Nach dem famosen "Bloodlust (2017) und "Carnivore" (2020) hält auch "Merciless" musikalisch, was der Titel verspricht. Vor einer Kulisse aus bretthartem, groovenden Metal spuckt Ice-T seine kompromisslos ehrlichen Worte ungeschönt durch die Boxen. In "Psychopath" besingt er das kranke Hirn eines psychopatischen Serienkillers (beängstigend gut umgesetzt von FIT-FOR-AN-AUTOPSY-Frontmann Joe Bad), während im tonnenschweren "Fuck What You Heard" Demokraten und Republikaner gleichermaßen ihr Fett weg bekommen. Die dystopische Filmreihe um die Nacht der Säuberung, "Purge", gießen BODY COUNT zusammen mit Corpsegrinder (CANNIBAL CORPSE) in ein beeindruckend böses, musikalisches Fundament. Den eingängigsten Moment auf "Merciless" liefert ausgerechnet das atemlose, angethrashte "Live Forever" mit seinem von Howard Jones gesungenen Refrain. Ansonsten geht's auf dem neuen BODY-COUNT-Album durchgehend knüppelhart zu Werke.
Nein, halt, eine Ausnahme gibt es natürlich. Den Fixstern, das Leuchtfeuer, das außer Frage und über allem stehende Highlight "Comfortably Numb" mit niemand Geringerem als Gitarrengott David Gilmour höchstpersönlich. Was BODY COUNT aus dem PINK-FLOYD-Classic gemacht haben, ist so großartig, dass selbst Roger Waters seinen Segen gegeben hat. Gilmour selbst hat es sich nicht nehmen lassen, den kompletten Song mit einer erweiterten Abwandlung seines ikonischen Solos an der Gitarre zu begleiten.
Vom ersten bis zum letzten Ton dieser intensiven Hommage, der Ice-T einen modernen Gänsehaut-Text verpasst hat, zelebriert der PINK-FLOYD-Gitarrist mit der ihm eigenen Leidenschaft und Brillanz die sechs Saiten seiner Gitarre. Er lässt sie singen, weinen und klagen, unterstützt mit jeder Note, jedem Feedback und jedem Vibrato die bedrückende und so berührende Stimmung dieser Interpretation. "Comfortably Numb" von BODY COUNT könnte eine neue Blaupause für Coverversionen sein, mit dem Anspruch, nah am Original zu sein und dabei einen höchst individuellen Charme zu versprühen, der den ursprünglichen Song sogar noch erweitert (gemeinsam mit BIFFY CLYROs beeindruckender Verbeugung vor METALLICAs "Holier Than Thou"). Danke, Ice-T. Danke, David. Just wow!
Auch, wenn Ice-T manchmal übers Ziel hinaus schießt ("Lying MF", ein Song über den einen Freund, der dich anlügt und nur Scheiße erzählt, ist vielleicht doch etwas zu plakativ), lockt "Merciless" insgesamt mit einer ganzen Armada an wütenden Metal-Tracks, die mit Unterstützung von passenden Gästen ordentlich Bock macht. Auf Dauer kann das wütende Geknüppel etwas eintönig wirken, doch BODY COUNT haben einiges zu sagen und damit entsprechend zu vertonen.Das Niveau des famosen "Bloodlust" erreicht "Merciless" trotz "Comfortably Numb" nicht ganz, hörenswert ist es für Fans kompromissloser Rap-Metal-Künste dennoch.
"Merciless" Trackliste:
01. Interrogation (Interlude)
02. Merciless
03. Purge (feat. Geroge "Corpsegrinder" Fisher from CANNIBAL CORPSE)
04. Psychopath (feat. Joe Bad from FIT FOR AN AUTOPSY)
05. Fuck What You Heard
06. Live Forever (feat. Howard Jones from LIGHT THE TORCH)
07. Do Or Die
08. Comfortably Numb (feat. David Gilmour from PINK FLOYD)
09. Lying MF
10. Drug Lords (feat. Max Cavalera from SOULFLY)
11. World War
12. Mic Contract
BODY COUNT Line-up:
Ice-T - vocals
Ernie C - guitars
Juan Of The Dead (Juan Garcia) - guitars
Vincent Price - bass
Will "Ill Will" Dorsey, Jr. - drums