Defy The Laws Of Tradition - Game Changer

Defy The Laws Of Tradition - Game Changer
Der Bandname lässt es bereits vermuten: Achtziger-Metal-Traditionalisten sind hier verkehrt. Auf ihrer zweiten Scheibe verbinden die Nürnberger um Philipp Treiber noch immer harten, modernen Metal mit melodischen Passagen und klingen damit, als kämen sie direkt aus den Staaten. Da verwundert es wenig, dass man sich an einigen Ecken an Genrevertreter wie KILLSWITCH ENGAGE erinnert fühlt.

DEFY THE LAWS OF TRADITION geben selbst zu, "das Rad nicht neu zu erfinden". Dennoch wärmt man hier nicht einfach nur Althergebrachtes auf, sondern schafft ein abwechslungsreiches und spielerisch auf Top-Niveau rangierendes Album.

Besonders Gitarrensoli und Dual-Lead-Riffs sind allererste Sahne. Die Drums sind songdienlich, aber nicht überpräsent und liefern zusammen mit dem Bass, der besonders in "Live And Let Nerd" gut durchkommt, die nötige Durchschlagskraft. Zudem ist die Platte druckvoll und offenbar in Eigenregie produziert.

DEFY THE LAWS OF TRADITION gelingt eine gesunde Mischung aus Härte und Gefühl, mit der sie aber nicht zu sehr in Metalcore-Gefilde abdriften. "Hang.In" ist (auch textlich) ein brachialer Song, der das obere Ende der Härtegrenzen absteckt. Recht soft hingegen zeigen sich die fünf Bayern in "Stripped", das erst gegen Ende etwas Fahrt aufnimmt, insgesamt aber recht verzichtbar bleibt.

Meist treffen DTLOT jedoch die goldene Mitte dieser beiden Extreme. "GameChanger" punktet insbesondere mit fiesen Growls und Breakdowns, deren Härte meist mit großartigen, clean gesungene Refrains entschärft wird. Abwechslungsreiche Modern-Metal-Granaten wie das eingängige Titelstück, das mit einem KILLSWITCH-ENGAGE-Gedächtnisriff gesegnete "Here’s to Hell" und das mit einem ungewohnten, aber dennoch passenden Bottle-Neck-Solo versehene Groove-Monster "USolution" brauchen den internationalen Vergleich kaum zu scheuen.

DTLOT haben bereits jetzt den Wiedererkennungswert gefunden, an dem andere Gruppen jahrelang stricken müssen. Das gefühlvolle "WCDTOS (Six Years)" könnte so auch von TIMES OF GRACE, den Meistern des gefühlvollen Metals, stammen. Und das ist eine alles andere als leichte Übung! Liebhaber modernen Metals, der gekonnt Gefühl und Härte mit Melodie und Abwechslungsreichtum verbindet, machen bei der Wahl dieser Platte alles richtig.

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