Old Season - Archaic Creation Tipp



Stil (Spielzeit): Epic Metal (48:05)

Label/Vertrieb (VÖ): Eigenprod. (10.2009)
Bewertung: 9 / 10



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Besseres Bier. Bessere Butter. Bessere Bands. Die Rede ist natürlich von Irland.

Zumindest auf dem Schlachtfeld des epischen Metalls haben wir der Phalanx aus PRIMORDIAL, WAYLANDER,  CRUACHAN, MAEL MORDHA & meinen Lieblingen aus Cork, SIROCCO etc. kaum etwas entgegen zu setzen. Und mit OLD SEASON machte sich 2004 der nächste Trupp „gall oglaigh“ auf, das Schlachtfeld des epischen Metalls zu stürmen.

Da wohl kaum jemand hier das vergriffene Debüt „Volume One“ sein eigenen nennt: OLD SEASON hatten sich anfangs mit drei Mitgliedern aus der Erbmasse der gefallenen KARNAYNA formiert. Angeführt wird der Clan aus dem County Kildare von einem etwas besser Bekannten, Gitarrist u. Klarstimme der Death Doomster MOURNING BELOVETH: Frank Brennan.

Was gegenüber o.g. Bands auffällt: die für CRAUACHAN & Co typisch keltischen Trademarks irischen Folks und Pagan Metals finden sich nur untergründig & dezent. OLD SEASON vermeiden das smaragdgrüne Cliché: es geht eher in die Richtung MEDIEVAL STEEL, BROCAS HELM oder  HEIR APPARENTs 86er Meisterwerk "Graceful Inheritance".

OLD SEASON besetzen zwar die Schnittstelle zwischen „normalem“ Epic Heavy und irischem Pagan Metal, aber die Bewaffnung ist eher traditionell metallisch, als traditionsbewusst irisch: doppelläufige Leads, die ansatzlos gefangen nehmen, Riffs, die keine Gefangenen machen, Hooklines, die sich spontan festbeißen; bestdosierte Rhythmuswechsel, treibende Parts mit höchster Bangkompatibilität, melancholische Untertöne; dezent nicht nur der Folkanteil, sondern auch das Keyboard, das Atmosphäre schafft und nicht aufdringlich alles „verpfeift“; und das Ganze so strukturiert, dass man sich leicht fallen lassen kann.

Kurzum: schlichtweg geiler, multifunktionaler Metal mit stimmigen Stimmungen, fernab von jerglichem MANOWAR-Schwulst. Authentisch eben. Und einem brillanten Sänger… Das Pathos, mit dem Brennan seine Geschichten aus alten Zeiten erzählt, kann schon deshalb nie kitschig werden, weil er zu den ganz Großen der Epic Barden zählt. Selbst in hohen Tonlagen hat seine Stimme Kraft und Volumen.

Schwachpunkte gibt’s kaum… Allenfalls die Eröffnungsnummer ist etwas unscheinbar, verglichen mit dem Rest und selbst der Barde scheint sich noch warmsingen zu müssen. Aber danach knackt's so richtig! Der "Rest" verdient mindestens das Prädikat „Klasse“  … oder liegt sogar drüber wie das herrliche „The Mission“ oder das unglaubliche „At the Hollow“.

Traditionalisten, Heiden und alle sonst wie episch Infizierten, sogar MAIDEN-Verehrer, die ein „Revelations“ einem „Back in the Village“ vorziehen, sollten an diesem Teil viel Freude haben.

Ein zart kritisches Wort vielleicht zum Sound, der gern etwas rustikaler, altmodischer hätte ausfallen dürfen; --- wovon beim mindestens ebenso guten, längst vergriffenen Debüt noch etwas zuwenig war: akustische Transparenz, ist diesmal etwas zuviel.

Der traditionalistische Charme der Musik nimmt dennoch nur wenig Schaden…  dafür hat das einfach zu viel Substanz.