John Doe - The Last Page




Stil (Spielzeit):
Crossover / Grunge / Nu-Metal / Rock / Garage (29:00)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenvertrieb / über iTunes, Amazon etc.  (02.08.10)
Bewertung: 8 / 10 

Link: http://myspace.com/frustrock

Nach langer schwerer Krankheit oder doch: plötzlich und unerwartet… ? Wie auch immer: JOHN DOE ist tot. Jäh aus unserer Mitte gerissen. „Verdammt“, werden jetzt sicher viele denken, „Das gibt’s doch nicht! …John Wer?“

JOHN DOEs  sog. Frustrock mit seinem widersprüchlichem Wechselspiel aus hysterischer Hektik & gefühlvoll-bedrohlicher Gelassenheit hatte mich vor knapp drei Jahren so überzeugt, dass ich die Österreicher gleich mehrfach genervt hatte, wann denn endlich der Nachfolger kommt…

Nun; da ist das gute Stück. (Exklusiv in digitaler Form!) „The Last Page“ ist der dritte und leider letzte Akt im Drama aus Selbstzweifeln und Weltschmerz um jenen so fürchterlich frustrierten JOHN DOE. Nun hat er bzw. die  Band sich also suizidiert. Schade das! Aber wie wird’s im eröffnenden „Breach“ so (ironisch) hoffnungsfroh herausgeschrien? „This is the end /  this is my chance (…) I hope, God will save me!“ Auch wenn die panische Verzweiflung in der Stimme aller Hoffnung Hohn spricht, vielleicht sind ja doch noch nicht alle Messen gesungen…

Nur wenig hat sich zwischen „In My Own Cage“ und den acht finalen Rettungsschüssen auf "The Last Page"getan: Prinzipiell  hätte, musikalisch besehen,  jedes Stück ebenso gut vom Vorgänger sein können. Auch sie verfolgen die Pendelbewegungen zwischen ruhigen Passagen, die an Grunge, TOOL,  (sogar) Nick Cave oder auch nur an JOHN DOE erinnern mögen, und ruppigen, aggressiven Eruptionen, die mit coreartiger Hysterie vorgetragen werden (ohne je in einen blastgetriebenen Geschwindigkeitsrausch zu verfallen). Kurze, aber immer doppelgesichtige Nummern, etwas sperrig zumeist, aber immer groovy. Mit feinem Gesang und schlichter, aber extrem prägnanter Rhythmusarbeit, gerade in den ruhigeren Phasen… So war es, so ist es geblieben. 

Offenbar hätte ich das Review vom Vorgänger also bloß zu kopieren und ggf. ein paar Songtitel zu ändern brauchen?! --- Jein!

Denn bei aller Ähnlichkeit und verbliebener Qualität… Ich empfinde „The Last Page“ insgesamt nicht ganz so euphorisierend, so verstörend, so extrem wie den Vorgänger. Mit dem Fehlen eines würdigen Nachfolgers zu „Wasn’t Me (New Edition)“ ist das natürlich nicht zu erklären. Auf breiter Front ist ein minimaler Kreativitätsverlust zu verzeichnen. Dennoch bleibt das Trio weit entfernt von aller Mittelmäßigkeit und liefert eine würdige Bestattung ab. Abgesehen davon:  ihr konsequenter, eigener Stil polarisiert einfach zu stark. Man mag das angewandte Schema sich auf- und entladender (kontrollierter) Amokläufe durch Grunge, Nu-Metal und Garagenrock -- oder eben nicht.

Ob die Band selbst einen milden Substanzverlust bemerkt hat, und deshalb die Reißleine zieht? Wer weiß. Jedenfalls hoffe ich trotz Genörgels darauf, dass jene Zeile in „The Point of now Return“ prophetisch zu verstehen ist: „It’s not the end“…