Brainstorm - Memorial Roots Tipp

brainstorm_-_memorial_roots

Stil (Spielzeit): Melodic Power Metal (63:59)
Label/Vertrieb (V.Ö.): AFM Records (16.10.09)
Bewertung: 9,5/10


Link:
http://www.truemetal.org/brainstorm/
Mittlerweile haben BRAINSTORM einen Status erreicht, bei dem die Erwartungshaltung an ein neues Album relativ hoch anzusetzen sind. Das ist ein kein Wunder, denn mit solchen starken Scheiben wie „Metus Mortis" (2001), „Soul Temptation" (2003) und „Liquid Monster" (2005) im Gepäck haben sich die Jungens aus Gerstetten die Messlatte selber ziemlich hoch angelegt.
1989 wurde die Band von den beiden Gitarristen Torsten Ihlenfeld und Milan Loncaric gegründet, und als absoluter Glücksgriff entwickelte sich die Verpflichtung von Sänger Andy B. Franck im Jahre 1998, der vorher bei IVANHOE tätig war, und der Band mit seiner unglaublichen Stimme, aber auch mit seiner Live Performance als Frontman einen gehörigen Schub verpasste.
Letzter Neuzugang in einem ansonsten relative stabilen Line Up – von der Urbesetzung sind immerhin noch drei Mann an Bord – war Basser Antonio „Toni" Ieva, der 2007 den ausgestiegenen Basser Andreas Mailänder ersetzte. Drummer Dieter Bernert, ebenfalls Urmitglied vervollständigt das Line Up, mit dem BRAINSTORM für ihre aktuelle Langrille „Memorial Roots" elf Tracks eingespielt haben. Die Limited Edition der CD ist noch um zwei Bonustracks länger.

Nach einem ziemlich düsteren Intro mit Vogelgezwitscher, das auch jedem Thriller als Soundtrack alle Ehre machen würde, steigen BRAINSTORM mit „Forsake What I Believe" direkt mal mächtig ins Thema Melodic Power Metal ein. Stampfend und wütend lädt der Song förmlich zum Headbangen ein. Das während des Songs die Tempi immer mal wechseln, macht ihn nur noch interessanter und zeigt, dass die Band in Sachen Songwriting enorm gereift ist.
Mit dem flotten „Shiver" geht es weiter, und auch hier machen BRAINSTROM ins Sachen Melodie, Härte und Tempo alles richtig. Wer hier nicht zumindest ein Zucken im Nacken verspürt ist es selber Schuld.
„The Conjunction Of 7 Planets" fängt unglaublich Maiden-lastig an, und hätte locker auch auf „A Matter Of Live And Death" sein können. Vor allem Bass und Drums erinnern durchgehend an Nico McBrain und Steve Harris.

Danach kommt bestimmt die Lieblingsnummer von Drummer Dieter, denn bei dem schnellen „Cross The Line" ackert der Mann hinter den Kesseln wie ein Besessener. Aber auch der Rest der Band fährt durch diesen Song mit dem Fuß in der Ölwanne, was den Song mit Sicherheit zu einem Live-Spektakel machen wird.
Im Vergleich dazu ist „Nailed Down Dreams" fast schon behäbig, und gibt vor allem Sänger Andy die Möglichkeit, alle Facetten seiner Stimmer zu zeigen. Der tolle, stampfende Rhythmus und die sich ins Ohr einfressende Melodie tun ihr Übriges, um den Song enorm zu pushen.
Bei „Blood Still Stains" entfachen BRAINSTORM ein wahres Gitarren-Stakkato Gewitter, und auch bei „Ahimsa" zeigen sie, wie Power Metal heutzutage klingen kann, um restlos zu begeistern. Leicht Querverweise zu IRON MAIDEN kann man auch hier im Chorus hören, allerdings ist die Band weit davon entfernt, irgendetwas zu kopieren. Die Bemerkung bezieht sich ausschließlich auf den Sound.
„The Final Stages Of Decay" stampft dann wieder mehr als loszusprinten, und ist ebenfalls durch die perfekt platzierten Tempiwechsel eine Power Metal Hymne der gehobenen Klasse.

Warum mir „Victim" nicht ganz so gut gefällt, kann ich gar nicht sagen. Der Song ist nicht schlecht, passt aber irgendwie nicht zu allen anderen Songs des Albums, bei denen man im Songwriting schon einen gewissen roten Faden erkennen kann, der hier kurz abreißt. Glücklicherweise fällt er aber nicht ganz runter, denn mit „When No Ones Cares" und dem schnellen „Would You" nehmen BRAINSTORM diesen Faden wieder auf, denn beide Songs reihen sich sofort in die Liste der restlichen genialen Songs des Albums ein.
Wer die Möglichkeit hat, sich die Limited Edition von „Memorial Roots" unter den Nagel zu reißen, der sollte die auch tun, denn die beiden Bonustracks „Seems To Be Perfect" und „Too Late To Deny" sind ein Sahnehäubchen auf dieser Power Metal Torte, und die paar Bucks mehr locker wert.

Fazit: Ich habe alle BRAINSTORM CDs in meiner Sammlung, und nicht eine würde ich als schlecht oder schwach bezeichnen, aber so stark wie auf „Memorial Roots" habe ich die Band bisher noch nicht gehört. Das komplette Line Up scheint hier noch mal ein Schippchen draufgelegt zu haben, ganz besonders aber Sänger Andy B. Franck, der sich in meinen Ohren mit seiner Leistung auf „Memorial Roots" in die Champions League der Power Metal Shouter katapultiert hat.
Dass sie die Songs live sogar noch stärker umsetzen, konnte man auf der Tour mit PRIMAL FEAR bewundern, bei der BRAINSTORM dem Hauptact locker die Show gestohlen hat. Wer BRAINSTORM bisher mochte, ist quasi zum Kauf verpflichtet, alle anderen hiermit dringenst dazu aufgefordert. Hammer Album.