Stil (Spielzeit): True Melodic Metal (55:51)
Label/Vertrieb (VÖ): Atra Musica Records (01.05.08)
Bewertung: 4 / 10
Link: http://www.thundertale.com
http://www.myspace.com/thundertale
Da ich ein zartes Faible für Mannschaften aus der ehemaligen UdSSR, besonders aus dem Baltikum habe, wollte ich THUNDERTALE reviewen. Nun, ich darf; --- und muss schon sagen… fulminanter Schuss ins Knie.
Warum auch immer: ich hatte auf Thrash der Güteklasse MUST MISSA oder paganes Zeug à la SKYFORGER gehofft. Hätte ich bloß vorher mal bei myspace vorbeigeguckt…
Die extrem kauzige Variante von Tri-True-Tralala Melodic nimmt im Verlauf des Albums die Grenzen zur Peinlichkeit mehr als einmal spielend. Zunächst einmal aber führt das Intro „Iš Giri?“ komplett in die Irre.
Es beginnt mit einer folkigen Melodie auf einem voluminösen Blasinstrument rätselhafter Herkunft (Soundfarbe in etwa der einer Klarinette ähnlich) und einer schön heidnisch klingenden Ansprache auf Litauisch. Feine Atmosphäre. Später setzt die Stromgitarre ein und nimmt das unspektakuläre, aber geile, angefolkte Thema auf. Toller Einstieg. Meine positive Erwartung schien sich zu bestätigen.
Aber schon ab Track Nr. 2, „Milžinai“ geht’s melodisch und / oder true zur Sache; wenn denn jene ominöse Hornpipe seit jetzt ins Spektrum von True Metal gehört. --- HAMMERFALL & Co. standen bei den meisten Melodien ganz klar Pate. Und MANOWAR irgendwie auch. Und solange der Charme der litauischen Sprache (bei 8 von 12 Stücken) währt, ist es zumeist auch noch erträglich. Die Songstrukturen waren zwar auch schon vor 10 Jahren völlig altbacken und daher stets vorhersagbar, aber die Sprache verleiht 2/3 des Ganzen doch eben jenen aparten Kauz-Appeal, der situativ zu gefallen weiß. Zumal Sänger Jonas eine wirklich gute, kraftvolle Stimme hat und nicht mit tuntigem Kopfstimmen-Gequäse nervt. (Dafür nervt das Blasinstrument im melodisch-truen Kontext dann irgendwann doch. Obendrein kann man damit offenbar auch Bontempi ähnliche Sounds hinkriegen…Es wurden schön aus nichtigeren Anlässen Anwälte eingeschaltet.) So gut Jonaus auf litauisch auch rüber kommt; schlimm wird’s, wenn er auf Englisch singt. Dann wird den Stücken ihr kauziger Charme abgesaugt und sie sind nur noch langweilig.
Manchmal aber wird’s sogar richtig bitter: Es scheint eine besondere Form des melancholischen Pathos zu geben, das man als slawisch identifizieren könnte. Unter bestimmten Umständen, z.B. bei einigen vom Folk inspirierten Bands, funktioniert das ganz prächtig. Unter anderen Umständen wird’s unerträglich. So auch hier.
Ist Melodic Metal schon in seiner westlichen Form kaum auszuhalten, bekommt die Mucke hier --gerade bei balladesken Parts-- einen Hang zum osteuropäischen Schlager, der massives Unbehagen auslöst und allenfalls unter Spätaussiedlern seine Anhänger finden dürfte. Das ist dann sogar mir zu kauzig.
Dabei sind alle Beteiligten handwerklich über jeden Zweifel erhaben und auch die Produktion hat Schmackes.
Experimentierfreudigen und humorvollen „Edguys“ sei empfohlen, mal auf der myspace-Seite vorbeizusehen. Der Band sei empfohlen, den Weg ab dem Intro noch mal von vorn anzufangen. Im Pagan Metal könnten sie vielleicht für positiveres Aufsehen sorgen.
2 Punkte fürs Intro, 2 für das handwerkliche Können. Das war’s. Schade.