Mystic Prophecy – Vengeance, Regressus & Never Ending (Re-Releases) Tipp



Stil (Spielzeit): Heavy/Power Metal (siehe Einzelreviews)
Label/Vertrieb (VÖ): Metal Mind Productions (24.08.09)
Bewertung: 7,5/10 - 9/10 - 9/10
Link: http://www.mysticprophecy.net/
MYSTIC PROPHECY sind zweifellos eine der wichtigsten deutschen Power Metal-Bands der letzten Jahre. Angefangen haben Sänger R.D. Liapakis, der Gitarre spielende Tausendsassa Gus G., Bassist Martin Albrecht und Drummer Dennis Ekdahl mit ihrem Debüt Ende 2000. Leider hielt das Lineup nur drei Alben lang, dafür haben es die ersten drei MYSTIC PROPHECY-Scheiben aber in sich.

Metal Mind Productions veröffentlichen diese Alben nun erneut, wie gehabt auf jeweils 2000 Stück limitiert, im Digipack, teils mit Bonustracks und als remasterte, goldene CDs. Erstmalig fallen aber auch ein paar negative Dinge bei den Re-Releases auf (exemplarisch seien hier die gleichen Linernotes bei allen drei Alben genannt, da hätte man mehr draus machen und detaillierter auf die einzelnen Alben eingehen können).



Vengeance
Spielzeit: 51:32
Bewertung: 7,5/10

Das Debüt der deutsch-griechisch-schwedischen Kollaboration schlug Ende 2000 direkt ein. Endlich mal keine high pitched-Vocals, sondern kräftige, raue und tiefe Vocals von Liapikas, der aber trotzdem auch in höheren Stimmlagen eine hervorragende Figur macht. Dazu kraftvolle Riffs und unwiderstehliche Refrains, die bald zu einem absoluten Markenzeichen von MYSTIC PROPHECY wurden (man höre nur das tolle „Sky's Burning", „Welcome (In The Damned Circle" oder „River Of Hate"). Der energetische, sämtliche Klischees umschiffende Power Metal war genau das, was der traditionelle Metalfan brauchte - auch, wenn sich auf „Vengeance" noch einige unausgereifte Ideen befinden und das achtminütige „Fallen Angel" sowie die Halbballade „In The Mirror" nicht auf Dauer fesseln können.

Das wiederveröffentlichte Debüt kommt ohne jegliche Bonustracks aus und ist für den MYSTIC PROPHECY-Fan, der „Vengeance" bereits besitzt, absolut verzichtbar.



Regressus
Spielzeit: 61:37
Bewertung: 9/10

„Regressus" stellt eine deutliche Steigerung zum bereits sehr guten Debüt dar. Das liegt an der ausgeprägteren Thrash-Note, den hammerharten Riffs, der fetten Produktion und den großartigen Melodien. Auch der Gesang von Liapikas hört sich noch einen Tick besser an. Auf alle Fälle drückt das zweite MYSTIC PROPHECY-Album ganz gewaltig und macht mit Nackenbrechern wie „In Your Sins", „Lords Of Pain" und „Sign Of The Cross" (erinnert am Anfang stark an MANOWARs „Blood Of My Enemies"), der starken Bandhymne „Mystic Prophecy", dem klasse Opener „Calling From Hell" und meinem Favoriten „Eternal Flame" (für mich eine der stärksten traditionellen Metal-Nummern der vergangenen Jahre) keine Gefangenen. Der Quasi-Titeltrack „Regressus - Lost In Time" beginnt bedrohlich mit ICED EARTH-mäßigem Riffing und mausert sich ebenfalls zu einer hörenswerten Granate.

Als Bonustracks werden zwei Coverversionen geboten: „Fighting The World" (MANOWAR) und „Sanctuary" (IRON MAIDEN). Bei beiden Tracks halten sich MYSTIC PROPHECY nah am Original, liefern aber alleine durch den starken und tiefen Gesang etwas andere Neuinterpretationen ab. Beide Tracks befinden sich auch auf dem originalen Nuclear Blast-Digipack, das mehr hermacht als die Neuveröffentlichung. Booklet und Digipack sind deutlich stabiler und haben das schärfere Cover, außerdem sollte man das Original auch noch für wenig Geld erhalten können. In diesem Fall rate ich zur alten Auflage, auch wegen der Picture Disc, die mehr hermacht als die goldene Neuauflage. Da beide Versionen aber inhaltsgleich sind, kratzt auch der Re-Release verdientermaßen an der Höchstnote.



Never Ending
Spielzeit: 52:25
Bewertung: 9/10

Was auch beim 2004 erschienen Drittwerk der Band auffällt, ist der enorm druckvolle Sound, der besonders die überragende Gitarrenarbeit zur Geltung bringt. Gus G. ist eben ein Meister seines Fachs, das hat er bei MYSTIC PROPHECY vielleicht noch eindrucksvoller als bei FIREWIND und ARCH ENEMY bewiesen. Mit „Burning Bridges" bekommt man gleich zu Beginn einen standesgemäßen Opener mit bollernden Double Bass-Drums, fetten Riffs und harmonischen Leads vor den Latz geknallt. „Time Will Tell" hat genau wie „Under A Darkened Sun" einen enorm eingängigen Refrain zu bieten, „In Hell" wurde mit einem fetten Thrash-Ausrufezeichen versehen, und mit „Never Surrender" ist MYSTIC PROPHECY eine eindringliche, kitschfreie Halbballade gelungen. Der Titeltrack ist übrigens ein noch nicht mal dreiminütiges, aber effektives Instrumentalstück.

Das ursprünglich als Japan-Bonus verwendete „War In The Sky" findet auf der goldenen Neuauflage seine Zweitverwertung. Warum das von phänomenalen Leads ummantelte Lied mit dem epischen Refrain nicht regulär auf dem Album zu finden ist, bleibt mir aber ein Rätsel. Die Neuauflage von „Never Ending" lohnt sich am meisten (auch wenn das Cover wieder schwächer als beim Original ist und nicht so farbintensiv daher kommt), aber auch nur für diejenigen, die das dritte Album noch nicht ihr Eigen nennen. „War In The Sky" sollte man allerdings definitiv gehört haben.

Power Metal-Jünger MÜSSEN diese drei Scheiben besitzen. Wer bisher noch nicht dazu gekommen ist und Wert auf die limitierten Exemplare legt, sollte hier zugreifen. Ein Kostenvergleich mit den „alten" Digipacks lohnt sich aber, vor allem im Falle von „Regressus".