Manowar - The Final Battle I (EP)

Manowar - The Final Battle I (EP)
    True Heavy Fucking Metal! So true, dass mehr einfach zu viel ist!

    Label: Magic Circle Entertainment
    VÖ: 14.06.2019
    Bewertung:2/10

    MANOWAR im Web


Es muss 1997 gewesen sein, als sich mein Bruder "Hell On Wheels" kaufte und ich das erste Mal mit MANOWAR in Berührung kam. Das erste Livealbum der Band flashte mich als Teenager mit majestätischen Nummern wie "Sign Of The Hammer" oder "Hail And Kill" und straighten Hymnen ("Army Of The Immortals", "Kings Of Metal", "Wheels Of Fire") total. Und dann diese Wahnsinns-Schreie in "Kill With Power"! Kurze Zeit später war ich selbst im Besitz des damals aktuellen Studioalbums "Louder Than Hell" und der zweiten Live-Scheibe "Hell On Stage", die mich mit Epen aus der Anfangszeit des Quartetts völlig in ihren Bann zog.

Seitdem ist viel passiert. Und während ich die unsterblichen Klassiker, ja, selbst jüngere Hymnen wie "Dawn Of Battle", "King Of Kings" oder "The Sons Of Odin" immer noch schätze, hat es Bandboss Joey DeMaio im Laufe der letzten Dekade geschafft, diese einst großartige Band so dermaßen zu demontieren, dass ich mich manchmal in Grund und Boden schäme. Das liegt nicht mal unbedingt an den ewig platten Texten und Songtiteln oder der musikalischen "Entwicklung" der letzten Jahre, sondern Aussagen und Praktiken, die an Lächerlichkeit kaum zu überbieten sind.

Zu viel! Mehr als 4 Songs sind einfach zu viel!

Jüngstes Beispiel ist die erste von drei geplanten EPs namens "The Final Battle I". Entgegen der Erwartungen und früher getätigter Aussagen wie "Then that will be the ultimate moment to say thank you and farewell!" scheint die aktuelle Tour doch nicht die letzte der Band zu sein. Nein, DeMaio hat noch gar keinen Bock, aufzuhören - der Tourname bezieht sich entgegen der offiziellen Ankündigung auf der Website ja schließlich nur auf den Titel der EP-Trilogie.

Warum genau MANOWAR drei EPs statt eines kompletten Albums planen, ist so schnell wie simpel erklärt, am Besten in DeMaios eigenen Worten: "The sheer power of these four songs is mind-blowing! We simply couldn’t release more songs at one time; it’s just too much!" Mehr als vier Songs gehen bei der puren Kraft des neuen Materials also nicht. Darauf muss man auch erst mal kommen. Ganz nebenbei spülen drei separate Veröffentlichungen natürlich auch mehr Geld in die Bandkasse. Und irgendwie muss die Wahnsinns-Show der (doch nicht) letzten Tour ja auch finanziert werden.

Erwartungshaltung gleich null - und das ist auch gut so

Musikalisch tendieren die Erwartungen spätestens seit "The Lord Of Steel" gen null. Und man tut gut daran, es dabei zu belassen. Denn schon das unfassbar kitschige Intro "March Of The Heroes Into Valhalla" mit seinen billigen Konserven-Keyboards lässt Furchtbares erahnen. Doch siehe da: Mit "Blood And Steel" gelingt MANOWAR tatsächlich ein passabler, Band-typischer Stampfer. Tausendfach gehört und simpel wie alles seit "Gods Of War", ja, aber immerhin mit gelungenem, an "The Dawn Of Battle" erinnernden Refrain versehen. Allerdings treten sowohl letzgenannte als auch sämtliche anderen jüngeren Nummern "Blood And Steel" mächtig in den Arsch - von den klassischen Hymnen ganz zu schweigen.

Und während man sich zu Beginn von "Sword Of The Highlands" noch wundert, ob man versehentlich Howard Shores "The Lord Of The Rings"-Soundtrack eingelegt hat, ist man mittendrin in einer folkigen Halbballade, die man so auch noch nicht von MANOWAR gehört hat. Vielleicht liegt es an Adams' gelungener Performance, vielleicht an der luftigen Eingängigeit: Trotz Schunkel-Faktor und Kitsch hoch zehn kann der Sechsminüter positiv überraschen. Meilenweit entfernt von einer Gänsehaut-Ballade wie "Swords In The Wind" ist er dennoch.

Eine echte Überraschung erwartet den Hörer auch mit "You Shall Die Before I Die" - allerdings eine von der Sorte, die man sich lieber gespart hätte. Musikalisch versuchen MANOWWAR, auf doomig-düsteren Pfaden von "Bridge Of Death" oder "Hatred" zu wandeln. Vielleicht würde das sogar gut gehen, wenn, ja wenn nicht Joey DeMaio höchstselbst zum Mikro greifen und eine Kostprobe seines gesanglichen "Könnens" abgeben würde. Dabei lenkt er sich mit seinem angestrengten, pathetischen Gegurgel so sehr von seiner eigentlichen Aufgabe ab, dass er mit seinem Bass interessante "Akzente" setzt. "You Shall Die Before I Die" ist wie ein vertonter Unfall: Furchtbar und schrecklich, doch man kann einfach nicht weghören.

Und sonst? Eric Adams ist immer noch ein begnadeter Sänger, auch wenn ihm seine typischen Screams mittlerweile ziemlich schwer fallen und man sich weder zum ersten noch zum letzten Mal fragt, warum und wie lange er diesen Spaß noch mitmacht. Die Produktion ist wie gewohnt klinisch, lasch und wenig druckvoll. Dass mit E.V. Martel jemand anderes als Karl Logan die Gitarre bedient, ist nicht herauszuhören - ob das jetzt positiv oder negativ zu sehen ist, darf jeder für sich selbst entscheiden. Und: "The Final Battle I" beinhaltet kein Bass-Solo.

Alles für die Fans? Alles für die Band!

Ziehen wir das überflüssige Intro und den furchtbaren Abschluss von der knapp 20-minütigen EP ab, bleiben mit "Blod And Fire" eine zu oft und besser gehörte, aber immerhin typische MANOWAR-Hymne und mit "Sword Of The Highland" eine gefällige ruhige Nummer übrig. Wer für etwas mehr als zehn Minuten an durchschnittlichem Material in die Tasche greifen will, darf das gerne tun - ich halte die Veröffentlichungspolitik für einen schlechten Witz.

Drei EPs statt eines Albums, weil mehr als vier Songs zu viel für die Fans sind, kostspielige Spoken Words-Auftritte mit nie zuvor gehörten Geschichten aus der Band-Historie, überzogene Preise für (von DeMaio handgenähte?) Shirts auf Tour und zuletzt die Absage beim Hellfest 2019: Der Größenwahn im Hause MANOWAR kennt kein Ende. Mit Fan-Freundlichkeit hat das nichts, aber auch gar nichts zu tun.

Wenn ihr unbedingt eure Kohle für MANWOAR aus dem Fenster werfen wollt: Gönnt euch die "Imperial Editions" der beiden Klassiker "Hail To England" und "Into Glory Ride". Der remasterte, remixte Klang und die zeitgemäßen Cover sind ihr Geld definitiv wert. Joey DeMaio ist und bleibt ein Rätsel...

Warum, MANOWAR? Warum hört ihr nicht endlich auf?

Hätten MANOWAR Ross The Boss und Donnie Hamzik für eine Abschiedstournee angeheuert, könnte man von einem versöhnlichen Ende einer Karriere sprechen. Ich bin mir sicher: Wenn es in dieser Besetzung auch nur 60 Minuten was auf die Mütze gegeben hätte, wäre jeder MANOWAR-Anhänger glückselig aus der Halle getaumelt und würde noch seinen Enkeln von den letzten Auftritten der Band erzählen.

Aber nein, lieber demontiert sich die einstige Metal-Legende selbst, weiter und weiter. Das Grausame: "The Final Battle I" war nur der Auftakt - und mit MANOWAR ist wohl leider noch lange nicht Schluss. Es ist zum Heulen...

"The Final Battle I" Trackliste:

01. March Of The Heroes Into Valhalla
02. Blood And Steel
03. Sword Of The Highlands
04. You Shall Die Before I Die

MANOWAR Line-up:

Eric Adams: Vocals
Joey DeMaio: Bass, Keyboards
Anders Johansson: Drums
E.V. Martel: Gitarre

Chrischi

Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten

Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...