Bury My Sins - King of All Fears




Stil (Spielzeit):
Metalcore (37:42)
Label/Vertrieb (VÖ): Guideline Records (25.10.07)
Bewertung: 8 / 10
Link: http://www.burymysins.com/
Ich höre schon wieder diese Stimmen: Die, die nicht müde werden, den Tod des Metalcore zu verkünden. Und natürlich braucht niemand mehr völlig überholte Musikstile. Und schon gar nicht, wenn die kritisierte Band, aber auch so gar nix Neues einzubringen hat. Jaja, vor soundsoviel Jahren hätte den Kritiker X das Album Y aus den Socken geholt, aber heutzutage…? --- So oder ähnlich mussten sich BURY MY SINS jedenfalls andernorts schon Anfang 2006, als das Debüt erschien, -- neben guten bis sehr guten Kritiken -- abwatschen lassen. Tatsächlich wird auch diesmal nichts, aber auch gar nichts Neues von musikhistorischer Relevanz geboten. Aber sollte das wirklich das Problem sein? Dann geht es also gar nicht um subjektiv (von mir aus auch: objektiv) gute oder schlechte Musik, sondern um eine Erfindermesse? Völlig egal, was für’n Murks … Hauptsache: neu? Mein neues Auto, meine neue Frisur, mein neuester Nu-Metal. --- Ehrlich gesagt, würde ich mich riesig freuen, gäbe es gar mal wieder Bands, die den oldfashioned Charme von TANK oder DIAMOND HEAD hätten. Ganz so charmant und überlebt sind BURY MY SINS zwar nicht, aber auch ihnen ist es völlig wurst, ob das was sie machen, trendy ist. Wichtiger ist, ob es (ihnen) gefällt. Und das tut es … hörbar. Der Spaß, den sie beim Einspielen von „King Of All Fears“ hatten, kann ansteckend sein. Sofern man sich nicht ständig befragt: wo hab ich das nur schon mal gehört? HATESPHERE? AILD?

Geboten wird also garantiert innovationsfreier MC, woran eine gewisse Nähe zum skandinavischen DM ja auch mal nichts ändert. Macht aber nichts, wenn die doppelläufige Gitarre so konturiert und frisch in der Gegend rumschrotet. Das Drumming ist tight und so variabel wie es dieses Genre zulässt. (Aber man könnte das natürlich auch mal mit `nem Jazz-Besen einspielen – zwecks Erhalt eines Innovationspreises). Die Stücke sind mehrheitlich gut, sprich nachvollziehbar strukturiert; etwas metallischer wohl als früher. Wenngleich das Basistempo genregemäß hoch ist, hat man insofern Speed herausgenommen, als die Variationen insgesamt zulasten der Höchstgeschwindigkeit, zugunsten des mittleren Tempobereichs ausgefallen sind. Dadurch behält der Hörer nicht nur leicht(er) den Überblick, sondern kriegen die Stücke auch mehr Tiefgang als man es von der Konkurrenz im Schnitt gewohnt ist. Das mit dem Tiefgang gilt übrigens auch für den Gesang -- mit zarten Abstrichen. Mir ist die Stimme, die immer wieder ihre Möglichkeiten aufblitzen lässt, nicht so variabel eingesetzt worden, wie sie es vermocht hätte und wie es auch der Musikalität der Stücke angemessener gewesen wäre. Zu bemängeln ist, wie so oft in diesem Genre, die kurze Spielzeit.

Nicht nur weil die Jungs von beiderseits des Kolonnenwegs so nett unprätentiös in die Promo-Kamera linsen, bleibt ein sympathischer und glaubwürdiger Eindruck zurück. Musikalisch spiegelt sich der in besagter Spielfreude. Vielleicht auch in den Texten. (Akustisch ist ja gewohntermaßen nicht allzu viel zu verstehen; zudem ist die Textbeilage für elektrisches Licht leider etwas kryptisch geraten: gegen die Schriftgröße konnte man aus Platzmangel vielleicht nicht viel machen, aber tut graugrüne Schrift auf grüngrauem Grund denn wirklich Not?)

Resümee: Eine fette Kaufempfehlung für alle, die wie ich keine Hemmungen haben, auch völlig antiquierter Musik etwas abzugewinnen, solange sie es versteht, Härte und Melodie so stimmig zu kombinieren. Mag das nun schneller Metalcore oder auch noch überholter und schon-dagewesener wie z.B. Doom sein. Allen anderen sei der nächste große Trend empfohlen, den die Marketingstrategen der Musikindustrie gerade für Euch ausbaldowern.