Stil (Spielzeit): Metalcore (37:00)
Label/Vertrieb (VÖ): Coroner / Twilight (12.03.12)
Bewertung: 8,5 /10
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Und auf einmal kommt da wieder mal so eine Band, die ich absolut nicht auf dem Zettel hatte, die dazu auch noch extrem modern klingt – aber mich trotzdem mehr als nur beeindruckt. LIVING CORPSE aus Italien bieten genügend Angriffsfläche, legen aber dennoch ein unglaubliches Album ab!
Die ersten Sekunden klingen nach EMMURE und ich mache mich auf stumpfen Mosh gefasst. Kurz danach kommen ziemlich hippe Dubstep-Einflüsse und ich denke an THE SOUTHERN ORACLE. Wenn es dann weitergeht, kommen auf einmal weibliche Vocals und DEADLOCK scheinen durch. Aber spätestens ab dem dritten Song wird mir klar, dass ich hier auch die ganze Zeit bereits BRING ME THE HORIZON heraushöre. Das klingt jetzt erst mal ziemlich zusammengeklaut und ja, man hört ihnen ihre Einflüsse deutlich an. Aber bei welcher Band ist das denn nicht der Fall?
Und dieses zweite Full-Length der Italiener verbindet nun mal all diese Einflüsse auf eine sehr stimmige und wirklich auch interessante Art. Die Songs sind abwechslungsreich – was alleine schon durch den Einsatz elektronischer Mittel versucht, aber auch auf viele andere Arten erreicht wird. Ab und zu sind sie poppig und danach zeigen sie wieder so richtig Kante. Die Sologitarre ist extrem geil, kommt aber nur ganz gezielt und eher selten zum Einsatz. Cleane Vocals sind möglich, werden aber nicht inflationär benutzt und auch die Breakdowns klingen nicht so rein gequetscht, wie es bei vielen Kollegen der Fall ist.
Der Sound ist fett, aber nicht übertrieben und erzeugt teilweise eine Atmosphäre, die vielen in der „100%-Hau-Drauf-Fraktion" total abgeht – wieder ein Punkt für die Individualität und ihr Facettenreichtum. Zwar sind LIVING CORPSE noch nicht der nächste Schritt des Genres, aber sie schaffen es, Metalcore sehr modern zu spielen ohne sich dabei zum Kasper zu machen und hauen einen geilen Song nach dem anderen raus. Seit ihrer Gründung 2000 haben sie also gut aufgepasst. Meiner Meinung nach ist „And Everything Slips Away" wirklich ein Schuss frisches Blut für das Genre und ich fühle mich über eine halbe Stunde extrem gut unterhalten. Klingt irgendwie nach Sommer in Corehausen!