Stil (Spielzeit): NWoBelgianHM (43:34)
Label/Vertrieb (VÖ): Shiver Records (06.12.07)
Bewertung: 8 / 10
Link: www.witchsmeller.com
Da war ja mal jemand bei der Namensfindung überaus findig. Der „Witchsmeller Pursuivant“ ist eine Figur aus Rowan Atkinsons Kult-Sitcom „Blackadder“. Eine persiflierte historische Figur: nämlich Matthew Hopkins, ein gefürchteter Hexenjäger, der Ende des 17. Jahrhunderts zur Hölle fuhr. Vor dieser Fahrt nannte er sich „Witchfinder General“.
Womit wir nunmehr in der NWoBritshHM angekommen wären. Auch wenn die Anleihen beim Doom von WITCHFINDER GENERAL allenfalls auf den zweiten Lausch („Blick“ geht hier ja nicht) auffällig werden, so klingen die Belgier um „Mr. Smellmaster“ Luciver Vecken wie eine Ausgeburt der frühen 8oer. Das fängt mal bei der Produktion an, die gemessen an heutigen Standards selbst für ein Demo auf unterem Mittelklasse Niveau liegt. Und ergo perfekt ist, um diese Art Metal in Szene zu setzen.
„Diese Art“ ist die feine, englische: mittel-(bis)-schneller Heavy Metal, der sich spielfreudig und variabel aus den Boxen rifft. Leckerer Bangstoff auf dem Härtelevel von TYSON DOG, CRUCIFIXION oder so. Aber man könnte auch aus belgischer Sicht naheliegendere Vergleiche anstellen: KILLER oder OSTROGOTH, logisch. Auch US-Power-Metal Einflüsse sind auszumachen. Am stärksten aber klingen die Hexenriecher vielleicht nach einer MERCYFUL FATE - Version ohne Kastraten-Tenor.
Is’ aber eigentlich auch egal, wen man da im Einzelnen raushört oder nicht. Da stecken schlich die Anfänge des Heavy Rocks drin. Die 2. Generation. Das „Manifest of Evil“ ist ein Manifest für 80er Metal. Punctum. Soll sagen: wie für die damaligen Verhältnisse üblich riffen und rocken W.P. sich durch ihre abwechslungsreichen Nummern, die aber gewisse Extremwerte nicht einmal streifen…ob in Richtung Radiotauglichkeit oder HärterSchnellerBrutaler. So rocken sie zwischen Halbballade und dezenter Speed-Attacke auf gutem bis besserem Niveau – ohne Abstriche und ohne Innovationen.
Höchstes Niveau ist nicht zu bescheinigen, dafür sind die Songs – auch oder gerade für damalige Verhältnisse – etwas zu unspektakulär. Ich fühle mich aber überaus gut unterhalten. Und der Spaß nimmt auch nach mehreren Durchläufen keineswegs ab.
Leute, die wie ich viel Geld für japanische Re-Releases alter NWoBHM ausgeben, können hier mal für schmale Euros etwas wirklich Brauchbares abgreifen, was so neu ist wie es alt und heute wieder originell klingt. Pflichtkauf also. Zumal man hier keine Revival-Trittbrettfahrer vor sich hat, sondern Leute, die nicht müde werden, ihre Hommage seit `93 zu verkünden und mehrheitlich im Jahr des Herrn 1982 (da WITCHFINDER GENERALs Debüt erschien) ihre Pubertät bereits erfolgreich überstanden haben dürften. So sollte es wohl auch bei den Hörern sein; was fehlt ist der Hinweis: "Frei verkäuflich ab 35".