Night Demon - Year Of The Demon Tipp

Night Demon - Year Of The Demon

Als NIGHT DEMON 2020 Corona-bedingt zur Tour-Pause gezwungen waren, nutzten sie die Zeit und ihre Kreativität, um eine Reihe von 7'' Singles auf den Markt zu bringen. Weil die Teile streng limitiert und so schnell ausverkauft waren, dass selbst Die-Hard-Maniacs leer ausgingen, veröffentlicht Century Media jetzt sämtliche Nummern auf der Compilation "Year Of The Demon".

Alle 2020 erschienenen Singles mit B-Seiten auf einer Compilation

Wer nicht schnell genug war und keine Lust auf die horrenden Preise bei eBay, Discogs & Co. hat, kann sich die zum Großteil exklusiven Songs jetzt zusammengefasst auf einer Scheibe sichern – wahlweise als CD oder auf Vinyl. Der Reiz der originalen Veröffentlichungen mitsamt ihrer Artworks lässt sich mit "Year Of The Demon" zwar nicht abbilden, aber wer leer ausgegangen oder generell Fan von NIGHT DEMON ist, sollte sich die Compilation definitiv auf den Einkaufszettel schreiben.

Im Vergleich zu den originalen Singles wurde die Trackliste der Zusammenstellung angepasst: Eröffnet wird der kurzweilige Reigen an zehn Songs von den vier frischen Eigenkompositionen, die zumindest in digitaler Form schon länger verfügbar sind. Anschließend folgen sechs bislang nur auf den Singles erhältliche, teils live aufgenommene Cover-Versionen. Das Konzept aus A- und B-Seite wird hier natürlich ausgehebelt, was gar nicht schlimm ist. Aber warum man die SCORPIONS-Interpretationen, die zusammen auf einer 7'' erschienen sind, in der Trackliste nicht hintereinander gepackt hat, kapiere ich einfach nicht.

NIGHT DEMON covern sich hingebungsvoll durch ihre Faves

Das ist aber der einzige kleine Schönheitsfehler an "Year Of The Demon", denn mit der Auswahl der Cover-Versionen beweisen NIGHT DEMON einmal mehr einen exzellenten Geschmack. "The Sun Goes Down" (THIN LIZZY) setzt das Trio höllisch atmosphärisch und intensiv um, Jarvis Leatherbys Vocals sind eine Glanzleistung. Wer immer mal wissen wollte, wie "Wasted Years" hätte klingen können, wenn IRON MAIDEN die unsterbliche Hymne in ihrer Anfangszeit mit Paul Di'Anno aufgenommen hätten, wird mit der leidenschaftlich rauen Live-Interpretation bestens bedient.

In der rasanten Umsetzung von CIRITH UNGOLs "100 MPH" holt sich das Trio Unterstützung bei niemand Geringerem als Tim Baker himself, der die diabolische Fullspeed-Hymne mit Leatherby im Duett vorträgt. Genial ist auch die Umsetzung des treibenden, rauen Ohrwurms "Fast Bikes" von der kaum bekannten NWOBHM-Kapelle LE GRIFFE, mit der NIGHT DEMON nach dem famosen "Evil Like A Knife" (MIDNIGHT) in bester METALLICA-Manier weiter ihrem Hang zu obskuren Coverversionen frönen.

Die frühen SCORPIONS-Klassiker "In Trance" und "Top Of The Bill" (warum eigentlich mit Fade-out?!), leidenschaftlich dargeboten mit Ex-SCORPIONS-Klampfer Uli Jon Roth auf dem Hamburger Hell Over Hammaburg Festival 2019, komplettieren die hörenswerten Cover-Tunes, auch wenn sie im Vergleich zu den anderen minimal abfallen. Vielleicht liegt es daran, dass "The Sun Goes Down", "Fast Bikes" und "100 MPH" durchaus klingen, als könnten sie von NIGHT DEMON selbst stammen (eine weitere Parallele zu METALLICA), während "Wasted Years" besser zum ja durchaus von IRON MAIDEN beeinflussten Sound der Kapelle passt als der Sound der deutschen Rock-Institution. Das soll aber nicht heißen, dass die SCORPIONS-Verbeugungen keinen Spaß machen würden!

Vier grandiose eigene Songs: Das Trio bleibt sich treu

Spaß – den hört man dem Trio auch auf den bereits bekannten, eigenen neuen Nummern zu Beginn der Scheibe an. Im rasenden Opener "Empires Fall" bringt das Trio neben einem Ohrwurm-Refrain mit "Ohohoh"-Chören ein Break mit einem ruhigen, von Akustikgitarren untermalten Part und latenter Orgel-Untermalung während des Gitarrensolos unter – und das alles in unter drei Minuten, ohne dass es cheesy oder seicht klingt.

Das straighte, treibende "Kill The Pain" zeigt sich mit ordentlicher MAIDEN-Schlagseite, während sich NIGHT DEMON in "Are You Out There" mit Twin-Gitarren tief vor THIN LIZZY verneigen. Der gut einminütige Mittelteil, in dem das Tempo angezogen wird, im Hintergrund akustische Gitarren den Sound noch fetter machen und sich die Gitarrenharmonien in die Gehörgänge fräsen, ist einsame Spitze. Das wilde "Vysteria" schließlich begeistert mit seiner punkigen, fast schon thrashigen Ausstrahlung, einer gnadenlos guten Bridge und fetten Riffs.

Der erdige, frische und ehrliche Sound drückt das exzellente Songwriting absolut passend aus den Boxen. Wenn das Vorboten auf das neue, Ende 2022 erscheinende Album sind, erwartet uns ein mörderisches Brett!

Mit "Year Of The Demon" gehen NIGHT DEMON einen sinnvollen Weg: Interessierte, die bei den ursprünglichen Releases leer ausgegangen sind, können sich das Material jetzt doch noch zulegen, ohne die Sammler zu verprellen, die im Besitz der originalen Releases sind.

Und es wäre tatsächlich eine Schande gewesen, neben den großartigen neuen Songs die klasse umgesetzten Coverversionen nicht einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Welcome to the night!

"Year Of The Demon" Trackliste:

1. Empires Fall (2:45)
2. Kill The Pain (4:18)
3. Are You Out There (4:16)
4. Vysteria (2:57)
5. In Trance (Live feat. Uli Jon Roth) (6:43)
6. Fast Bikes (2:58)
7. 100 MPH (feat. Tim Baker [Cirith Ungol]) (2:59)
8. The Sun Goes Down (3:35)
9. Wasted Years (Live) (5:20)
10.Top Of The Bill (Live feat. Uli Jon Roth) (3:01)

NIGHT DEMON Line-up:

Jarvis Leatherby - vocals/bass
Armand John Anthony - guitars
Dusty Squires - drums

Chrischi

Stile: Metal und (Hard) Rock in fast allen Facetten

Bands: Metallica, Pearl Jam, Dream Theater, Iron Maiden, Nightwish ...