Red Fist Revolution - The Fall Of Goliath

Red Fist Revolution

Stil (Spielzeit): Crossover (40:12)
Label/Vertrieb (VÖ): Youngside Records (02.08.11)
Bewertung: 8 / 10

Link: http://www.myspace.com/theredfistrevolution

Weit mehr als bloß Musik… In diesem überaus sonderbaren Debutalbum steckt ein äußerst aufwendiges Konzept, eine ziemlich außergewöhnliche Mischung aus hintergründigem Sinn und augenzwinkerndem Charme, jede Menge Kreativität und nicht zuletzt literweise Herzblut. Was der gute Herr Stewart, bekannt aus der recht eigenwilligen Rocktruppe CONSPIRACY OF THOUGHT, mit seinem Soloprojekt RED FIST REVOLUTION auf die Beine gestellt hat, mag musikalisch vielleicht nicht zwingend jeden anvisierten Geschmack treffen, besticht aber dafür ganz klar durch ein aufwendiges Gesamtbild und einen umfangreichen Ideenreichtum. Wenn man als potentieller Rezensent anstatt des sonst üblichen Promo-Beipackzettels eine hochwertige rote Mappe mit jeder Menge als Geheimakte des fiktiven Widersachers namens „Goliath OverClass“ getarnter Informationen sowie einigen Gimmicks erhält, ist das Interesse auf alle Fälle schon mal geweckt und es fällt deutlich schwerer, unvoreingenommen an die zu bewertende Musik heranzugehen. Ich bin ja eigentlich nicht bestechlich, aber das Promo-Paket von RED FIST REVOLUTION war besser als Weihnachten. Dafür muss es einfach ein Extrapünktchen regnen...

Die verbleibenden sieben Punkte hingegen hat sich der sympathisch verrückte Ben Stewart alias „Trooper Chrysalis“ wirklich redlich verdient. Er hat ja auch hart genug dafür gearbeitet. Ist „The Fall Of Goliath“ auch nicht unbedingt ein Album, welches in Zukunft noch öfter mal in meiner Anlage rotieren wird, so kann ich doch auch nicht behaupten, die insgesamt vierzehn musikalischen Werke darauf hätten mich nicht irgendwie berührt. Die einzelnen Tracks sind teilweise derart unterschiedlich in ihren stilistischen Grundlagen, dass dem geneigten Hörer kaum eine Möglichkeit eingeräumt wird, diese Scheibe nur nebenbei laufen zu lassen. Man wird geradezu gezwungen, hinzuhören, was einerseits durch die eigenwilligen musikalischen Vorgehensweisen erreicht wird, welche streckenweise ein wenig an SYSTEM OF A DOWN erinnern, andererseits aber auch durch die Eingängigkeit der Hooklines, welche nicht selten starkes Ohrwurmpotential besitzen und über einige eher langweilige oder etwas zu schräge Passagen bereitwillig hinwegsehen lassen. Wer also mit solch originellen Kapellen wie NINE INCH NAILS, MUSHROOMHEAD oder eben SYSTEM OF A DOWN sympathisiert, der wird hier sowieso nicht enttäuscht. Alle anderen hingegen sollten wohl vor dem Kauf erst einmal probehören...

Einige Songs wirken fast wie radiotaugliche Rockhymnen der Neuzeit, während andere eher die Attitüde der Siebziger vermitteln. Gelegentlich dominieren elektronische Klänge, welche sich teils auf Keyboardmelodien beschränken, teils aber auch richtig schön stampfen. Neben etlichen gutgelaunten Partynummern sind auch einige tiefsinnige Balladen enthalten und das abwechslungsreiche Gesamtbild wird abgerundet durch dezente Metal-Anleihen sowie viele stilistische Aspekte des gemeinen Crossovers wie der Einsatz verschiedenster Instrumente und sogar eine diskrete Rapeinlage. Der Sound ist sauber und die Strukturen sind zumindest überwiegend nachvollziehbar und laden oft zum Tanzen ein. Lyrisch werden, wie auch nicht anders zu erwarten, Klassenkampf und Revolution behandelt. Allerdings nicht auf die übliche Art und Weise, sondern als zusammenhängende Geschichte. In dieser bekämpft Protagonist Trooper Chrysalis mit der Untergrundorganisation RED FIST REVOLUTION einen totalitären Überwachungsstaat und stürzt diesen selbstverständlich am Ende. Eine richtige Rockoper in vierzehn Akten also...

Diese wird zudem durch ein entsprechend bebildertes Booklet und sogar etliche Videos, die es online zu begutachten gibt, ergänzt. Mastermind Stewart aus Kalifornien, welcher lediglich an den Tasteninstrumenten und durch drei Background-Stimmen unterstützt wurde, hat hier also wirklich alle Register gezogen, um ein außergewöhnliches Konzeptalbum zu schaffen. Ob sich dieses nun auch für den täglichen Hörgenuss eignet, muss letztendlich jeder für sich entscheiden. Ideenreiche Songstrukturen, anspruchsvolle Handarbeit sowie der angenehme Gesang, welcher stark an MUSHROOMHEAD erinnert, bieten jedenfalls reichlich Potential...


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