Geschrieben von dirk-bengt Montag, 17 Dezember 2007 19:06
For Heaven's Sake - In Comfort Of Compassion (MCD) Tipp
Stil (Spielzeit): Metalcore (21:32)
Label/Vertrieb (VÖ): Eigenregie / Heartbeatmedia (15.09.07)
Bewertung: 8,5 / 10
Link: http://www.thesake.net
Zeit für etwas Schulfunk, weil die Truppe hier sicher nicht allzu viele kennen dürften. Schulfunk ist dem Alter der beteiligten Musiker auch angemessen. FOR HEAVEN’S SAKE sind aus dem U.S.A: dem unteren, süddeutschen Abschnitt; keiner der Jungs ist älter als Anfang 20 und ihr Promo-Sheet macht klar, die Fünf brauchen ihr Taschengeld noch nicht für Hautpflegeprodukte zu verschwenden. Überhaupt ist man derart ungestylt, sieht nach den üblichen subkulturellen Dresscodes derart uncooool aus (irgendwas zwischen Zeugen Jehovas und Azubis zum Versicherungsfachangestellten), dass es schon fast widerlich cool ist. Man ahnt, das sind Totalverweigerer der Tattoo- und Piercing-Pflicht. Keine Matte*, kein rasierter Schädel, no Kopfsocken at all.
Warum auf diesen Banalitäten wie Alter und Outfit so `rumgeritten wird? Weil das in dieser Kombination und Ausprägung ein Zeichen von Selbstbewusstsein und Reife sein könnte, die in dem Ausmaß und für das Alter sicher nicht selbstverständlich, sondern beeindruckend ist. Und viele Mucker, man denke nur mal an diverse Schwachmaten der norwegischen oder ostzonalen BM-Szene oder auch MANOWAR, werden diese Reife vermutlich nie erlangen.
FHS gibt’s seit gut drei Jahren mit den üblichen Besetzungswechseln. (Und schon kann man auf Gigs u.a. mit Madball zurückblicken.) ICOC ist nach den mir unbekannten ersten beiden Demos (für Feivel: falls ihr noch Exemplare habt und entbehren könnt, schickt sie einfach zu meinen Händen an die Redaktion ;-)!) die zweite Veröffentlichung. Sechs Tracks, die sich ohne Widerstand in der Metalcore Schublade verstauen lassen. Also keiner umständlichen Erklärung der Bausteine bedürfen. --- Eher noch als die von der Band selbst angeführten Vergleiche DEATH BY STEREO (dafür sind FHS etwas zu weit von den Hardcore-Wurzeln weg) oder ATREYU (dafür sind ATREYU nicht catchy genug) fällt mir AS I LAY DYINGs „Shadows Are Security“ ein. Letztlich aber ist das Erbsenzählerei. Was eher zählt:
FOR HEAVEN’S SAKE sind derart weit, dass man die Bio als Fake abtun möchte: hier wird derart gekonnt und tight abgerockt, wie es die meisten Kapellen auch nach 10 Alben und 20 Jahren Erfahrung nicht hinkriegen werden. Alle Kompositionen sind so abwechslungsreich wie es im Core geht, um nicht den roten Faden zu verlieren. FOR HEAVEN’S SAKE machen neben geiler Mucke vor allem eins: riesigen Spaß. Das liegt nicht zuletzt an Raphael Schmidts Feeling für phantastische Gesangslinien. DAS ist EMO! Was hier besonders im Bereich des Klargesangs geboten wird, sucht seinesgleichen; nicht nur im U.S.A., sondern auch in den USA. Auf dem Podest der drei besten deuteschen Metalcore-Bands muß Platz gemacht werden. HEAVEN SHALL BURN, MAROON, NARZISS … Mir gefällt FOR HEAVEN’S SAKE am besten.
Da die sechs Stücke tendenziell in Eigenregie unter die Leute gebracht werden und das Review anfänglich ein wenig nach Schülerband klingt: die Produktion der CD ist über jeden Zweifel erhaben: eingespielt wurde die Scheibe im „Rape of Harmonies“, wo auch eben genannte sämtlich aufgenommen haben.
Schwächen? Vielleicht ist das Englisch noch suboptimal (man ahnt, was uns der politisch korrekte Dichter sagen will, aber es geht zweifelsfrei etwas eleganter), ansonsten … Thumbs very up!
p.s. wegen der CD fragt Ihr wohl am besten mal bei Thomas Frick (feivel87@googlemail.com) nach
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* Gitarrist Mischi HATTE ne Rasta-Matte, aber der Bart ist zwischenzeitlich ab. Schade, er war so’n netter Quoten-Freak