Stil/Spielzeit: Metalcore / Elektro / DubStep (36:48)
Label/Vertrieb (VÖ): Acuity (Digital) (11.11.11)
Bewertung: leider nur 6,5 / 10
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Berlin ist ja grundsätzlich gerne trendy und ganz vorne mit dabei. Ähnliches bezwecken wohl auch die von dort stammenden MADISON AFFAIR – die unheimlich aktuellen Metalcore mit Techno/Elektro-Sounds machen. Und wenn sie dabei nicht alle bösen Klischees durchreiten würden, könnte mir das ganze eigentlich richtig gefallen.
Denn vor allem ihre Metalcore-Parts gehen gut nach vorne und zeigen eine spielfreudige Band, die in einem überlaufenden Genre eine gute Figur macht. Leider können sie es dabei nicht belassen. Denn wenn die Elektro-Einflüsse nicht schon reichen, dann gehen sie sogar soweit und verfremden die cleane Gesangsstimme so ekelhaft auf Radio-Pop, dass es für zwei Sekunden ein Zwinkern und für den Rest der Platte Angela-Merkel-Gedächtnis-Mundwinkel hervorruft. Dieser Cher-Effekt ist zwar in den letzten Jahren sehr beliebt geworden – ich finde ihn aber beim Metal und Hardcore nach wie vor mehr als einfach nur unpassend.
Was mir an den elektronischen Elementen dann doch wieder gefällt, sind die leichten Ausflüge in den DubStep – KORN haben ja auch erst vor kurzem gezeigt, dass diese Spielart auch für den Metal interessant sein könnte. Nicht, dass man „Teenage Time" jetzt für eine Reggae-Metal-Bastard hält. Zum Großteil bedienen sich MADISON AFFAIR bei den gleichen Quellen, an denen auch HIS STATUE FALLS, BIONIC GHOST KIDS oder ESKIMO CALLBOY dran waren, aber sie gehen eben noch ein kleines Stück weiter – und sind dabei auch interessanter.
Schade, dass sie ihre Refrains und Hooks so dermaßen cheesy verfremden und damit eher nach MTV als nach ernstzunehmender Musik klingen – denn diese fünf Berliner haben es auf ihrem Debut zum ersten Mal geschafft, mich nicht durch die ultra moderne Verbindung von Metal und Elektro abzuschrecken. Denn im Gegensatz zu den gerade genannten Referenzbands wirken die Elektro-Elemente sehr organisch in die Musik integriert und eben nicht aufgesetzt – selbst wenn sie mal so richtig vom Leder ziehen. Außerdem sind auch, wie erwähnt, die Metalparts so schön auf die Fresse, dass sie nicht als Kompromiss auffallen.
Wenn man also über ihren Hang zur Übertreibung bei den Hooks hinwegsehen kann, können MADISON AFFAIR wirklich Spaß machen. Allerdings sind Stücke wie „The Hardest Storm" einfach nur peinlich, Jungs. Denn das klingt dann schon wieder so aufgesetzt, wie mir ESKIMO CALLBOY mittlerweile vorkommen. Wenn der Stimmenverfremder beim nächsten Album im Schrank bleibt, könnte ich mir eine wesentlich bessere Wertung vorstellen.