarristen Carl Delius und Alexander Thielmann überzeugen durch treibende Riffs und teils sogar zweistimmige Soli und auch bei der Rhythmusfraktion um Drummer Manuel Gonstalla und Bengt Kunze am Bass gibt es nichts zu meckern. Ich weiß nicht, ob es mir Sorgen bereiten sollte, dass ich am Sound der Drums erkenne, dass beim Album Seeb Levermann hinterm Mischpult saß, aber es fällt mir einfach immer wieder positiv auf - in Sachen Powermetal ist der ORDEN OGAN-Frontmann für mich mittlerweile einer der stärksten Produzenten Deutschlands.
Starkes Songwriting, satte Produktion, eingängige Melodien - für alle, die Lust auf ein bisschen Powermetal-Nostalgie haben, ist TORIANs "God Of Storm" genau die richtige Wahl!
Tracklist:
- Old Friend Failure
- Evil vs. Evil
- Far From Midian Sky
- Unbowed, Unbent, Unbroken
- Saint Of The Fallen
- Crimson Born
- Blackened Soul
- Stonehearted Nation
- Thousand Storms
- The Glorious Downfall