Die deutsche Metalcore Band SHAPE MY CLARITY "überzeugt live mit einer ausgefallen Schwarzlichtshow und schafft sich mit "Neon Metal" eine eigene Nische", aha! Bringt für das Hörvergnügen daheim leider gar nichts, aber immerhin eine nette Idee für ein Alleinstellungsmerkmal. Da sich SHAPE MY CLARITY an den übersättigten Metalcore wagen, haben sie dies auch zwingend nötig.
Leider tappen SHAPE MY CLARITY, wie fast alle anderen Metalcore-Rookies, in die böse Falle. Irgendwie scheint in diesem Genre schon fast alles gesagt zu sein, sodass sich auch die junge Kölner Band nur schwer davon abheben kann. Dabei haben die fünf Musiker einiges zu bieten und auch eine Imitation oder Reminiszenz an Altbewährtes muss man auf diesem Niveau erst schaffen. Mico Pajevic ist ein sehr guter Sänger, der melodisch Druck aufbauen kann und auch zahlreiche andere Facetten abdeckt. Nicht alles ist perfekt („Ropes" wirkt sehr gequetscht), aber Vieles weit über Durchschnitt.
SHAPE OF CLARITY bemühen sich um Härte und gleichzeitig um eingängige Riffs und Hooks. Der Spagat gelingt nicht immer auf Songlänge, doch wo in „Shine" Stärken nur stellenweise aufblitzen, können Stücke wie das grobe „Asking Why" oder das treibende und von Gitarren dominierte „Black Ink." durchaus gänzlich überzeugen. Die Samples sind Geschmackssache, ASKING ALEXANDRIA, ENTER SHIKARI und BRING ME THE HORIZON experimentieren ja ebenfalls, mal mehr mal weniger, in diese Richtung. SHAPE MY CLARITY kämen eigentlich besser ohne klar. Auch wenn die Samples nicht wirklich schlecht sind, so richtig zuträglich und nötig sind sie doch bei keinem der Lieder. „Delusion Decays" würde ich sehr gerne mal ohne Kirmesuntermalung hören!
Mit „Neon Metal" gleich ein neues Genre zu erschaffen, halte ich allerdings für etwas zu mutig und ein Griff etwas tiefer in die Riffkiste hätte auch nicht geschadet. So richtig hoch ist der Wiederauflegfaktor (noch) nicht. SHAPE OF CLARITY machen deutlich, dass sie sich Gedanken gemacht haben und hinter ihrer Band Energie, Willen und Motivation für mehr steckt. Die gute Leistung auf Platte kann also mit der besonderen Liveatmosphäre sicherlich noch eine Ecke mehr überzeugen. Ich bin gespannt auf das nächste Werk und die hoffentlich stattfindende Entwicklung und Entfaltung.