Stil (Spielzeit): Blackened Power Metal (53:18)
Label/Vertrieb (VÖ): Deathlight / SPV (2007)
Bewertung: Merkwürdig. [5/10]
Link: http://www.illnath.dk/
Wer ILLNATH aus Dänemark bis gerade eben noch nie gelesen hat brauch sich eigentlich nicht zu wundern, denn die 1997 gegründete Band hat den großen Durchbruch irgendwie nicht geschafft oder noch vor sich. Dass musikalisches Talent und Erfolg aber zwei paar Stiefel sind ist kein Staatsgeheimnis und so machte ich mich mit etwas Skepsis ans Werk. Die fünf Künstler aus der nördlichen Nachbarschaft besetzen eine eigene musikalische Nische. Unter dem - für meinen Geschmack nicht gerade ansprechenden oder kunstpreisverdächtigen - Artwork verbirgt sich Kitsch, Geschwindigkeit und eine Prise Gruft. Die Karten sind gemischt und ich bin offen für Experimente, also: Warum nicht?
Synthetische Streicher sollen dem gekeiften Gesang zwar die nötige Größe geben, übertünchen aber leider oft die Gitarren und übernehmen oft auch die tragendste Rolle in der Melodie. Viele epische Soli und Instrumental-Parts lassen die Gesamtkomposition fröhlich und erfrischend wirken, während der mal in Schwindelerregenden Höhen und mal in Untiefen blubbernde Sänger dem ganzen eine Prise Boshaftigkeit verleiht. Bei der hervorragenden Produktion, den ganzen Soli und den vielen synthetischen Melodien sehe ich aber vor meinem inneren Auge statt finsteren Wäldern mit düsteren Trollen und einsamen norwegischen Pandabären eher ein Rudel Prinzen auf Einhörnern, die in ihren hautengen, hellblauen Leggins durch den bunten Zauberwald reiten um rechtzeitig zum Frisör zu kommen. Auch nicht schlecht.
Denn der häufige Einsatz der Keyboards macht sich irgendwie gut, denkt man an das Harlequin-Thema. In "Pietà" ist außer der Stimme nun nichts mehr von greifbarer Dunkelheit übrig und pure Eingängigkeit macht sich breit. Die schnellen und fröhlichen Melodien sprudeln wie verrückt und erheitern, ja unterhalten mich hervorragend. Angenehmerweise verzichtet die Band auf klar gesungenen Märchenkitsch, der das ganze ziemlich verdorben hätte, glaube ich. Die Dänen pressen mit "She The Plague" noch einmal alles, was der Einfallsreichtum in Sachen Melodie und Rhythmus hergibt heraus und machen dabei eigentlich eine gute Figur.
Irgendwann dreht sich das lustig-bunt-schwarze Karussell leider doch im Kreis und mit den letzten Stücken kommt Routine in den Rummel. Ob langsame Zwischenspiele, klarer Gesang das hätten verhindern können, weiß ich nicht, aber an mangelndem Einfallsreichtum, was die Melodien anging, lag es nicht. Mit "Clockwork Of Time" gibt es noch einmal Keyboards am Steuer, die nach einem unfassbar schnellen Cembalo klingen; diese werden von mittelschnellen Gitarrensoli abgelöst, vermischen sich mit ihnen und formen mit der Stimme eine bei weitem nicht so peinlich und albern klingende Kombination, wie man sie sich unter diesen Beschreibungen vorstellen könnte. In dem letzten Stück "Book Of Sand" schrauben sie einen halben Gang zurück und bringen lieber noch ein paar eingängige Parts ins Spiel, die sich vielleicht live ganz nett machen könnten.
Klar - Leute, die Keyboards nicht leiden können, eher auf den Anrufbeantworter Charme stehen und generell ein Bogen um Sachen mit zuviel Melodie machen sollten sich von "Second Face Of The Harlequin" fernhalten. Alle anderen experimentierfreudigen und offenen Musikbegeisterten könnten ihren Spaß daran haben.