Lautstürmer - Depopulator

lautstrmer

Stil (Spielzeit): Crust’n’Roll (25:51)
Label/Vertrieb (VÖ): Power It Up (25.06.10)
Bewertung: 4 / 10

Link: http://www.myspace.com/lautstrmer

Hahahahaha... Bitte entschuldigt mein schrecklich unsensibles Verhalten, aber die Tatsache, dass sich ausgerechnet diese Band bei der Namensgebung für die reißerische Wortkreation LAUTSTÜRMER entschieden hat, lässt mich doch ein wenig schmunzeln. Der zweite Teil des Namens ist ja noch durchaus vertretbar, denn deutsche Worte, welche dazu noch möglichst Umlaute enthalten, sind bei ausländischen Stromgitarrenbands ja immer wieder sehr beliebt. Die knuffigen Pünktchen über einem Vokal sehen nicht bloß bezaubernd aus, sondern versinnbildlichen dazu noch die vermeintliche deutsche Härte. Darüber hinaus ist der Vergleich der musikalischen Darbietung auf „Depopulator“ mit einem Sturm auch nicht unbedingt unpassend. Was jedoch etwas vermessen wirkt, ist das Wort „Laut“ davor. Denn eine derartig popelige Produktion habe ich das letzte Mal gehört, als ich eine der wenigen, eigenproduzierten Kopien der Mehr-als-Underground-a-capella-Grindcore-Formation ANAL FABET in den Händen hielt. Sorry, aber das hier ist nicht laut. Ganz im Gegenteil. Das ist leise, schäbig und dreckig.

Wobei Letzteres augenscheinlich auch auf der Prioritätenliste der Band ganz oben steht, was die Art der Musik angeht, die das Trio aus Schweden an den Mann bringen will. Die Jungs machen nun mal Crust. Klar, das muss dreckig klingen. Sonst wäre es kein echter Crust. Also von diesem Standpunkt aus betrachtet können die Jungs definitiv punkten. Denn alles, was eine Band braucht, die sich der knusprigsten aller Musikrichtungen verschrieben hat, trifft auf LAUTSTÜRMER zu. Relativ knappe Songs, die vor ablehnender und angepisster Haltung nur so strotzen und deutlich spürbar von Perspektivenlosigkeit, aber auch von Gleichgültigkeit diesbezüglich zeugen. Verpackt in musikalische Gewänder, die relativ simpel und anspruchslos sind, fast immer die selbe hohe Geschwindigkeit aufweisen und sowohl für die Musiker als auch für die Zielgruppe ein geeignetes Ventil für angestaute Aggressionen darstellen. Eingespielt von drei verhältnismäßig alten Herren, die sich nicht sonderlich viel Mühe geben müssen, auf Bandfotos einigermaßen fertig rüberzukommen. Das ist an sich genau der verkörperte erhobene Mittelfinger, der in dieser Szene erwartet beziehungsweise angestrebt wird.

Doch muss es denn so schäbig klingen? Ich meine, EXTREME NOISE TERROR sind doch auch der Crust-Ecke zuzuordnen und trotzdem steht deren Sound dem Bandnamen sehr viel näher als es bei LAUTSTÜRMER der Fall ist. Ich bin persönlich zwar kein besonders großer Fan der allgemeinen Crust-Szene und würde mir dementsprechend auch nicht anmaßen wollen, hier großartige Vergleiche zu weiteren Bands zu ziehen, doch hätte man mich hier durchaus positiver überraschen können. Und ich spreche jetzt betont von einer positiven „Überraschung“, denn auch die Crust-Veteranen DRILLER KILLER konnten nie wirklich bei mir punkten. Und da die Band LAUTSTÜRMER aus zwei ehemaligen und einem aktuellen DRILLER KILLER-Mitglied besteht, war meine Erwartungshaltung entsprechend niedrig. Und tatsächlich: Musikalische Differenzen zwischen den beiden Bands sind kaum auszumachen. Was mich allerdings etwas milde gestimmt hat, ist die Tatsache, dass das schwedische Trio auf ihrem Debutalbum eine ordentlich rotzige Rock’n’Roll-Kante aufweist. Es klingt ein wenig, als wenn MOTÖRHEAD in einer mittelschweren Krise stecken würden und nun in einem Anfall von abgestumpfter Zornigkeit ihre Instrumente vergewaltigen. Die Soli sind allerdings recht lässig.

Also an sich würde ich sagen, dass die Herren von LAUTSTÜRMER mit „Depopulator“, was übrigens ein sehr geiler Albumtitel ist, ein für die Szene einigermaßen solides Scheibchen eingezimmert haben, welches zwar mit netten Rotzrock-Elementen punkten kann, ansonsten jedoch zu wenig Aufregendes oder gar Innovatives bieten kann, um wirklich aus der Masse hervorzustechen. Und da der Sound einfach unsagbar minderwertig ist, muss ich leider vom Mittelwert noch einen Punkt abziehen. Jetzt können sich die eingefleischten Crust-Freaks hier gerne über meinen unqualifizierten Buchstabensalat das Maul zerreißen...

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