Cadaveres - Evilution (CD) / Devil's Dozen (DVD)




Stil (Spielzeit): Neo-Thrash / Nu-Metal (CD 40:48)
Label/Vertrieb (VÖ): Edge Records (2009)
Bewertung: 7 / 10

Link: www.myspace.com/cadaveres

 

CADAVERES Debüt „Soul of a New Breed“ hatte es mir ziemlich angetan, was in erster Linie an der fürchterlich treibenden Rhythmussektion und an Gabó Ádám lag, seines Zeichens exquisiter Sänger. Zusammen mit gut runtergeschrubbten Riffs und einem feinen Instinkt für echte Hooklines ergab das eine zwar relativ zahme, aber sehr eingängige Neo-Thrash-Variante... Und so kam es, dass ich ihnen zusprach, EKTOMORF den ungarischen Neo-Thrash-Thron abzusprechen. 

Das war dann doch etwas gewagt wie Album #2 zeigt, denn „Evilution“ kann das Niveau des Vorgängers bei weitem nicht halten. Auch wenn sich prinzipiell wenig geändert hat, hat sich eigentlich fast alles geändert. Der „relativ zahme“ Neo-Thrash ist beinah zu Nu-Metal regrediert, die guten Hooklines sind nur noch halb so gut, aber doppelt so sehr auf „Gut“ getrimmt. 

Allein Gabó Ádám überzeugt noch wie auf dem Debüt; in diesem Punkt muss man sich in Ungarn noch immer allenfalls hinter Rob Flynn bzw. MACHINE HEAD verstecken. In „In Oracle of Time“ nicht mal hinter denen. Dabei gibt’s hier gar keinen Gesang, sondern einen ungarischen Monolog, der von weiß-Gott-was handelt. -- Gewiss lebt die Nummer auch etwas vom rauen Charme der ungarischen Sprache; aber wie Gabó nach sehr ruhigem Beginn auf akustischem Fundament in Zeitlupe explodiert, ginge das wohl sogar auf Sächsisch unter die Haut. Ansonsten glänzt er je mehr, je melodischer das Fundament.

In den ruppigen Passagen dagegen macht die Band gegen MACHINE HEAD, SOULFLY und auch EKTOMORF nun gar keinen Stich mehr. Aber der hier und andernorts bemühte Vergleich ist nicht sonderlich geschickt. CADAVERES wollen offenbar etwas anderes. Es geht nicht um groovende Härte, sondern um harten Groove. Der Akzent liegt schlicht anders. 

Auf dem Debüt klappt das extrem gut. Diesmal ist das Song-Material einfach nicht so tragfähig; zu durchschnittlich und zu bemüht, anstatt einfach nur das Haus zu rocken. Dabei fehlt es diesmal gegenüber dem Vorgänger an allem: an Biss & Grundhärte, unentrinnbaren Hooklines, Spielfreude, Groove. Vom einen mehr, vom anderen weniger. 

Wenn sich das Schicksal einer Band mit dem dritten Album entscheidet, wie ein altes Vorurteil will, dann sollte man den Ungarn noch eine Chance geben. Dass das Songmaterial des Debüts entschieden griffiger war, davon kann man sich auf der beiliegenden DVD überzeugen.

„Devil’s Dozen“ ist ein gut gemachter Konzertmitschnitt vor, glaube ich, heimischen Publikum. Zumindest verstehen die Leute offenbar die Ansagen. Die Songauswahl ist wie der Zeitpunkt der Aufnahme erwarten lässt, eher an altem Material orientiert. Von „Evilution“ habe ich nur „Unholy Spirit“ ausmachen können.( Das allerdings kommt „live“ dann doch einen Tacken besser. Da schlägt denn wieder die doppelte Trommleranzahl positiv durch. Die gibt auch ein Phil-Collins-Chester-Thompson-Gedächtnis-Duett zum Besten. Hätte allerdings gern länger sein dürfen. Ansonsten wird ohne viel Theater der Gig souverän runtergespielt, was das Publikum zu würdigen weiß. 

An Sound- und Bildqualität gibt’s mal gar nichts auszusetzen; als Extras ein paar sympathische Back- und Offstage-Impressionen, den Clip zur Single und Video-Portraits der Bandmitglieder. Wenigstens englische Untertitel hätten aber nicht geschadet. Als Bonus ist das mehr als bloß okay, um ein 5,5-Album aufzumotzen und auf 7 Punkte zu reißen. Jedenfalls gibt’s Vollpreis DVDs, die weniger gut gemacht sind.
Andererseits hätte ich mir eher ein besseres Album ohne DVD gewünscht.