Stil (Spielzeit): Hardcore, Death, Prog (40:36)
Label/Vertrieb (VÖ): Listenable / Soulfood (02.02.09)
Bewertung: 8,5 / 10 Punkten
Link: http://www.myspace.com/theeyesofatraitor
Am Anfang machen es einem THE EYES OF A TRAITOR relativ einfach sie nicht zu mögen: Direkt ab der ersten Sekunde beginnt der Sänger mit einem Gegrunze, welches sich ziemlich prollig anhört und darunter liegen dann NuMetal-Riffs. Als dann noch der cleane Emo-Refrain einsetzt war für mich die Sache eigentlich schon gegessen.
Aber glücklicherweise gehöre ich ja nicht zu den Leuten, die dann die CD bereits ausmachen, denn ab der zweieinhalbten Minute wendet sich das Blatt: Der Gesang wechselt in Hardcoreshouts und wirkt sehr angenehm aufgekratzt und verzweifelt und auf einmal machen die Gitarren auch gar keinen NuMetal-Eindruck mehr. Das ganze mündet dann sogar in cleanen Akkordzerlegungen, die zum Posthardcore passen würden um dann in einen wahrhaft furiosen Endteil zu bersten. Puh, was für ein Ritt und was für eine Wendung!
Und so spannend bleibt das Album fast auch auf ganzer Länge. Filigrane Gitarrenparts wechseln sich mit stumpfen, aber wirkungsvollen Auf-Die-Fresse-Parts ab, es darf auch mal ein kranker Drumtakt auftauchen, der Gesang springt immer zwischen dem Gegrunze und der Verzweiflung hin und her und wird dann durch die Hooks aufgelöst. Überhaupt ist es schön zu hören, wie eine so junge Band so frei von der Leber weg spielt und sich relativ wenig um Genregrenzen kümmert. Immer wieder haben sie frische Ideen an Bord und springen so zwischen Melodie, brutaler Stumpfheit, klasse Soli, ausgefeilter Rhythmik, guten Hooklines und Bands wie KILLSWITCH ENGAGE, LIGEIA, EMMURE, ARCHITECTS undundund hin und her. Zwischendurch darf auch mal ein Klavier eine wichtige Rolle spielen ohne dabei ins Balladenfach abzurutschen – HOPESFALL fallen mir da schon eher ein.
Für ein Debüt (nach einer EP Namens „By Sunset“ 2007) ist das hier mehr als ordentlich! Aber vermutlich wird es einfach auch schon was heißen, wenn diese Band zuerst bei Thirty Days Of Night Records unter Vertrag waren, die auch schon den Weg für BRING ME THE HORIZON oder GALLOWS geebnet haben. Ich jedenfalls bin sehr froh, die ersten 120 Sekunden nicht zum Maß aller Dinge gemacht, sondern mich auf dieses frische Stück moderner Musik eingelassen zu haben. Geile Platte, bei der selbst das Stumpfe im DeathCore noch gut rüberkommt, weil so viel anderes dagegen gehalten wird.