Stil (Spielzeit): Death / Thrash / Core / Modern (58:37)
Label/Vertrieb (VÖ): Century Media / EMI (01.06.12)
Bewertung: 9 / 10
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THE AGONIST sind zurück und hinterlassen wie gewohnt verbrannte Erde! Auf ihrem mittlerweile dritten Album scheinen sie sich – ganz wie im Klischee – so langsam gefunden zu haben!
Als erstes fällt auf, dass „Prisoners" vielleicht einen ganz kleinen Tick weniger extrem, dafür aber musikalisch breiter aufgestellt ist. Und dass diese „Chanson-Einwürfe" von Sängerin Alissa nicht mehr wirklich vorkommen und das Album damit etwas weniger dieser gewöhnungsbedürftigen Dramatik innewohnt – was THE AGONIST auch besser zu stehen scheint. Es ist aber auch nicht so, als ob die Produktion weniger aufwändig wäre – die Dame doppelt sich nach wie vor selber und singt auch Chöre ein – nur eben weniger hysterisch.
Wobei: weniger hysterisch soll nicht bedeuten, dass die Kanadier weniger heftig geworden wären. Sie machen nach wie vor ein ultrafette Variante des modernen Metals, haben keinerlei Scheuklappen auf und das absolute Glück, an jeder Position mit einem echten Talent bestückt zu sein. Allein wie die Saitenfraktion die Songs angeht, macht ungeheuren Spaß. Man kann am Anfang eines Songs nie sicher sein, in welche Richtung er geht, weil die Band dauernd Haken schlägt – ohne anstrengend zu werden – die Tempi und Herangehensweise ändert und dennoch fantastische Songs mit grandiosen Cleanvocals raushaut.
Man wundert sich so oder so, wie Sängerin Alissa so derbe growlen und dann noch eine so begeisternde Cleanstimme haben kann – und wie sie über diese Songs immer wieder um einfach Lösungen bei den Vocals herumkommt und dafür mal aber sowas von geniale Zeilen raushaut, die sogar inhaltlich Daseinsberechtigung haben. Bei den Metallern geht es nämlich vielmals um Tierschutz und man nimmt der Sängerin ab, wie sehr ihr das Thema ans Herz geht.
Die Riffs sind immer in Bewegung und verändern sich schnell oder leiten in den nächsten Part über. Überhaupt machen die beiden Gitarristen und der Basser hier echt ein Fass auf, weil sie zwar auch ein wenig Mosh nutzen, aber mit ihrem Riffing eine extrem große Menge an Bands hinter sich lassen. Härte und Melodik innerhalb der Riffs halten sich die Waage, ohne dass sie auf bekannte Versatzstücke zurückgreifen müssten. Außerdem schaffen sie es irgendwie, die Songs sich wirklich voneinander unterscheiden zu lassen. Wenn ich mir überlege, wie viele Metalcore- oder Metalbands ich schon besprochen habe, die immer nur die gleiche Art von Riff hin und herwälzen und dann auch noch die Songstrukturen wiederholen – ich möchte sie am liebsten bei Danny Marino und Pascal "Paco" Jobin in die Gitarrenschule schicken.
THE AGONIST schaffen ein Album, welches ein paar direkte Hits, ein paar etwas atmosphärisch angelegte Stücke und ein paar sehr harte Songs mit dabei hat. Und immer klingt es nur nach THE AGONIST und verbindet böses Gegrowle mit Cleanvocals, die den Hörer fast erschlagen können. Dabei bleiben sie musikalisch hungrig, sehr wach, spielfreudig und winden sich wie eine Schlange. Auch das Drittwerk der Kanadier zeigt modernen Metal der Spitzenklasse!