Stil (Spielzeit): Metalcore / Metal (50:42)
Label/Vertrieb (VÖ): Metal Blade / Sony (21.09.12)
Bewertung: 8 /10
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Nachdem ihr letztes reguläres Werk „The Powerless Rise" zwar ein Gewaltakt, aber keine Steigerung ihrer Qualitäten, sondern eher einen kleinen Rückschritt darstellte, sah ich AS I LAY DYING zum ersten Mal mit etwas anderen Augen. Danach kam dann so ein halbgares Teil mit Coverversionen raus und ich hatte bereits das Gefühl, der Zenit der Band aus San Diego wäre überschritten.
Und als „Awakened" nun vorlag, wusste ich auch erst mal nicht ganz genau, wie ich reagieren sollte. Eines ist klar: Der Weg von „The Powerless Rise" wurde unterbrochen und AILD versuchen jetzt keinen Extremmetal mehr zu machen – wie es mir die Plattenfirma damals zu verkaufen versuchte. Es geht eher wieder in die Richtung „An Ocean Between Us". Allerdings erreichen sie die Bandbreite nicht, die sie 2007 hatten. Vor allem die eher „ruhigeren Momente" sucht man auf „Awakened" schon eher mit der Lupe. Kann man der Band jetzt also pure Selbstkopie vorwerfen?
Nicht wirklich. Ich meine wenn es danach ginge, dürfte ich die meisten Bands ja gar nicht positiv bewerten, die bereits ein paar Jahre im Geschäft sind. AS I LAY DYING haben sich einfach wieder auf ihre Stärken besonnen und die letzen Experimente beiseite geschoben. Man hört dem Riffing hier einfach an, wer die Saiten bedient und die Stimme von Lambesis ist eh genial und markant. Die cleanen Gesangsparts des Sängers sind zwar ein wenig vorhersehbar und kommen auch irgendwie bereits ganz gut bekannt vor – aber sie sitzen einfach und bereichern diese thrashigen Metalcoresongs ungemein.
Die einzigen Experimente, die man hier einging, betreffen den Sound: Man nahm zum ersten Mal mit Bill Stevenson auf, der eigentlich eher im Punkrock/Hardcore bekannt ist – dort aber auch mit den Größen des Genres arbeitet. Und ja: der Sound ist weltklasse, aber mit weniger wären AILD auch nicht vor die Hörer getreten.
Die Songs selber sind wie erwähnt alle etwas näher aneinander als auf „An Ocean Between Us", aber sie zeigen die Stärken der Band: sie sind extrem tight, vermischen sehr geiles und teilweise auch echt abgefahrenes Riffing mit viel Melodie und der über allem thronenden Stimme von Tim Lambesis. Ich hätte es zwar geil gefunden, wenn sie solche Intros wie bei „Overcome" auch noch ausbauen und in die Songs integrieren können, aber hey: never change a winning team, oder so. Die Stücke springen dem Hörer ins Gesicht und strotzen nur so vor Melodien, bevor es einen dicken Moshpart setzt.
Selten klang Stagnation so frisch. Denn das Songwriting liegt diesen Jungs einfach. Wenn sie es jetzt noch schaffen, den Esprit von 2007 oder meinetwegen auch 2003 wieder zu finden, werden sie sich wieder selbständig an die Spitze des modernen Metals stellen können. Mir jedenfalls macht „Awakened" ziemlichen Spaß!