Link: http://www.myspace.com/defueld
Da fehlt doch ein „E“... Und überhaupt – hießen die nicht mal SENTENCED? Nein. Klingen nur genau so. Vermutlich wird jede skandinavische Band, die einen melancholischen Mix aus Metal und Rock’n’Roll spielt, immer ein wenig nach SENTENCED klingen. Und ich muss sagen: Daran habe ich nicht das Geringste auszusetzen! Die Lücke, die die fünf Finnen 2005 hinterlassen haben, ist leider nie wirklich geschlossen worden. Und das wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit auch nicht ändern. Aber es ist doch immer wieder erfreulich, zu sehen bzw. zu hören, dass es Bands gibt, welche sich zumindest an diesem schweren Erbe versuchen.
DEFUELD ist nun eine dieser Bands. Melodie, Power und jede Menge Gefühl legte das schwedische Quintett in die elf Songs, welche das selbstbetitelte Debutalbum bilden. Mal wird kopfnickerlastig losgerockt, mal stimmungsvoll gewimmert. Mal wird man zum geselligen Trinkgelage animiert, mal zum nachdenklichen Kopfhängenlassen. Was begehrt das „frozen“ Herz eines überzeugten „Suiciders“ mehr? Nun ja... Möglicherweise etwas Eigenständigkeit oder gar die eine oder andere neue Idee. Doch das war augenscheinlich nicht die Intention von DEFUELD.
Die Stockholmer Combo schlichtweg als „SENTENCED 2“ zu bezeichnen, ist zwar auch nicht gerade gerechtfertigt, aber ich persönlich fühle mich zumindest in jedem Song mal mehr, mal etwas weniger, an die richtungsweisenden Finnen erinnert. Manchmal sind es auch die Landsmänner von IN FLAMES oder SOILWORK, an die ich denken muss, wenn ich mir diese Scheibe anhöre. Teilweise sind auch Parallelen zu den Dänen MNEMIC, wenn auch in etwas sanfterer Form, zu erkennen. Eines jedenfalls ist durchgängig nicht von der Hand zu weisen – der skandinavische Einschlag. Die grobe geographische Einordnung von DEFUELD fällt bereits nach einem Song wirklich nicht sonderlich schwer.
Doch leider droht die musikalische Darbietung zu oft in der Belanglosigkeit zu versinken. Trotz guten Ansätzen und deutlich hörbarer musikalischer Kompetenz ertappte ich mich auffallend häufig dabei, gar nicht mehr richtig hinzuhören. Möglicherweise ist es die allgemeine Radiotauglichkeit, vielleicht die nichtssagende Stimme von Frontmann Christoffer Wetterström oder auch die überwiegend mangelnde Eingängigkeit der Melodien. Vermutlich alles zusammen. Jedenfalls vermag DEFUELD mich als stets geneigten Hörer der anderen hier angeführten Bands nicht auf ganzer Linie zu überzeugen.
Am Niveau der eingespielten Instrumente gibt es größtenteils nichts auszusetzen. Hier wird zwar nicht mit Komplexität oder Schnelligkeit kokettiert, doch belässt man es auch nicht bei simpelsten Songstrukturen. Die Jungs haben sich durchaus Gedanken gemacht und mit Liebe zum Detail an ihren Songs gebastelt, bis die Finger bluteten. Herausgekommen ist ein Gesamtwerk, welches abgerundet, aber nicht überladen klingt. Zu dieser „Abrundung“ sowie „Detailverliebtheit“ trägt erheblich Keyboarder Fredrik Hedberg bei, welcher jedem Song mit seinem Tasteninstrumentchen den letzten Schliff verpasst und teilweise den Hauptteil der rübergebrachten Stimmung erzeugt.
Diese Stimmung ist meist melancholisch bis traurig, aber doch nie wirklich depressiv. Ein vertontes „Tja, so sieht’s aus, aber es wird auch wieder besser!“, könnte man sagen. Hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die als erste Single veröffentlichte Hymne mit dem bezeichnenden Titel „Forever“. Als einer der radiotauglichsten Songs der Scheibe besitzt er dennoch eine meiner Meinung nach herausstechend intensive, gefühlvolle Power. Wären die Melodien der anderen zehn Songs ebenso eingängig, dann hätte DEFUELD’s Erstlingswerk durchaus das Zeug zum echten Dauerbrenner.
So jedoch bleibt es beim überdurchschnittlichen Bastard aus Fels und Metall, welcher mit einigen schönen Momenten, etwas rotziger Attitüde, ein paar mitreißenden Passagen und der einen oder anderen verträumten Ballade aufwartet. Wer besonderen Wert auf letztere legt, dem sei das traumhaft schöne „Waiting in the wings“ ans Herz gelegt.