Stil (Spielzeit): New-Crossover (52:20)
Label/Vertrieb (VÖ): Bad Land Records/Twilight (02.10.08)
Bewertung: 6/10
Link: www.loonataraxis.de
http://www.myspace.com/loonataraxis
Vier Herren aus München nennen sich LOONATARAXIS und bescheren uns diese Tage mit einer verrückten, und doch innovativen Neuinterpretation des etwas in Verruf geratenen Crossover eine außergewöhnliche Scheibe mit dem Titel „This Boy Is A Crying Shame“.
Nach zwei Eps („Unhappy Few Army“ und „GlobaLies“) und mehreren erfolgreichen Konzerten und Contests ist die Band mit enormem Hang zur Selbstdarstellung und Herumalbern – man führe sich nur diverse Bandfotos oder die Synonyme der Bandmitglieder (u.a. JJ le Kack oder Don Gschweeny) zu Gemüte – ins Studio gegangen um ihren Größenwahn in Form eines Longplayers für die Musikgemeinde festzuhalten. Produziert wurde die Platte unter anderem von Mitgliedern der Band SCHANDMAUL, und fett klingt der verrückte Stilmix allemal!!!
Egal ob Pop, Punk, Funk, Metal oder auch Ska, die vier Bayern verwursten irgendwo so ziemlich alles, was ihnen auch privat zu gefallen scheint, in den elf Tracks von „This Boy Is A Crying Shame“. Auch hört man jedem einzelnen Stück an, dass hier eine sehr talentierte,unverbrauchte Truppe mit langjähriger Erfahrung am Werk ist, die ihr kreatives Potential noch lange nicht verschossen zu haben scheint:
Sänger Till kann durch ein sehr großes gesangliches Spektrum mitreißen, die Texte sind zum Teil politisch oder einfach nur sarkastisch-satirisch. Die Drums werden gerne schnell und stampfend bedient, ganz in Punkmanier. Die Gitarre orientiert sich an rotierenden Riffs und der Bass slappt auch gerne mal großteilig funkig durch die Gefilde – streckenweise ein bisschen wie ältere RED HOT CHILI PEPPERS-Geschichten.
Generell scheinen alle vier gerne auf Psycho zu machen, klingen mir persönlich einige Songs bereits ein bisschen zu abgedreht. Denn auch wenn ohne Zweifel so einige Stilrichtungen Eingang in den LOONATARAXIS `schen Klangkosmos gefunden haben, so wurde ich jedoch immer wieder an frühere SYSTEM OF A DOWN Sachen erinnert, die noch vielschichtiger, verrückter und – teilweise- eben nicht ganz so effizient runtergeschrubbt werden.
Songs wie der Opener und gleichzeitiges Titelstück des Albums oder auch das etwas zugänglichere „Running Off“ dürften live ziemlich gut funktionieren und Feuer entfachen. Mit „Endurance“ findet sich sogar ein beinah balladenartiges und melancholisches Stück auf dieser hyperaktiven Hochgeschwindigkeitsplatte, mit dem man sich kurz ein wenig beruhigen kann und den Puls wieder auf ein erträgliches Maß absinken lässt – hier wird auch klar, dass LOONATARAXIS auch ruhiger können, und sanfte Klänge ebenso beherrschen wie Highspeed-Crossover – nur dass sie wahrscheinlich größtenteils einfach keine Lust zu haben scheinen, zurückzuschalten und lieber Vollgas geben. Aber man kann durchaus...
Zu meiner aktuellen Lieblingsplatte wird „This Boy Is A Crying Shame“ allerdings nicht; zu sehr nervt mich hier und da die aufgesetzte Albernheit und Abgedrehtheit, eine kleinere Prise Ernsthaftigkeit hätte meines Erachtens nicht geschadet. Aber was solls, LOONATARAXIS sind eine Band, die konsequent nach vorne zu gehen scheint und live einem wahrscheinlich wirklich den Arsch wegblasen wird – und auch ihre Wiederbelebung des Crossovers sollte sich jeder tolerante Metaller auch wenigstens mal kurz zu Gemüte führen.