Stil (Spielzeit): Heavy Metal (1:22:22)
Label/Vertrieb (VÖ): Black Lotus/Soulfood (25.05.05)
Bewertung: Kaufen, und zwar sofort!
Link: www.doctorbutcher.com
Da es zur Zeit mehr als fraglich ist, ob es jemals wieder ein Album von Savatage geben wird, ist schon die Wiederveröffentlichung des mittlerweile elf Jahre alten Doctor Butcher Projekts von Savatage Chef Jon Oliva und Gitarrist Chris Caffery ein willkommener Anlass, in Erinnerungen zu schwelgen. Zusätzlich zum Originalalbum gibt es eine Bonus CD mit einem bisher unveröffentlichtem Stück und Material von alten Doctor Butcher Demos.
Ähnlichkeiten zu Savatage sind wenig überraschend, allerdings ist Doctor Butcher sehr viel ungeschliffener und rauer als Savatage es zumindest zuletzt waren. Gleich der Opener The Altar ist eine nackenbrechende Double Bass-Nummer, bei der sich Jon die Seele aus dem Hals schreit und kreischt. So aggressiv und bösartig wie bei Don’t Talk To Me klingt Oliva leider schon lange nicht mehr. Da ist der balladeske Anfang der Season Of The Witch um so überraschender. Aber schon nach wenigen Takten wird die Nummer ein fast schon doomiger Nackenbrecher. Nur der Gesang klingt irgendwie etwas gedrosselt. Schade, denn davon abgesehen macht dieser Hassbrocken richtig Spaß. Reach Out And Torment Someone ist mir etwas zu hektisch geraten, auch wenn der Chorus schon recht fett ist. Juice ist zunächst ein typisches Savatage Instrumentalstück und dann mit einer Strophe das bitterböse The Chair ein, in dem es um den letzten Gang eines Verurteilten zum elektrischen Stuhl geht.
Innocent Victim ist ein klassisches Savatage Stück und auch etwas weniger rau als die ersten Nummern des Albums. Auch die erste Hälfte von The Picture’s Wild wirkt etwas „gesitteter“, allerdings nur bis der Gesang einsetzt. Übrigens erinnert mich die Gesangmelodie irgendwie an Billy Joels „We Didn’t Start The Fire“. Bei Lost In The Dark wird das erste mal deutlich Tempo rausgenommen. Das Stück ist das mit Abstand düsterste und melancholischste des ganzen Albums. Dagegen packen Criss und Jon bei I Hate, You hat, We All Hate wieder die Keule aus, und zwar die mit Nägeln gespickte. Mit All For One...None For All geht der reguläre Teil des Albums etwas unspektakulär.
Den Anfang auf der Bonus CD macht das bisher unveröffentlichte Inspector Highway, das absolut nach Savatage klingt, nur die Barpiano-Einlage im Mittelteil ist etwas ungewohnt aber cool. Das Stück ist mit gut acht Minuten auch da Längste des Albums. Dass die anderen Stücke Demos entnommen sind, merkt man schon am schwächer werdeneden Sound bei Freaks, besonders die Drums klingen ziemlich dumpf. Trotzdem macht gerade die holprige Produktion neugierig, wie diese Songs wohl auf einem Album geklungen hätten. Bon Of The Board klingt in den Pianopassagen ein bisschen nach Horrorfilmsoundtrack, Help! Police? ist eine Abrechnung mit der Polizei. Der entgültig letzte Song ist Bridges, eine sozialkritische Ballade, die sich auf den letzten Savatage Alben, vielleicht auch mit Zak als Sänger, gut gemacht hätte.
Eigentlich hilft dieses Album gerade nicht, die Sehnsucht nach Savatage abzumildern. Im Gegenteil, das Verlangen steigt nur. Jeder Savatage Fan, der dieses Album nicht ohnehin schon im Schrank stehen hat, sollte das schnellstens ändern. Alle anderen auch!