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Hell yeah, dieses Album ist nichts für zartbesaitete Gemüter: es tritt dir ins Gesicht, schleudert dich zu Boden, streut Sand in deine Augen und verwirrt dich damit, dir auf einmal wieder aufzuhelfen. Allerdings stehst du noch nicht wirklich wieder auf deinen wackeligen Beinen, bevor es dich wieder niederreißt und dir den Gnadenstoß verpasst. Ein extrem physisches Album, welches den ganzen Spaß des ChaosCores zeigt. Lang lebe THE CHARIOT!
Vermutlich reicht diese kleine Einleitung bereits, um mir meinen Enthusiasmus für dieses Album anzumerken - ich bin selber beinahe überrascht, zu welchen Begeisterungsstürmen mich diese halbe Stunde Krach verleitet, aber hier stimmt einfach alles. Die Stimme ist aufgekratzt wie Mückenstiche unterm Fuß, die Band spastisch, überdreht und brutal, und der Sound zerschreddert dir deine Trommelfelle.
Von Anfang an geben THE CHARIOT (aus Atlanta) hier Vollgas: die Gitarren sind so überdreht, dass sie in kurzen Pausen sofort ins Feedback geben und so den Krach noch vertiefen – das ist mit Sicherheit nicht jedermanns Geschmack. Aber wer jetzt glaubt, dass „Long Live" (es müsste das fünfte Album der Amis sein) ein einziger auditiver Klumpen Hass ist, verpasst die Kleinigkeiten: immer mal wieder gibt es kleine Inseln der Harmonie – oder zumindest kleine Ruhezonen im Auge des Tornados. Sei es der reingeschnittene Atlanta-Song bei „Calvin...", die Ohos bei „The City" oder der gesprochene Part in „David De La Hoz". Denn trotz der ungestümen Wut des Albums ist das Chaos hier organisiert und kanalisiert.
Wer NORMA JEAN mag, sich gewünscht hätte, UNDEROATH wären in die ChaosCore-Ecke gewechselt, und wer bei DILLINGER ESCAPE PLAN den Hardcore vermisst, wird mit diesem Album glücklich – aber nicht allein. Wer sich auf eine "Tour de Force" einlassen möchte und schauen will, wie weit sein Verständnis für Krach geht, sollte sich dieses Machwerk ebenfalls unbedingt anhören. Laut, roh und doch durchdacht. Selten war Krach schöner!