Diese Band wird in England gehyped, erzählt teilweise Lächerliches im Infoschreiben und ist hier auf Sony unter Vertrag. Es gibt also mehr als genügend Gründe, WHILE SHE SLEEPS erst mal vorsichtig aus der Nähe zu betrachten. Habe ich auch gemacht. Und hier so etwas wie eine gepushte Fearless-Records-Band erwartet. Weit gefehlt.
Denn im Gegensatz zum allgemeinen Trend sind die Briten hier weder mit Keyboards noch mit unzähligen Moshparts ausgestattet. Dafür aber vor allem mit einem: Energie. Und genau diese Energie macht „This Is Six" zu einem ziemlichen Monster von Album. Bereits die ersten beiden Stücke reißen den Hörer mit – sei es durch Geschwindigkeit („False Freedom", das ein wenig Richtung ARCHITECTS geht) oder Druck (der Opener, der mich an SCALPING SCREEN erinnert).
Schön ist auch zu sehen, wie sich die vordergründige Energie des Hardcores mit dem Riffing des Metals hier die Waage hält und WHILE SHE SLEEPS dann noch versuchen, dem Ganzen ein paar zusätzliche Seiten abzugewinnen. So gibt es hier Chöre und unerwartete Zwischenparts, die in den meisten Songs auch wirklich funktionieren. Ok, das ein oder andere Mal wirken genau diese Parts ein wenig wie mit Copy und Paste eingebaut und effekthascherisch – aber hey, wenn man sich etwas traut, dann kann auch mal etwas daneben gehen.
Da diese Parts meist einen etwas poppigeren Geschmack haben, kann man natürlich schnell die Sell-Out-Karte zücken. Haben die ARCHITECTS sich verkauft, weil sie zugänglicher geworden sind? Sind BRING ME THE HORIZION auch auf Platte albern, weil sie sich so stark den Einflüssen der produktionstechnischen Möglichkeiten geöffnet haben? Oder mag man es, wenn Bands versuchen, dem Metalcore-Schema noch etwas hinzuzufügen?
Nachdem WHILE SHE SLEEPS 2010 mit ihrer EP „The North Stands For Nothing" ziemlichen Staub aufgewirbelt haben, wird auch ihr erstes Langeisen für Diskussionen sorgen. Meiner Meinung nach haben die Jungs aus Sheffield hier aber die Möglichkeit, mit der Qualität des Albums zu punkten und nicht durch den eigenen Hype unterzugehen. Das Album hat jede Menge Druck, aber auch viel Melodie, schaut gerne über den Tellerrand hinaus (siehe ARCHITECTS-Vergleich) und es traut sich an bestimmten Stellen auch was. Dazu noch diese wunderbar aufgekratzte, heisere Stimme und fertig ist ein wirklich geiles Album, welches ruhig ein klein wenig gefeiert werden darf.