Der Opener „Carry Me Away" begeistert mit einem Wechselspiel zwischen melodiösen, ruhigen Interludes und kleinen Explosionen. Leider legt das Stück auch sofort die Schwächen von INCUS offen – den Gesang. Um konkreter zu werden, nicht den Sänger an sich, der eine schöne Stimmfarbe hat, sondern die Gesangslinien. Komplett ziellos legen sich diese (teilweise) über die grandiosen Songarrangements und verwirren mehr, als dass sie nützlich sind. Während die Drei im Hintergrund ein wahres Riff- und Trommelfeuerwerk zünden, der Bass dem ganzen Stabilität und Druck verleiht, klatschen INCUS sich mit den seltsamen Linernotes selbst in den Nacken. Ich würde ganz dringend raten, einen vierten Mann zu engagieren, der diesen Part komplett übernehmen kann. Gerade bei „Masquerades" wird deutlich, wie wichtig es im Verbund INCUS ist, dass auch der Sänger alles geben und komplett charismatisch ausrasten kann. INUCS stapeln schön gemächlich ihre Arrangements aufeinander und liefern einige beachtliche Leistungen an ihren Instrumenten ab. Irgendwo zwischen Alternative Rock, Prog Rock und Grunge einzuordnen.
Musikalisch kann ich INCUS nicht wirklich fest zuordnen, was ich natürlich grandios finde. Je verschrobener, desto besser und wir möchten ja auch gerne etwas Neues haben und nicht zu den immergleichen Schemata schwoofen. Ich bin mir noch nicht sicher, ob INCUS tatsächlich so experimentell sind oder ob es das liebenswerte Genrechaos (welches niemals anstrengend klingt!) tatsächlich so beabsichtigt war. Was ja letztendlich auch keine Sau interessiert.
INCUS bringen den Hörer zum Springen, Tanzen, Headbangen und lassen genauso Zeit, um schwelgerisch schönen Instrumentalparts zu lauschen. Sehr interessante und empfehlenswerte Band, die sich dringend zum Quartett aufstocken sollte. Trotzdem reinhören, denn der Gesang ist nicht schlecht. Lediglich die Strophen sind unausgereift, einige Refrains passen durchaus. Die Punktzahl spricht für sich, also kauft euch "Lifelike" für 7 Tacken und unterstützt damit die Band!
INCUS aus Osnabrück, das Trio startet mit seiner selbstproduzierten EP „Lifelike" zum Angriff. In knappen dreißig Minuten können mich INCUS (benannt nach dem kleinen Knochen im Mittelohr, der für die Übertragung des Schalls verantwortlich ist) überzeugen. Die musikalischen Arrangements sind enorm kreativ, melancholisch und besonders die progressiven, weit ausladenden Instrumentalpassagen klingen klasse.