Stil (Spielzeit): (Retro-) Heavy Metal (50:15)
Label/Vertrieb (VÖ): Kemado (20.11.09)
Bewertung: 9,5 / 10
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Der NME hört „an unholy union between IRON MAIDEN and BLACK FLAG”; die Promo-Agentur: MOTÖRHEAD, EXODUS, the Sabbs; 70er Doom, NWoBHM, Power Metal, 90er Black Metal und von der US-Westküste der 80er: Thrash & HC-Punk.
JaNee, is klar, denke ich vor meiner ersten akustischen Begegnung mit dem Quartett aus Oakland: liest sich wie ein Wahlprogramm. Die Erlöser-Partei ist da! Papier ist ja verdammt wehrlos & so geduldig.
Und manchmal hat es einfach Recht! (Auch wenn der BM-Anteil eher spärlich ausfällt.) Aber wenn wir schon beim Namedropping sind: Sänger / Gitarrist Austin Barber klingt vokal wie eine Mischung aus Eddie Sutton von LEEWAY (sehr) und dem jungen Lemmy (etwas). Also gesangstechnisch nicht das ganz große Volumen und auch nicht Härte 10. Aber viel rotzig-rüppelig-rauer Charme. Das gilt auch für die Produktion, die noch ausreichend dynamisch, vor allem aber herrlich retro ist. --- Nun kann so eine Parforcejagd durch die antiken Genres bös ins Auge gehen; entweder man hält die Stücke einigermaßen sortenrein, dann wird’s eine sinnlose Old-Skool-Compilation. Oder man stopft immer mehrere Sachen auf einmal in die Nummern. Dann wirkt’s schnell unübersichtlich und / oder unglaubwürdig. Stückwerk, weder Fisch, noch Fleisch. Muss aber nicht, wie das dritte SAVIOURS (britische Schreibweise?!) – Album „Accelerated Living“ beweist.
Wo andere Bands wie WARBRINGER in Sachen Thrash oder DARK FORREST für die NWoBHM authentisches Retro-Feeling durch Spurtreue erzeugen, wildern die Kalifornier wie die Geistesgestörten und sind dennoch keine Spur weniger authentisch.
Ich weiß nicht, wie sie es hinkriegen, dass es das Natürlichste der Welt zu sein scheint, wenn uralte MOTÖRHEAD-, SABBATH- und SLAYER-Riffs auf MAIDEN-Leads und melodische NWoBHM- und 70er Soli treffen, wenn plötzlich tribalartiges Drumming durchbricht und ein Ausflug in Epic Metal Manier von Punk-Energie befeuert wird. Logischerweise wird ständig am Gashahn herumgespielt. Dabei hinterlassen die Stücke im Mittel aber einen Up-Tempo-Eindruck. Up-Tempo meint hier nicht „Blast“! Sondern das, was früher mal schnell war.
Gleichfalls ein Rätsel: obwohl das a) pure old-skool ist und b) die Einflüsse sehr deutlich zu vernehmen sind: SAVIOUR klingen b) taufrisch und b) absolut eigenständig. Ich habe so etwas noch nicht gehört; ein Vergleich mit HIGH ON FIRE wäre naheliegend, aber SAVIOURS sind bunter, melodischer, verspielter (ohne massiv an Rüpelhaftigkeit einzubüssen). Und haben also auch wenig mit dem Black-Thrash-Punk’n’Roll jüngerer DARKTHRONE zu tun. Eigentlich gar nichts.
Modernisten sollten das dennoch meiden wie der Teufel das Weihwasser! Retro-Aktivisten wie Fenriz rutschen dagegen wohl auf Knien zum Plattenladen. --- Zweifelsfrei gibt es großartigere Sänger und auch instrumental hat man schon zirkusreifere Leistungen bestaunt. Aber darum geht es hier nicht. Ohne eine Spaß-Band wie DIE HARD zu sein… die SAVIOURS sind absolut ernst zu nehmen… Es geht nur darum, Spaß zu haben mit den glorreichsten Zeiten des Metals. Ist in den eigenen vier Wänden schon endgeil; live geht das bestimmt extremst ab!
Mein Eindruck: tatsächlich die angekündigte eierlegende Metal-Wollmilchsau, DAS Retro-Ereignis schlechthin & eines meiner Top-5-Alben des Jahres. Ich will meeehr!