Heavy Metal
Link: http://www.myspace.com/sinergymetal
Die Wiederveröffentlichungsflut macht auch vor Alben, die noch ohne Probleme erhältlich sind, nicht Halt. Während Metal Mind Productions sich zu Beginn eher auf rare und schwer erhältliche CDs konzentriert haben, rollen jetzt zig unnötige Re-Releases an. Jüngst wurden die drei ersten MYSTIC PROPHECY-Scheiben neu veröffentlicht, jetzt ist die SINERGY-Diskografie dran – wie immer remastert, mit goldenen CDs, Liner Notes und auf 2000 Stück limitiert und nummeriert im Digipack.
Eins muss man leider feststellen: Die Qualität der Re-Releases hat abgenommen. Wo man vor wenigen Jahren bei Metal Mind-CDs noch zig Bonustracks fand, wird mittlerweile kaum mehr ein Kaufanreiz geboten, den nicht auch die Originale besitzen. Auch bei SINERGY ist das nicht anders. Warum die CDs trotzdem so gut bewertet wurden? Ganz einfach: Die Musik ist nach wie vor spitze!
Beware The Heavens
Spielzeit: 39:15
Bewertung: 8,5/10
Den Anfang macht das noch im All Star-Lineup (Kimberly Goss/Alexi Laiho/Jesper Strömblad/Sharlee D'Angelo/Ronny Milianowicz) eingespielte "Beware The Heavens" (1999), das zwar über einen deutlichen HAMMERFALL-Einschlag verfügt, aber mit schnörkellosem, hochmelodischem Power Metal und sehr guten Vocals punkten kann. Kimberly Goss hebt sich mit ihrer rockigen Röhre wohltuend von anderen Sängerinnen ab, die Gitarrenarbeit ist absolut hervorragend, die Refrains griffig und eingängig. Produziert wurde das warm und wuchtig klingende Album von Fredrik Nordström im Studio Fredman.
Kracher sind das flotte "The Warrior Princess", der knallende Opener "Venomous Vixens", der wahnsinnig gute Ohrwurm "Beware The Heavens", die wunderschöne Halbballade "Razor Blade Salvation" oder das abwechslungsreiche "Swarmed".
Als Bonustrack gibt es lediglich eine Demoversion des Titeltracks, die sich noch dazu nur marginal von der Albumversion unterscheidet. Die bei Nuclear Blast erschienene Deluxe Edition hat dagegen gleich drei Bonustracks an Bord (allesamt Cover, die bei den Metal Mind-Neuauflagen seltsamerweise zu zwei Dritteln auf "Suicide By My Side" zu finden sind). Cover und Booklet dieses Re-Releases sind dieselben wie bei der ursprünglichen Version, zu der man weiterhin getrost greifen kann (oder eben zur Deluxe Edition) – es sei denn, man muss unbedingt das Titeltrack-Demo gehört haben.
To Hell And Back
Spielzeit: 54:37
Bewertung: 8/10
Auch das zweite Album "To Hell And Back" unterscheidet sich in der Aufmachung nicht vom 2000 erschienenen Original. Das bis auf Goss und Laiho ausgetauschte Lineup hat sich weiter entwickelt, klingt weniger nach HAMMERFALL und zeigt mit "The Bitch Is Back" und "Midnight Madness" gleich zu Beginn, wo der Hammer hängt. Der Gesang ist ein wenig ausgereifter, die Produktion klinischer, die Gitarrenarbeit nach wie vor spitze. Trotz einer Ballade wie "Laid To Rest" und des nahtlos an den Erstling anknüpfenden "Return To The Fourth World" fällt der Zweitling für mich leicht ab, da es nicht mehr solche Hammer-Refrains wie auf dem Debüt gibt. Trotzdem ist auch "To Hell And Back" ein verdammt gutes Power Metal-Album, auf dem auch das BLONDIE-Cover "Hanging On The Telephone" Spaß macht.
Die Bonustracks sind lachhaft: Es gibt drei Tracks von "Beware The Heavens". Richtig gelesen, keine Liveversionen oder Demos, sondern einfach drei Albumtracks. Braucht kein Mensch, also greift zum preiswerteten Original.
Suicide By My Side
Spielzeit: 46:47
Bewertung: 9/10
"Suicide By My Side" ist das reifste und variabelste Album. "I Spit On Your Grave" drückt einen so dermaßen vor die Wand, dass man sich fragt, was zur Hölle das gerade war: Bollernde Doublebass-Drums, klasse Gesang, höllisch gute Melodien, pure Eingängigkeit und rasante Soli machen den Opener zu einem der besten SINERGY-Songs überhaupt. "The Sin Trade" ist ebenfalls ein wahrer Kracher, dem mit dem rasanten "Violate" ein gleichwertiger Nachbar zur Seite steht. "Me, Myself, My Enemy" klingt verspielter als alles, was SINERGY vorher aufgenommen haben und ist eher im Midtempo-Bereich angesiedelt. Dann folgt neben dem Opener mein Höhepunkt von "Suicide By My Side": "Written In Stone", eine wunderbar einfühlsame, akustisch beginnende, härter werdende Ballade, die völlig frei von Kitsch ist und trotzdem wunderschöne Melodien bietet.
Nach diesem tollen Einstieg könnte man meinen, dass der Rest abfällt, doch das tut er nicht. "Passage To The Fourth World" spinnt das von den ersten beiden Alben bekannte Thema weiter, und "Rememberance" markiert einen ruhigen, tragischen Schlusspunkt, der den Opfern von 9/11 gewidmet ist. Aber dann kommen ja noch drei Bonustracks: "Rock You Like A Hurricane" ist schwach und rockt längst nicht so wie das SCORPIONS-Original, "Gimme, Gimme, Gimme" (ABBA) dafür ganz ordentlich und "Invincible" (PAT BENATAR) ist sehr untypisch, aber auch nett umgesetzt.
Fazit: Die Liner Notes bei allen drei Alben sind wieder gleich, die Bonustracks alle bekannt und total durcheinander gewürfelt. Wer schon alles von SINERGY besitzt, dem können diese Re-Releases am Allerwertesen vorbei gehen; Neulinge müssen stark überlegen, ob sie wenig Geld für die Originale oder etwas mehr für die krude aufgestockten neuen Versionen ausgeben. Letztendlich ändert das aber nichts daran, dass SINERGY eine wichtige Power Metal-Band sind und geile Alben abgeliefert haben.
