Stil (Spielzeit): Metalcore (53:56)
Label/Vertrieb (VÖ): Solid State Records (29.06.2010)
Bewertung: 9,5/10 Punkten
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Ich kenne HASTE THE DAY bereits eine Ewigkeit, habe mich aber erst seit einigen Jahren durch meinen Freund intensiver mit ihrer Musik beschäftigt und mir alle ihre Alben gekauft, wodurch sie mittlerweile meine absolute Lieblingsband geworden sind. „When Everything Falls“ mit Original Shouter Jimmy Ryan und den wunderbar harmonisierenden Stimmen von Bassist Mike Murphy und Gitarrist Brennan Chaulk ist auch für mich bisher das beste Album von HASTE THE DAY, aber im Gegensatz zu vielen anderen Fans, konnten mich auch Pressure The Hinges und Dreamer mit dem neuen Frontmann Stephen Keech absolut überzeugen.
Allerdings kam im Jahr 2008 dann der Schock: erst musste Gitarrist Jason Barnes die Band verlassen, da er kein überzeugter Christ mehr war, und kurz darauf verließen auch die Chaulk Brüder Devin und Brennan die Band, um christliche Ämter zu übernehmen und Musik für Gottesdienste zu schreiben. Besonders Brennans Ausstieg traf mich sehr, da ich seine Stimme als großartig und sehr markant für den Sound von HTD empfinde. Stephen und Mike ließen sich daraufhin aber nicht unterkriegen und hatten mit Dave Krysl (Gitarre), Giuseppe Capolupo (Drums) und Scotty Whelan (Gitarre) schnell Ersatz für die ausgestiegenen Gründungsmitglieder gefunden.
Im April hatte ich die Ehre, HASTE THE DAY live in London zu sehen und durfte dort mit „Dog Like Vultures“ sogar einen neuen Song hören. Was mir als erstes auffiel war, dass Stephen neben den gescreamten Vocals zusammen mit Mike und Scotty nun auch viel mehr cleane Parts übernimmt - und seine Stimme ist unglaublich hoch, wodurch der Sound einen gewissen Emo-Touch bekam, was mir anfangs so gar nicht gefallen hat. Daher war ich umso gespannter darauf, das komplette Album zu hören.
Dass man nach diesen drastischen Veränderungen im Line-Up kein zweites When Everything Falls erwarten kann, ist klar, und Attack Of The Wolf King ist wirklich komplett anders als alles, was HASTE THE DAY je zuvor gemacht haben. Aber das Album ist einfach großartig geworden. Jeder einzelne Song hat etwas Eigenständiges, und ich erwische mich beim Hören der Platte nie dabei, weiter zu skippen. Hinzu kommt das schöne Artwork, die kurzweilige Bonus DVD und vor allem die liebevollen Lyrics dieses Konzeptalbums, die erst bei genauerem Hinschauen ihre eigentliche Aussage offenbaren.
Der erste Song des Albums „Wake Up The Sun“ ist ein würdiger Opener für Attack Of The Wolf King: Er besticht durch eine schöne, technische Gitarrenmelodie, herrlich brachiale Screams von Sänger Stephen Keech, gut getimtes Drumming von Guiseppe Capolupo mit wenig Breakdowns an der richtigen Stelle und einen tollen mehrstimmigen Refrain, der an frühere HASTE THE DAY Zeiten erinnert.
„Dog Like Vultures“ ist einer der melodischsten Tracks von AOTWK. Er beginnt leicht bedrohlich und schleppend und rettet sich in einen glasklar und sehr hoch gesungenen Refrain mit großem Ohrwurm- und Suchtpotential.
„The Quiet, Deadly Ticking“ ist ein richtiger Kracher, der nur so vor Energie und Aggressivität strotzt. Der Song ist für mich ein absolutes Highlight; besonders der nach einem Breakdown völlig unerwartet einsetzende Hammerrefrain – herrlich!
„Travesty“ wurde als erster Song des Albums veröffentlicht und besitzt das größte Hitpotential. Die Lyrics sind mit Textzeilen wie „With love that the blindest eyes will see, you cover the darkest part of me“ besonders für die Christen unter uns einfach wunderschön und gut durchdacht.
Mit „Merit For Sadness“ und „The Un-Manifest“ folgen nun wieder zwei gnadenlose Kracher, bei denen vor allem Drummer Guiseppe Capolupo und Sänger Stephen Keech ihr Können unter Beweis stellen können. Vor allem Stephens Stimme hat sich seit den letzten beiden Releases extrem weiterentwickelt – klingt wesentlich brachialer und erwachsener.
Bei „The Place Where Most Deny“ bekommen HTD nach einem beklemmenden, mit Breakdowns zersetzten Anfang Unterstützung von Micah Kinard von OH, SLEEPER, dessen unverkennbare Stimme dem Song etwas ganz Besonderes mitgibt. Auch dieser Song ist für mich ein Highlight auf dem Album.
„White As Snow“ wird von Mike Murphy gesungen und ist sicherlich der untypischste HTD Song überhaupt. Er ist extrem ruhig, sehr atmosphärisch und erinnert an Bands wie die DEFTONES.
„Crush Resistance“ ist sehr druckvoll und hat wieder einen tollen mehrstimmigen Refrain, der an die frühen HTD erinnert.
„Walk With A Crooked Spine“ ist dagegen eher progressiv und experimentell und der Gesang im Refrain hat teilweise sogar einen alternativen Touch.
Der letzte Track von AOTWK ist das großartige „My Name Is Darkness“. Der Song beginnt instrumental und technisch verspielt und endet absolut brachial und episch mit einer tollen, bestechenden Gitarrenmelodie von David Krysl.
Als Bonustracks folgen dann mit „Meet Me Halfway“ von den BLACK EYED PEAS ein Cover und danach zwei Liveversionen von „Blue 42“ und „Pressure The Hinges“. An die Coverversion konnte ich mich anfangs gar nicht gewöhnen, da sie nach dem tollen „My Name Is Darkness“ absolut deplatziert ist und die Stimmen extrem künstlich klingen, aber mit der Zeit gewöhnt man sich dran. Die Live Versionen sind ok, wären aber nicht nötig gewesen.
Die Bonus DVD „To The Ends Of The Earth“ ist dagegen ein schickes Extra. Sie enthält neben den Musikvideos zu “Mad Man” und “Stitches” eine etwa einstündige Dokumentation über das Tourlebens der Band in Ländern wie Panama, Kolumbien, Deutschland, Südafrika, Neuseeland und Australien. Absolut unterhaltsam!
Für mich haben HASTE THE DAY mit Attack Of The Wolf King ein Meisterwerk und wohl eins der besten Alben in diesem Jahr erschaffen. Sie haben nach den drastischen Line-Up Veränderungen einen eigenen Stil gefunden, der ihnen sehr gut steht und sowohl alte als auch neue Fans der Band überzeugen wird. Ich hoffe, dass AOTWK die Anerkennung widerfährt, die das Album verdient. Weiter so, Jungs!