Lost Legion - Promo zu "Glory or Death"


Stil (Spielzeit): (epischer) NWoBHM (18:03)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenproduktion (2008)
Bewertung: 8 / 10
Link: http://www.thelostlegion.co.uk/

Heikle Sache, das. --- Macht es Sinn, A.D. 2008 einer neuen Band das Etikett NWoBHM auf’s Auge zu drücken?
Interessantere Frage: macht es Sinn, A.D. 2008 eine Musik zu produzieren, die eben dieses Etikett verdient hat?

Es geht um das Promo-Demo für das Debüt „Glory or Death“ der aus London stammenden LOST LEGION. Die Band verspricht: „epic, stirring warrior metal“ und „eine unvergleichliche Metal-Erfahrung”. Um erstmal Vergleiche mit MANOWARs “true metal riffing” und der Theatralik von BLIND GUARDIAN anzustellen. Dazu soll es noch die Wut aus der extremen Ecke und die Verzweiflung des Doom geben. --- Naja.

Das „Naja“ gilt nicht nur der „unvergleichlichen Metal-Erfahrung”, sondern auch der Tatsache, dass die namentlich genannten Metal Größen nur mit etwas Phantasie herauszuhören sind. Und sich außerdem Wut wie Verzweiflung eher sehr dezent Bahn „brechen“. --- Dass die Selbstbeschreibung aber nicht völlig daneben ist, liegt einfach daran, dass Speed und Power Metal, Doom und andere extreme Spielarten allesamt ihre Wurzeln in der NWoBHM haben. Damals gehörte es zum guten Ton, balladeskes Zeug zu zupfen, feistes Mid-Tempo zu stampfen und wilde Double-Base Attacken zu reiten; mal eher thrashy, mal melodiös. Und gelegentlich wurde auch mal alles in einem Song verbraten.

So in etwa geht’s denn auch bei LOST LEGION zu. Ganz Klassisch: Englischer, epischer 80er Metal, mit etwas US-Power angereichert. Und obwohl mir persönlich das Gemisch traditionell sehr zusagt, sehe ich die verlorene Legion denn auch auf verlorenem Posten. Angesichts heutiger, ausdifferenzierter Hörgewohnheiten läuft man mit dieser Musik Gefahr, sich zwischen alle Stühle zu setzten. --- Wenn dann noch eine (Eigen-) Produktion dazu kommt, die allein Nostalgiker (wie mich) begeistern kann, dann ist das Attribut „oldfashioned“ weit angezeigter als das der „metal experience like no other“.

Ein weiteres Problem: das episch-historische Moment ist musikalisch unterbelichtet. Im Vergleich zu anderen, heute aktiven Kräften wie SIROCCO, TYR oder TURISAS erscheint das Konzept des „epic, stirring warrior metals“ sich denn eher auf Texte und Artwork zu beschränken. Darum bieten sich wohl als Referenzen am ehesten SPARTAN WARRIOR und die Waliser von MERTHYR TYDFIL an; und wegen der leichten US- Power Metal Anleihen wohl auch OMEN oder MEDIEVAL STEEL.

Ich bin nun mal NWoBHM Fan und so kann ich nicht anders, als das Material erfrischend alt und ganz geil zu finden: sauber strukturierte, abwechslungsreiche Songs, schöne Leads, eine gute, individuelle Stimme.

Empfehlenswert aber letztlich wohl nur für uns ewig Gestrige, die von AVENGER bis ZENITH alles im Schrank und immer noch nicht genug davon haben.