War From A Harlots Mouth - In Shoals

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Stil (Spielzeit): Chaoscore/Sludge (36:41)
Label/Vertrieb (VÖ): Lifeforce Records (24.04.09)
Bewertung: 5,5 / 10 Punkten

Link: www.myspace.com/warfromaharlotsmouth

Knappe zwei Jahre nach ihrem Debut kehren die Transmetropolitaner von WAR FROM A HARLOTS MOUTH mit einem neuen Album im Gepäck zurück. Selten wurde eine Band in einer solchen Form gehypt, aus dem Underground geradewegs zum Plattenlabel, ohne je auch nur ein Show gespielt zu haben - so einfach sollten sich es junge Bands auf ihrem Weg nach oben natürlich nicht vorstellen. Einem guten Debut folgt nun das Nachfolgewerk "In Shoals" und spätestens hier zeigt sich, ob die Berliner dem damaligen Hype immer noch gerecht werden.

Auch am Line-Up hat sich etwas gedreht, der ursprüngliche Sänger von THE OCEAN, Nico, schwinkt nun bei WFAHM das Mikro und paradoxerweise bewegt sich auch der Sound auf "In Shoals" durch den Familienzuwachs immer mehr in Richtung THE OCEAN, im Gegensatz zu ihrem dem Math- und Metalcore verschriebenen Debut präsentieren sich die Jungs 2009 sehr roh und zäh, irgendwo mittendrin lassen auch mal ältere NORMA JEAN sowie die Noisecore-Waltzen von CONVERGE grüßen.
Dem ersten Track lauschend fühle ich mich an crustige Hardcore-Bands wie zum Beispiel RISE AND FALL erinnert, coole atmosphärische Post-Hardcore Harmonien werden untermalt mit einem schnellen punkigen Schlagzeug, während sich "der neue" in der Band die Seele aus dem Leib shoutet. Gefolgt von drückenden Downtempo-Parts und chaotischen progressiven Rhythmen stellt der erste Track "They Come In Shoals" in jeder Hinsicht Vielseitigkeit dar, drückender Metal trifft auf aggressiven Hardcore und atmosphärischen Post-Hardcore. Gegen Ende des Songs kommen dann die Einflüsse des Deathmetal zum Tragen, Blast-Beats und dissonante Gitarrenlicks erinnern an Bands wie WHITECHAPEL, die gelungenen Gangshouts geben dem Song gegen Ende noch einmal das Besondere. "They Come In Shoals" ist definitiv ein gelungener Opener, obwohl er teilweise etwas konstruiert daherkommt, als hätte die Band beim Songwriting ihren neuen Style noch nicht wirklich gefunden.

Der zweite Song "No High Five For Coward" wirkt dann schon einheitlicher und in sich stimmiger, perfider Grindcore überstrahlt hier die Eröffnungssekunden und bricht dann in einen chaotischen Scherbenhaufen von zähem und destruktivem Sludge, groovendem Progressive-Metal und treibendem Hardcore zusammen. Die etwas schwammige und dumpfe Produktion wirkt auf den ersten Eindruck etwas ungewohnt, jedoch passt sie zu dem neuen Klangbild von WFAHM. Im vierten Song werden dann die Grindcore-Elemente ausgebaut, fiese Blastbeats, hohe Screams und destruktive Gitarren sind hier an der Tagesordnung und flicken das bisher etwas ungewohnte und lose wirkende Songwriting von WFAHM zusammen. Mit dem fünften Song "Justice From The Lips Of The Highest Bidder" frönen die Jungs ihrer Liebe zum Smooth-Jazz, zu Beginn klingt der Song wie ein Mix aus energischem Fusion und coolem Jazz, gegen Ende avanciert das Instrumental jedoch zu einer Art Post-Indie-Experiment alá MINUS THE BEAR.

"They Come In Shoals" - das kann man von den wirklich guten Tracks auf dem kommenden WAR FROM A HARLOTS MOUTH-Werk leider nur bedingt behaupten. Der neue Sänger der Band bringt zwar eine völlig neue Facette der Band ans Tageslicht, jedoch klingen die Songs insgesamt doch recht zerstückelt und wahrlos, von einigen wirklich guten Track einmal abgesehen. Musikalisch ist "In Shoals" definitiv ein Entwicklung, groovender und dreckiger Metal trifft auf technischen und schnellen Grindcore mit einer dezenten, aber authentischen Hardcore-Attitüde. Über die Produktion und den Sound der elf Tracks kann man sicherlich streiten, eins ist jedoch klar: Mit hochglanz-produziertem und klanglich astreinem Sound kann hier nicht mehr gerechnet werden, "In Shoals" klingt im Gegensatz zu "Transmetropolitan" dreckiger, düsterer und roher. Ein Schritt in Richtung Band-Authentizität ist damit sicherlich getan, jedoch bleibt die Frage offen, ob WAR FROM A HARLOTS MOUTH mit "In Shoals" ihren eigenen Sound gefunden haben. Hoffen tue ich es nicht, dafür klingt das Album einfach noch zu unausgeglichen und zusammengeflickt. Eine nette Bewertung gibts dafür.