METALLICAs erfolgreichstes Album
Jeder, der auch nur ein bisschen Ahnung von Heavy Metal hat, kann die auf "Metallica" enthaltenen Singles im Schlaf mitsingen. Ob der tief herunter gestimmte Stampfer "Sad But True", das hypnotisch-eindringliche "Wherever I May Roam", das epische "The Unforgiven", die mutige Ballade "Nothing Else Matters" oder das um ein ebenso simples wie legendäres Jahrhundert-Riff aufgebaute "Enter Sandman": Mit einfachen Songstrukturen und einem deutlichen Rückgang der (progressiven) Thrash-Anteile konnten METALLICA 1991 die breite Masse für sich gewinnen, während sich Altfans entsetzt abwandten.
Doch nicht nur die genannten Ausnahme-Hits sind aus dem Metal-Kanon nicht mehr wegzudenken, auch der Rest des schwarzen Albums überzeugt 30 Jahre nach der ursprünglichen Veröffentlichung nach wie vor. Das ungestüme "Through The Never", das treibende "Holier Than Thou" und das animalisch wilde "Of Wolf And Man" transportieren den thrashigen Achtziger-Spirit gemäßigter, aber nicht weniger durchschlagend in die Neunziger.
Die basslastige Anti-Religions-Hymne "The God That Failed", "Don't Tread On Me", das von Jason Newsted ursprünglich als Instrumental gedachte, verzweifelte "My Friend Of Misery" und der krönende Abschluss "The Struggle Within" mit seinem donnernden Marsch-Intro ergänzten den METALLICA-Sound um weitere Facetten.
Nicht nur das eingängige Songmaterial, auch die fette, transparente Produktion von Bob Rock ist zeitlos. Deshalb ist die remasterte Einzel-CD mehr oder weniger sinnlos, da im Gegensatz zu den Remasters von "Kill 'Em All" oder "Ride The Lightning" nicht hörbar besser oder knackiger. Was soll man aus so einem perfekten Sound auch noch herausholen?
Zwischen Einzel-CD und Deluxe-Boxset: Die Expanded Edition von "Metallica"
Spannender ist da schon die Expanded Edition, die zumindest auf dem Papier einen guten Kompromiss aus Album und sündhaft teurer Super Deluxe Edition mit zig Riffs, Demos, Proberaumaufnahmen, Rough Mixes, alternativen Takes, einzelnen Livetracks und kompletten Konzerten auf diversen Medien darstellt.
Neben dem remasterten Album beinhaltet die Dreifach-CD eine Auswahl an Riffideen und Demoversionen, Rough Mixes und alternativen Versionen wie "Nothing Else Matters" in der wunderbar ironisch betitelten, orchesterlastigen "Elevator Version". METALLICA haben versucht, jedem Albumtrack ein Pendant aus der Entstehungsgeschichte zur Seite zu stellen, und die Idee ist grundsätzlich gut.
Bloß klingen die unfertigen Songs stellenweise sehr dünn, und es wird Hardcore-Fans zu wenig geboten. Die können nur in der Super Deluxe Edition anhand verschiedener Versionen eines einzigen Songs dessen Entwicklung nachvollziehen. Der Otto-Normal-Hörer hingegen hat zu viel unfertiges Zeug zu entdecken und wird die Scheibe nach einmaligem Abchecken vermutlich nie wieder im CD-Player rotieren lassen.
Die dritte Scheibe beinhaltet 13 Liveversionen der auf den begleitenden Tourneen zwischen 1991 und 1993 gespielten Songs von "Metallica", das Cover "So What" und ein paar Klassiker wie "Creeping Death", "One" oder "Whiplash". Die Aufnahmen stammen von diversen Konzerten, das bekannteste dürfte der Auftritt auf dem Tushino Air Field in Moskau vor gut einer Million Fans im Rahmen des "Monsters Of Rock" Festivals darstellen.
Allerdings fällt auch hier die Soundqualität zu schwankend und dürftig aus, um echten Spaß aufkommen zu lassen. Abgesehen von einer giftigen Performance von "Holier Than Thou" gibt's deutlich bessere Liveversion der meisten Nummern, zum Beispiel auf der "Live Shit: Binge & Purge"-Box.
Die stellt nach wie vor das Maß aller Dinge im METALLICA-Livekosmos dar und beinhaltet neben einem brachialen Konzert aus Mexico City 1993 auf drei CDs einen kompletten Mitschnitt aus San Diego 1992 auf DVD. Wer die Tour zum schwarzen Album bestmöglich nachempfinden möchte, findet kein besseres Material, zumal ein verflucht geiler Gig aus Seattle 1989 während der Tour zu "... And Justice For All" auf DVD das Paket vervollständigt.
Nett gedacht, doch das Original tut's auch 30 Jahre später noch
Auch wenn die abgespeckte Version des großen "Metallica"-Boxsets als ausklappbares Digipack mit Booklet schön aufgemacht ist und das originale Album um zwei CDs erweitert, bietet die neue Expanded Edition für echte METALLICA-Nerds keinen Mehrwert, da sie die Entstehung des Albums nur sehr beschränkt wiedergeben kann.
Das Inkludieren des drei Songs umfassenden Wembley-Sets plus "Stone Cold Crazy" zusammen mit QUEEN bei dem zu Ehren von Freddie Mercury abgehaltenen Tribute-Konzert, die bisher ungehörten Mixe von "Nothing Else Matters" nur mit James, Gitarre und Orchester bzw. komplett ohne Orchester oder die Cover-Versionen (die sich allerdings auch auf "Garage, Inc." finden) hätten eventuell mehr Sinn gemacht. Zudem gibt es in der Live-Historie zum Durchbruchs-Album deutlich besseres Material.
Pflichtprogramm ist das schwarze Album für jeden alten und neuen Metalhead natürlich dennoch. Aber da reicht auch die ursprüngliche CD aus der Grabbelkiste für ein paar Euro. Wer ganz tief in die Geschichte dieses Metal-Meilensteins abtauchen will, muss entsprechend viel Kohle in das Rundum-sorglos-Paket investieren.
"Metallica (Remastered Expanded Editon)" Trackliste:
CD 1 - METALLICA (REMASTERED)
1. Enter Sandman
2. Sad But True
3. Holier Than Thou
4. The Unforgiven
5. Wherever I May Roam
6. Don't Tread on Me
7. Through the Never
8. Nothing Else Matters
9. Of Wolf and Man
10. The God That Failed
11. My Friend of Misery
12. The Struggle Within
CD 2 - RIFFS, DEMOS, ROUGH MIXES & EASY LISTENING MUSIC
1. Enter Sandman (From Kirk's Riff Tapes)
2. Enter Sandman (May 13th, 1991 Rough Mix)
3. Sad But True (July 12th, 1990 Demo)
4. Holier Than Thou (August 13th, 1990 Demo)
5. The Unforgiven (Pre-Production Rehearsal)
6. Wherever I May Roam (July 30th, 1990, Writing in Progress)
7. Don't Tread on Me (August 13th, 1990 Demo)
8. Through the Never (Take 53 - October 22nd, 1990)
9. Nothing Else Matters (From James' Riff Tapes)
10. Of Wolf and Man (June 2nd, 1991 Rough Mix)
11. The God That Failed (August 31st, 1990 Demo)
12. My Friend of Misery (Pre-Production Rehearsal)
13. The Struggle Within (Take 12 - November 10th, 1990)
14. Nothing Else Matters (Elevator Version)
CD 3 - WHEREVER WE MAY ROAM
1. Enter Sandman (Live at Tushino Airfield, Moscow, Russia - September 28th, 1991)
2. Sad But True (Live at Day on the Green, Oakland, CA - October 12th, 1991)
3. Holier Than Thou (Live at L.C. Walker Arena, Muskegon, MI - November 1st, 1991)
4. The Unforgiven (Live at Arco Arena, Sacramento, CA - January 11th, 1992)
5. Wherever I May Roam (Live at Day on the Green, Oakland, CA - October 12th, 1991)
6. Creeping Death (Live at Arco Arena, Sacramento, CA - January 11th, 1992)
7. Through the Never (Live at Arco Arena, Sacramento, CA - January 11th, 1992)
8. Nothing Else Matters (Live at Wembley Stadium, London, England - April 20th, 1992)
9. Of Wolf and Man (Live at Maimarktgelände, Mannheim, Germany - May 22nd, 1993)
10. For Whom the Bell Tolls (Live at Day on the Green, Oakland, CA - October 12th, 1991)
11. One (Live at Tushino Airfield, Moscow, Russia - September 28th, 1991)
12. Whiplash (Live at Tushino Airfield, Moscow, Russia - September 28th, 1991)
13. So What (Live at Maimarktgelände, Mannheim, Germany - May 22nd, 1993)
METALLICA Line-up:
James Hetfield - vocals, guitars
Kirk Hammett - guitars
Jason Newsted - bass
Lars Ulrich - drums